Die deutschen Handballer sind bei der EM im eigenen Land trotz der Niederlage gegen Frankreich in die Hauptrunde eingezogen. Dort trifft das DHB-Team auf Island, Österreich, Ungarn und Kroatien. Was Juri Knorr und Co. dabei erwartet.
Zum Abschluss der Vorrunde der Handball-EM musste das DHB-Team einen Dämpfer hinnehmen. Trotz einer über weite Strecken starken Leistung setzte es gegen Olympiasieger Frankreich eine 30:33-Niederlage. Doch beim Gedanken an die Hauptrundenpartien, die Deutschland allesamt in der Kölner Lanxess Arena absolviert, hellten sich die Gesichter der deutschen Handballer schnell wieder auf. "Wenn ich mir das vorstelle, habe ich schon wieder richtig Bock zu spielen", sagte Rechtsaußen Timo Kastening kurz nach dem Spiel gegen Frankreich.
Mut macht, trotz der Tatsache, dass Deutschland ohne Punkte in die zweite Turnierphase geht, besonders eine Statistik: Noch nie haben die DHB-Männer ein Turnierspiel in der Kölner Arena verloren. Juri Knorr und seine Teamkollegen bekommen es in der Hauptrunde in Köln mit Island, Österreich, Ungarn und Kroatien zu tun.
Island
Der erste Gegner für Deutschland in der Hauptrunde ist Island. Das Duell mit dem Heimatland von Bundestrainer
Die Mannschaft um den früheren Kieler Aron Palmarsson mussten sich am Mittwoch in ihrem letzten Gruppenspiel in München in der Olympiahalle den überraschend starken Ungarn mit 25:33 (13:15) geschlagen geben und reist mit dementsprechender Wut im Bauch zum Spiel gegen Deutschland. Island war vor dem Turnierstart eigentlich als einer der Geheimfavoriten gehandelt worden. Die Offensive ist das Prunkstück des Teams, in der Defensive muss es noch einen Schippe drauflegen.
Für Gislason wird das Spiel sicher ein besonderes. "Ich werde beide Nationalhymnen singen, auch wenn das schwierig wird", kündigte der 64 Jahre alte Isländer vor dem Duell an. Er werde alles dafür tun, dieses Spiel zu gewinnen. Dennoch sei es für ihn "ein ganz besonderes Spiel, das mir sehr viel bedeutet. Mein Vater, meine Brüder und meine Onkel werden alle auf der Tribüne sitzen", sagte er.
Island setzt auf viel Bundesligaerfahrung, die teaminterne Torschützenwertung führen der Magdeburger Omar Ingi Magnusson (14/6) und sein Gespannpartner im rechten Rückraum Viggo Kristjansson (13/6) vom SC DHfK Leipzig an.
Bisherige EM-Bilanz Islands: ein Sieg, ein Unentschieden, eine Niederlage
Österreich
Nach Island wartet Österreich auf die deutschen Handballer. Mit Österreich in der Hauptrunde hätten wohl nur die wenigstens gerechnet. Durch ein sensationelles Remis gegen Medaillen-Kandidat Spanien warf sich die Mannschaft rund um Bundesligastar Mykola Bilyk in die zweite Turnierphase. "Die Reise ist noch nicht zu Ende", sagte Österreichs Rückraumspieler Lukas Hutecek vom Bundesligisten TBV Lemgo Lippe verheißungsvoll.
Besondere Brisanz verspricht die Partie am Samstag (20:30 Uhr/ARD und Dyn) gegen die DHB-Auswahl. "Gegen das Nachbarland zu spielen, prickelt immer", sagte DHB-Profi
Besonders achten sollte das deutsche Team auf den österreichischen Rückraumspieler Bilyk, der beim Bundesligaklub THW Kiel unter Vertrag steht. Der 27-Jährige ist mit 19 Treffern Österreichs Toptorschütze bei diesem Turnier.
Bisherige EM-Bilanz Österreichs: ein Sieg, zwei Unentschieden
Ungarn
Drei Spiele, drei Siege - mit einer perfekten Vorrunden-Performance haben Ungarns Handballer Selbstvertrauen für die zweite Turnierphase getankt und sich zu einem der Geheimfavoriten gemausert. Die Osteuropäer sind für ihren unbändigen Willen auf dem Parkett bekannt, die DHB-Auswahl muss sich am Montag (20:30 Uhr/ZDF und Dyn) auf 60 Minuten harten Kampf einstellen.
"Das wird ein richtig unangenehmer Gegner. Wir müssen uns ab Sekunde eins dagegenstemmen", forderte Kapitän Johannes Golla. Das letzte Aufeinandertreffen vor zwei Jahren gewann Deutschland knapp mit 30:29.
Kreisläufer Bence Banhidi hat bei dieser EM bisher die meisten Tore für Ungarn erzielt (15). Gerade auf dieser zentralen Position hat Ungarn mit Miklos Rosta und dem Melsunger Adrian Sipos die Qual der Wahl.
Bisherige EM-Bilanz Ungarns: drei Siege
Kroatien
Das letzte Spiel in der Hauptrunde bestreitet das DHB-Team am kommenden Mittwoch (20:30 Uhr/ARD und Dyn) gegen Kroatien, den womöglich stärksten Gegner in der Hauptrundengruppe. Die deutschen EM-Erinnerungen an Kroatien sind schlecht. Beim letzten Duell vor vier Jahren verlor die DHB-Auswahl das Schlüsselspiel in der Hauptrunde 24:25 und verschlechterte damals die Chancen auf das Halbfinale.
Die Mannschaft von der Adria gehört hinter den skandinavischen Titelanwärtern und Rekord-Weltmeister Frankreich zu Europas Top-Teams. "Das könnte unser Endspiel um das Halbfinale werden", prognostizierte Linksaußen Dahmke. 2012 und 2016 holte die Auswahl von Goran Perkovac EM-Bronze, 2020 Silber.
Kroatiens bisher treffsicherster Spieler ist Rechtsaußen Mario Sostaric mit 18 Toren. Ihm folgt der Rückraumspieler Luka Lovre Klarica mit 13 Treffern. Ein kleiner Schwachpunkt waren bisher die Torhüter. Matej Mandic konnte bislang nur 17 Bälle in drei Partien parieren, auch Filip Ivic (7) und Dominik Kuzmanovic (5) waren noch kein großartiger Rückhalt.
Bisherige EM-Bilanz Kroatiens: zwei Siege, ein Unentschieden
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