Bei der WM in Katar wurde Kritikern vorgeworfen, weshalb sie denn nicht vor der Vergabe an den Wüstenstaat laut geworden wären und auf die Missstände hingewiesen hätten. Nun weisen Menschenrechtsorganisationen schon vor der wahrscheinlichen Vergabe der WM 2034 an Saudi-Arabien auf die Probleme des Landes hin. Ändern wird das nichts.

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Was am Dienstag wohl offiziell wird, ist für Menschenrechtler schon jetzt ein Skandal. "Die Möglichkeit, dass die FIFA Saudi-Arabien den Zuschlag für die WM 2034 erteilt, obwohl das Land eine erschreckende Menschenrechtsbilanz aufweist und sich jeglicher Kontrolle verschließt, entlarvt die Menschenrechtsverpflichtungen der FIFA als Augenwischerei", wetterte Direktorin Minky Worden von Human Rights Watch (HRW) mit Blick auf das Ende der Bewerbungsfrist.

Aus der möglichen Endrunden-Vergabe durch den Fußball-Weltverband FIFA an den Wüstenstaat könnte bereits am Dienstag Gewissheit werden, bis dahin müssen etwaige Bewerber ihr Interesse bestätigen. Doch schon im Vorfeld der Deadline sind potenzielle Konkurrenten eingeknickt. Sollte Saudi-Arabien als einziger Bewerber oder zumindest als großer Favorit dastehen, hätte das sogenannte Sportswashing der absoluten Monarchie ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht - für HRW wäre das ein Desaster.

HRW: Fifa lernt ihre Lektion nicht

"Knapp ein Jahr nach den Menschenrechtskatastrophen bei der WM 2022 in Katar hat die FIFA die Lektion nicht gelernt, dass die Vergabe von milliardenschweren Veranstaltungen ohne gebührende Sorgfalt und Transparenz das Risiko von Korruption und schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen birgt", sagte Worden - und verwies auf die 2017 verabschiedete Menschenrechtsrichtlinie der FIFA.

Darin heißt es in Artikel 7: "Die FIFA wird konstruktiv mit den zuständigen Behörden und anderen Interessengruppen zusammenarbeiten und alle Anstrengungen unternehmen, um ihrer internationalen Menschenrechtsverantwortung gerecht zu werden." Gemäß dieser Statuten müssen sich Länder, die sich um die Ausrichtung von Wettkämpfen bewerben, zur Einhaltung strenger Menschen- und Arbeitsrechtsstandards verpflichten.

Menschenrechtslage in Saudi-Arabien "erschreckend"

Laut HRW ist die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien "erschreckend". Als Beispiele nannte die Organisation Massenhinrichtungen, die fortgesetzte Unterdrückung der Rechte von Frauen und die Ermordung Hunderter Migranten an der jemenitischen Grenze. Zudem würden Regierungskritiker gefoltert und inhaftiert, religiöse Minderheiten unterdrückt, Sex außerhalb der Ehe sowie gleichgeschlechtliche Beziehungen würden mit der Todesstrafe geahndet.

Deshalb sind für HRW-Deutschland-Direktor Wenzel Michalski "die Werte, die die FIFA und untergeordnete Verbände sich geben, das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben wurden. Das Verhalten ist wirklich beschämend", Nach Ansicht Michalskis macht sich der Fußball "zum Handlanger".

In diesem Jahr findet bereits die Klub-WM der FIFA in Saudi-Arabien statt. Mit Blick auf die WM könnte das Land, dessen Liga zahlreiche Topstars mit horrenden Millionengehältern geködert hat, dank der erstaunlich kurzen FIFA-Frist schon am Dienstag am Ziel sein. Neben Saudi-Arabien hat sich bislang niemand offiziell aus der Deckung gewagt. Die finale Bewerbung muss bis Juli 2024 eingereicht werden.

Kaum jemand zweifelt an Zuschlag für Saudi-Arabien

Zuletzt verwarf Indonesien seine Pläne für eine gemeinsame Bewerbung mit Australien und anderen Ländern, nach und nach schlagen sich immer mehr Nationen auf die Seite Saudi-Arabiens. An einem Zuschlag zweifelt kaum noch jemand. Die asiatische Konföderation AFC hatte sich schon kurz nach dem Vorstoß der Saudis auf die Seite des schwerreichen Königreichs geschlagen.

Kritiker werfen der FIFA um Präsident Gianni Infantino vor, sie habe durch die Planungen für die WM 2030 in sechs Ländern und drei Kontinenten den Weg für den umstrittenen saudischen Herrscher Mohammed bin Salman bereits freigemacht. 2034 kommen nur Ausrichter aus Asien und Ozeanien infrage - schon im nächsten Jahr will die FIFA das Turnier vergeben.

Der Aufschrei dürfe dann erneut laut sein - und wieder vergebens. (sid/ska)

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