- Schach ist in: Seit der Corona-Pandemie boomt Schach im Internet.
- Durch die Netflix-Serie "Das Damengambit" begeistert der Sport aktuell auch Serienfans.
- Am 30. November feiert der Superstar des Sports, Magnus Carlsen, seinen 30. Geburtstag.
Seit Ende Oktober können Serienfans die Miniserie "Das Damengambit", im Original "The Queen's Gambit", bei Netflix streamen. Sie handelt von einem Mädchen im Waisenhaus, das zur erfolgreichsten Schachspielerin der Welt wird. Die Serie ist mit 62 Millionen Zuschauern im Monat die erfolgreichste Miniserie, die Netflix je produziert hat.
Mit einer Jahrtausende alten Sportart, die kaum Action bietet. Doch "Das Damengambit" verhilft dem Brettspiel durch eine selbstbewusste, erfolgreiche (und gutaussehende) Hauptfigur zu einem frischen Hype. In einer von Männern dominierten Sportart will eine Frau die Beste werden, noch dazu eine aus armen Verhältnissen. Elizabeth Harmon (
Dann kam Corona: Onlineportale boomen – Schach ist Unterhaltung
Doch nicht nur wegen "Das Damengambit" erlebt Schach 2020 einen Boom wie kein anderer Sport. Durch die Coronavirus-Pandemie erlebte Online-Schach im Frühjahr einen extremen Aufschwung. Auf der Plattform "chess.com" werden heute täglich über eine Million Schachpartien ausgetragen, wie das Portal meldet. Mehr als 46 Millionen Spieleraccounts sind registriert. Die Zahl der Online-Schachpartien hat sich im Frühjahr laut "chess.com" mehr als verdoppelt.
Auch auf der Streamingplattform Twitch, bekannt vor allem für E-Sports, gehen die Zuschauerzahlen von Schachpartien durch die Decke. Hikaru Nakamura, Weltranglistenerster im Blitzschach, hatte nach rund vier Monaten achtmal so viele Zuschauer. "Die große Veränderung kam während der Coronakrise", sagte er dem "Spiegel" im Sommer.
Er ist im Vergleich zu vielen Schachkollegen auch online erfolgreich. "Nahbar zu sein, das ist sicherlich ein Problem für Top-Schachspieler", sagte er dem "Spiegel". Seine Streams sind mehr als Sport, sie sind Unterhaltung: Er spielt mit Augenbinde, macht Witze, erklärt das Spiel.
Dass das Spiel heute so erfolgreich ist, dafür legte aber einer schon vor Jahren den Grundstein:
Mit Magnus Carlsen fing alles an
Er ist ebenso Wunderkind und Genie wie Diva und Playboy. Und auch wer ihn menschlich nicht mag, launisch und arrogant findet, muss seine außergewöhnlichen Leistungen anerkennen. Magnus Carlsen war schon mit 19 Weltranglistenerster, wurde 2013 erstmals Weltmeister – und hat den Titel seitdem nicht mehr abgegeben.
"Meine Motivation ist es, zu lernen. Ich spüre, dass es im Schach noch viele Dinge gibt, die ich nicht kenne. Ob das mein Spiel verbessern wird, weiß ich nicht, aber meine Neugierde ist noch sehr groß", sagte er vor Jahren bei "Zeit Online".
Die WM 2018 entwickelte sich zu einer medial omnipräsenten Nervenschlacht, in der Carlsen gegen Fabiano Caruana in zwölf regulären Spielen zwölfmal remis spielte. Erst in den Schnellschachpartien setzte sich der norwegische König durch. Wie immer, seit Jahren.
Sportler, Unternehmer, Trendsetter
Daher wird er es verkraften, dass er im Oktober zum ersten Mal nach zwei Jahren und 125 Spielen in einer Standardpartie geschlagen wurde. Die Weltmeisterschaft, die alle zwei Jahre ausgetragen wird, findet coronabedingt erst Ende 2021 statt – dann kann der Großmeister wieder angreifen.
Mit seiner Firma "Play Magnus" hat er den Gang an die Börse gewagt und ist zudem an anderen Online-Schachfirmen beteiligt. Schon 2016 sagte er bei "Zeit Online": "Mit meiner Firma 'Play Magnus' arbeiten wir daran, Schach als Werkzeug einzusetzen, um die Welt zu einem klügeren Ort zu machen."
Mehr als jeder andere nutzt Carlsen die Kombination aus sportlichem, unterhaltendem und wirtschaftlichem Potenzial, das im Schach steckt.
Verwendete Quellen:
- Deadline.com: ‘The Queen’s Gambit’ Becomes Netflix’s Biggest Scripted Limited Series With 62M Checking Chess Drama
- Zeit Online: Viele Fehler, wenig Tiefe
- Zeit Online: Schach macht die Welt zu einem klügeren Ort
- Spiegel.de: Wie ein 1.500 Jahre alter Sport zum Streaming-Hit wurde
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