Die erste Badminton-EM in Deutschland seit 42 Jahren sollte eine große Party werden. Jetzt fehlen die Medaillenhoffnungen - und auch die Aussichten für Paris sind trüb.
Es hätte alles so schön sein können. Eine ausverkaufte Saarlandhalle. Ein warmer Medaillenregen. Und viel Rückenwind für Paris. "Geplant war eine richtig schöne Party", sagte Sportdirektor Martin Kranitz vor der Badminton-EM in Saarbrücken, der ersten in Deutschland seit 42 Jahren. Und jetzt? "Müssen wir mal abwarten", gab Kranitz im Gespräch mit dem SID leicht zerknirscht zu.
Drei Medaillenhoffnungen des Deutschen Badminton-Verbands (DBV) sagten ihren Start verletzt ab. Allen voran: Mark Lamsfuß, vor zwei Jahren in Madrid Europameister im Doppel und Mixed. "Das ist wirklich der absolute Worst Case. Es tut einfach weh, diese Heim-EM zu verpassen", sagte er. Da auch Yvonne Li und Stine Küspert ausfallen, sind die sportlichen Ziele bescheiden.
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Die EM 2024 besitzt für den Verband einen hohen Stellenwert, als Prestige-Turnier "mit enormer Tragkraft nach außen", wie DBV-Präsident Ralf Michaelis erklärte, aber auch als Bühne für die Spielerinnen und Spieler. Für die Generation um den Doppelspezialisten Lamsfuß, der vor zwei Jahren im Mixed mit Isabel Lohau WM-Bronze holte, seien die Anstrengungen "sinnvoll" gewesen, sagte Kranitz.
Das Final-Wochenende (13./14. April) sollte der Höhepunkt des Badminton-Festes werden. Immerhin der Samstag ist ausverkauft, ob die Zuschauerinnen und Zuschauer dann noch deutsche Spieler anfeuern dürfen, ist äußerst fraglich. Auch die Auslosung hat es mit den Gastgebern nicht gut gemeint. So trifft der Paris-Kandidat Kai Schäfer zum Auftakt auf den dänischen Olympiasieger Viktor Axelsen.
Schwierige Vorbereitung auf die Olympischen Spiele
Die Voraussetzungen könnten wahrlich besser sein, und auch der Blick in die nähere Zukunft gibt wenig Anlass zur Hoffnung. Lamsfuß (im Doppel mit Marvin Seidel) und Li sind zwar für die Sommerspiele qualifiziert, ihre Knieprobleme lassen eine gezielte Vorbereitung derzeit allerdings kaum zu. Dabei hängt für den DBV so viel vom olympischen Turnier in der Arena Port de la Chapelle ab.
"Es ist das Bewertungsevent, wenn es um die Sportförderung geht", sagte Kranitz, die Resultate in Paris fließen ins umstrittene Potenzialanalysesystem (PotAS) des Deutschen Olympischen Sportbundes und des Bundesinnenministeriums ein. Noch nie haben deutsche Spieler und Spielerinnen eine Olympiamedaille gewonnen. Lamsfuß traute der Verband den Durchbruch zu, jetzt ist er im Mixed gar nicht dabei.
Notgedrungen blicken die Verantwortlichen auf den nächsten Zyklus, auf die Akteure für 2028 in Los Angeles oder sogar 2032 in Brisbane. Zum Teil sollen sie schon Erfahrungen auf der großen EM-Bühne sammeln, dem zweimaligen deutschen Meister Matthias Kicklitz wird großes Potenzial nachgesagt. In Saarbrücken ist der 22-Jährige, der auch dänische Wurzeln hat, mit einer Wildcard am Start. (SID/lh)
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