Vor dem Spiel der Jubel über die vorzeitige Halbfinal-Qualifikation, nach dem Spiel Kopfschütteln über ein Festival an Fehlwürfen: Deutschlands Handball-Nationalmannschaft geht nach der zweiten Turnier-Niederlage mit einem herben Dämpfer in die Vorschlussrunde. Kroatiens Torwart überragt.
Erst der Jubel, dann der Stimmungsdämpfer: Deutschlands Handballer haben bei ihrer Heim-EM das Halbfinale erreicht, zum Hauptrunden-Abschluss aber nach einem Fehlwurf-Festival eine bittere Niederlage hinnehmen müssen. Mit dem Halbfinal-Ticket in der Tasche verlor die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason in Köln 24:30 (14:13) gegen Kroatien und verpasste den fünften Sieg im siebten Spiel.
Gefeiert hatten die DHB-Stars um Spielmacher Juri Knorr bereits vor dem Anwurf: Denn dank doppelter Schützenhilfe von Frankreich und Island hatte der Halbfinaleinzug bereits kurz vor dem Anwurf festgestanden. Gegner am 26. Januar ist Titel-Topfavorit Dänemark.
Johannes Golla und Sebastian Heymann sind die besten Werfer
Bester deutscher Werfer vor 19.750 Zuschauern in der ausverkauften Lanxess Arena waren Kapitän Johannes Golla und Sebastian Heymann mit je vier Toren. Weil das DHB-Team aber zahlreiche Chancen leichtfertig wegwarf, setzte es die erste Turnierniederlage einer deutschen Mannschaft in der Kölner "Kathedrale des Handballs".
Insbesondere im Angriff ließ die DHB-Auswahl mit einer hohen Fehlerquote die letzte Konsequenz vermissen. Nach sieben Minuten ohne deutschen Tor zogen die Kroaten um ihren starken Keeper Dominik Kuzmanovic im zweiten Abschnitt auf zwischenzeitlich sechs Tore weg. Davon erholten sich die DHB-Männer nicht mehr.
Frankreich hat fünf Punkte Vorsprung
Mit 5:5 Punkten beendete Deutschland die Hauptrunden-Gruppe I auf dem zweiten Platz hinter dem ungeschlagenen Olympiasieger Frankreich (10:0). Die Franzosen hatten durch ihren 35:32-Erfolg gegen Ungarn ebenso wie die Isländer mit einem Sieg gegen Österreich (26:24) schon vor Spielbeginn für Jubel im deutschen Lager gesorgt.
Das ist natürlich unglaublich geil für die Mannschaft. Das macht uns unheimlich stolz", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer dem SID. Es gebe "kein Team, gegen das wir nicht gewinnen können", ergänzte er mit Blick auf den Dänemark-Kracher. Das zweite Endspiel-Ticket spielen Frankreich und Titelverteidiger Schweden aus. Alle Partien steigen im "Mekka des Handballs" in Köln, wo eine deutsche Mannschaft bis zum Treffen mit den Kroaten noch nie ein Turnierspiel verloren hatte.
Netter Nebeneffekt: Durch das Erreichen der Runde der letzten Vier sicherte sich das deutsche Team zudem die direkte Qualifikation für die WM-Endrunde, die im kommenden Jahr in Kroatien, Dänemark und Norwegen ausgetragen wird.
Zwei Siege für das deutsche Wohlbefinden
Das letzte Hauptrundenspiel gegen die Kroaten wurde für das DHB-Team zum lockeren Warm up für das Halbfinale. Von der Niederlage Österreichs erfuhren Kapitän Golla und seine Mitspieler noch im Teamhotel, die Pleite Ungarns erlebten sie dann zusammen mit den Fans hautnah in der Halle. Die einen fieberten am Spielfeldrand mit, die anderen guckten in der Kabine auf dem Handy.
Als das DHB-Team dann selbst gefordert war, ging es gut los. Weil Andreas Wolff im Tor nach nur acht Minuten gleich fünf Paraden gelangen, erspielte sich Deutschland beim 5:3 (7.) eine Zwei-Tore-Führung. In den weiteren Minuten wurde aber immer sichtbarer, dass es für das deutsche Team in der Partie gegen die ausgeschiedenen Kroaten tabellarisch um nichts mehr ging.
Plötzlich führen die Kroaten mit drei Toren
Beim 10:13 (25.) lag Gislasons Team erstmals mit drei Toren zurück. Dies war allerdings der Startschuss für die bis dato beste Phase im deutschen Spiel. Angeführt vom überzeugenden Rückraumspieler Sebastian Heymann erkämpften sich die DHB-Männer mit einem 4:0-Lauf innerhalb von vier Minuten eine knappe Pausenführung.
Nach dem Seitenwechsel blieb die Partie zunächst eng, bis zum 19:19 (45.) konnte sich keines der beiden Teams absetzen. Doch es folgten sieben Minuten mit etlichen Fehlwürfen und ohne eigenen Treffer. (sid/hau)
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