Eine Umfrage sorgt für Aufsehen rund um die deutsche Nationalmannschaft. Demnach wünscht sich mehr als ein Fünftel der Deutschen, dass es in der Nationalmannschaft mehr weiße Spieler gibt. Doch was ist der Hintergrund für die Umfrage und wer hat sie überhaupt gemacht?

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Julian Nagelsmann war sauer - nicht nur wegen des Ergebnisses einer WDR-Umfrage, die aktuell rund um das DFB-Team die Runde macht, sondern auch wegen deren Existenz an sich. 21 Prozent der Befragten würden sich in der deutschen Nationalmannschaft mehr weiße Spieler wünschen, hieß es da. "Ich hoffe, nie wieder so was von so einer Scheißumfrage lesen zu müssen", lautete die klare Reaktion des Bundestrainers.

Auch Joshua Kimmich zeigte sich schockiert, ebenso wie Nagelsmann vom Umfrageergebnis und der Umfrage selbst. Sie würde die Minderheit in den Fokus rücken, die sich weniger Spieler mit Migrationshintergrund wünschten, obwohl der Großteil der Befragten dies ausdrücklich nicht tut, argumentierte der Nationalspieler. Sowohl Nagelsmann als auch Kimmich sprachen sich zudem klar für Toleranz und Vielfalt aus.

Umfrage ist Folge einer Dokumentation

Die Kritik, warum eine solche Umfrage überhaupt in Auftrag gegeben worden ist, ist durchaus berechtigt, selbst wenn sie besorgniserregende Haltungen in der Bevölkerung offenlegt. Schließlich impliziert sie, dass es in diesen Bereichen Raum für Debatte gäbe. Die an sich indiskutable These, die Hautfarbe eines Nationalspielers wäre in irgendeiner Form relevant, wird damit künstlich aufgewertet. Besonders verwunderlich ist auch der Zeitpunkt, in dem die Umfrage offengelegt wird.

Hintergrund zur Umfrage ist in eine Dokumentation des WDR. "Einigkeit und Recht und Vielfalt" heißt der Film von Philipp Awonou, der der Frage auf den Grund geht, welchen Einfluss die Nationalmannschaft auf die Identifikation hat und Rassismus bekämpft. Dabei spielen auch die Identität und die Wahrnehmung der Nationalspieler selbst eine Rolle. In der Dokumentation sind unter anderem Ex-Nationalspieler Gerald Asamoah, aber mit Jonathan Tah auch ein aktueller Spieler des EM-Kaders zu sehen.

Auch zu Gündogan wurde gefragt

Die WDR-Sportsendung "Sport Inside" wollte die Eindrücke der Dokumentation mit Zahlen festigen. "Unser Reporter Philipp Awounou wurde in Interviews bei den Dreharbeiten zu der Dokumentation 'Einigkeit und Recht und Vielfalt' mit der Aussage konfrontiert, dass zu wenige 'echte', hellhäutige Deutsche auf dem Fußballplatz stehen", erklärte WDR-Sportchef Karl Valks am Samstag, den 1. Juni. "Das wollten wir bewusst nicht anekdotisch wiedergeben, sondern auf fundierte Daten stützen." Valks erklärt, warum es der Sender für notwendig erachtete, die Umfrage zu stellen: "Wir selber sind bestürzt, dass die Ergebnisse sind, wie sie sind, aber sie sind auch Ausdruck der gesellschaftlichen Lage im heutigen Deutschland. Der Sport spielt in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle, die Nationalmannschaft ist ein starkes Vorbild für Integration."

Dabei stellten die Journalisten von "Sport Inside" nicht nur die Frage, ob sich die Deutschen mehr weiße Spieler in der Nationalmannschaft wünschen. Herausgehoben wird dabei auch der DFB-Kapitän: Laut der Umfrage finden es auch 17 Prozent der Befragten schade, dass DFB-Kapitän Ilkay Gündogan türkische Wurzeln habe. Der 33-Jährige hat sich dazu bislang noch nicht zu Wort gemeldet.

Verwendete Quelle:

  • Material von SID und DPA


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