Philipp Lahm hat überraschend seinen Rücktritt aus der DFB-Elf bekannt gegeben. Nun stellt sich nun die Frage, wer seine Nachfolge als Kapitän der Nationalmannschaft antreten wird. Infrage kommen mehrere Spieler, darunter Mats Hummels und Bastian Schweinsteiger. Aber haben sie wirklich das Zeug zum Kapitän? Welche Eigenschaften muss ein Leader mitbringen? Wir machen den großen Check.

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"Er ist ein so intelligenter und klasse Junge, der ein überzeugendes Auftreten hat – nicht nur als Innenverteidiger, den kannst du überall hinschicken." So positiv äußerte sich DFB-Präsident Wolfgang Niersbach heute in der "Sportbild" über Mats Hummels. Damit brachte er den Dortmunder auch als möglichen Nachfolger von Philipp Lahm als DFB-Kapitän ins Spiel.

Zu Recht, denn der Spielführer der Nationalmannschaft muss auch außerhalb des Platzes wichtige Aufgaben erfüllen. Das allein reicht jedoch noch nicht. Was muss der neue DFB-Kapitän mitbringen und wer hat die besten Argumente?

Auftreten außerhalb des Platzes

Als Kapitän ist ein Spieler die Nationalmannschaft ein Repräsentant des DFBs und Deutschlands. Dazu gehört zum Beispiel der Umgang mit den Medien, der Politik und den Sponsoren. Wie Niersbach erwähnte, hat Mats Hummels hier einen klaren Vorteil. Der 25-Jährige ist sympathisch und rhetorisch gewandt. In Interviews besticht er mit klugen Analysen und Weitsicht. Der Dortmunder kann sich auch auf dem großen Parkett sicher bewegen.

Dagegen glänzte Thomas Müller in der Öffentlichkeit bisher vor allem als Spaßmacher. Und Per Mertesacker sorgte bei der WM mit seinem "Eistonnen-Interview" für Amüsement und reichlich Schlagzeilen.

Sportliche Klasse

Dass ein Kapitän vor allem mit guter Leistung auf dem Platz voran gehen muss, versteht sich von selbst. Allein hier wird sich das Rennen um den neuen Chefposten im DFB-Team aber nicht entscheiden. Denn in Brasilien empfahlen sich nahezu alle Spieler durch starke Leistungen als Kapitänsanwärter. Torwart Manuel Neuer stach aus einer überragenden deutschen Mannschaft noch etwas mehr heraus.

Internationale Erfahrung

Ginge es nach den Einsätzen im DFB-Trikot, müsste Miroslav Klose das Amt von Philipp Lahm übernehmen. Der Stürmer bestritt bislang 137 Spiele für die Nationalelf und liegt damit hinter Lothar Matthäus auf Platz zwei der Rekordliste. Doch Klose ist 36 Jahre alt. Ein baldiger Rücktritt aus der Nationalmannschaft ist wahrscheinlich. Als Kapitän kommt er deswegen wohl nicht mehr in Frage.

Bastian Schweinsteiger wäre mit 108 Länderspielen der nächste in der Hierarchie. Mit dem FC Bayern München hat er alles erlebt und gewonnen was es zu gewinnen gibt. Er ist Champions-League-Sieger, Klubweltmeister, Supercup-Sieger und mehrmaliger deutscher Meister und DFB-Pokal-Sieger. Mit 29 Jahren ist er zudem im besten Fußballeralter.

Per Mertesacker verfügt mit 104 Spielen über eine ähnliche Erfahrung wie Schweinsteiger. Doch der Innenverteidiger von Arsenal London ist, wie bei der WM, nicht immer Stammspieler. Ein Kriterium das der zukünftige Kapitän dringend erfüllen sollte.

Manuel Neuer, Sami Khedira, Thomas Müller und Toni Kroos stehen in dieser Kategorie eine Stufe unter Schweinsteiger und Mertesacker. Sie haben bislang maximal 60 Länderspiele absolviert. Niersbachs Favorit Mats Hummels steht sogar erst bei 36.

Leader-Qualitäten

Ein Kapitän muss immer Autorität ausstrahlen und seine Teamkollegen mitreisen können. Die Fähigkeit, Zeichen zu setzten, gehört ebenso dazu, wie bisweilen deutliche Worte zu finden. Bastian Schweinsteiger hat dieses Potential im WM-Finale gegen Argentinien einmal mehr unter Beweis gestellt. Ohne sich zu schonen, ging er in jeden Zweikampf und ließ sich auch von Verletzungen nicht stoppen. An einem Spielertyp wie ihm können sich die Kollegen orientieren.

Manuel Neuer und Per Mertesacker verfügen ebenfalls über dieses Potential. Wenn nötig, können sie auf dem Platz richtig laut werden und Mitspieler motivieren. Hummels, Khedira, Müller und Kroos hielten sich in dieser Hinsicht bislang eher zurück.

Fitness und Verletzungsresistenz

Philipp Lahm war als Kapitän die Konstante in Person. Er war so gut wie nie verletzt und stand bei allen seiner Länderspiele in der Startelf. Der Bundestrainer konnte sich zu 100 Prozent auf die Fitness des Bayernspielers verlassen.

Bastian Schweinsteiger ist in dieser Hinsicht anfälliger. In der Vergangenheit fehlte er häufig bei Qualifikations- oder Freundschaftsspielen. Zu den großen Turnieren wurde er jedoch immer rechtzeitig fit und brachte dort gute Leistungen.

Manuel Neuer blieb bis auf eine Ausnahme (Mittelfußbruch) von schwereren Verletzungen verschont. Auch Thomas Müller hatte Glück. In seiner gesamten Karriere musste er erst ein einziges Mal verletzungsbedingt pausieren. Diesbezüglich wären beide würdige Nachfolger für Philipp Lahm.

Per Mertesacker, Mats Hummels, Toni Kroos und Sami Khedira kämpfen immer wieder mit kleineren oder sogar größeren Problemen. Es vergeht kaum eine Saison, in der sie nicht mindestens eine verletzungsbedingte Zwangspause einlegen müssen. Der frühe Start in die Bundesliga-Saison könnte für einige Spieler so zum Verletzungsrisiko werden. Doch ein verletzter Kapitän ist keine Option.

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