Die Vertragsverlängerung mit Joachim Löw ist der erste Coup von DFB-Präsident Reinhard Grindel. Warum Löw bereits jetzt bis ins Jahr 2020 verlängern darf, erschließt sich inhaltlich kaum. Für Grindel dürften die gesendeten Signale aus strategischer Sicht aber Gold wert sein.

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Es ist ziemlich genau ein Jahr her, dass die Öffentlichkeit von der Existenz Reinhard Grindels erfuhr. Als Schatzmeister des Deutschen Fußball-Bunds hat man nicht so viele medienwirksame Auftritte. Im Prinzip hat man gar keine. Aber dann kam der "Spiegel" den dubiosen Machenschaften des DFB im Rahmen der WM-Vergabe 2006 auf die Schliche, das Sommermärchen wurde zum Albtraum. Und Reinhard Grindel war plötzlich mittendrin im Rampenlicht.

Im Zuge der - immer noch nicht aufgeklärten - WM-Affäre wurden einige bekannte Köpfe von der Bildfläche gespült. Franz Beckenbauer ist kaum noch zu sehen, Wolfgang Niersbach richtete sich mit einer aberwitzigen Pressekonferenz förmlich selbst hin.

Grindel, der Schatzmeister, der CDU-Bundestagsabgeordnete für Rotenburg/Wümme und den Heidekreis, wurde schnell zum Schattenmann und Mitte April dieses Jahres dann tatsächlich zum mächtigsten Mann des größten Sportfachverbands der Welt.

DFB verlängert mit Jogi Löw bis 2020 Was denken Sie über die vorzeitige Vertragsverlängerung des DFB mit Bundestrainer Löw?
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Ein Zeichen der Konstanz …

Seitdem hat man nicht so viel gehört vom neuen Präsidenten, der sich in Sachen Aufklärungsarbeit lieber keine Arbeit macht und im Prinzip den Weg seiner Vorgänger geht: den des geringsten Widerstands.

Es war also klar, dass bald ein Knalleffekt kommen musste, gewissermaßen als verspätetes Einstandsgeschenk. Auch deshalb wurde der Vertrag mit Bundestrainer Joachim Löw dieser Tage verlängert.

Es ist ein Signal von Grindel an die Mitglieder da draußen und vielleicht auch an die Konkurrenz. Der DFB geht den Weg mit seinem Trainer und Teilen seines Trainerteams noch weiter.

Der DFB will die unerreichte Konstanz auf der wichtigsten Position des Verbandes dokumentiert wissen. Keine andere der Top-Nationen ist auch nur annähernd so lange mit seinem Trainer unterwegs wie der DFB mit Löw. Momentan sind es etwas mehr als zehn Jahre als Cheftrainer.

Löws Vertrag war bis 2018 datiert, bis zur Weltmeisterschaft in Russland. Jetzt haben beide Seiten sich auf eine Verlängerung bis 2020 entschieden. Dann findet wieder eine Europameisterschaft statt, und Europameister: Das war auch Joachim Löw noch nicht. So könnte man das sehen.

Man könnte aber auch eine andere Herangehensweise haben und mal kurz nachhaken, warum der Vertrag eines Verbandstrainers, der nur alle zwei Jahre bei einem großen Turnier so richtig auf dem Prüfstand steht, ohne Druck und ohne Not einfach so ausgedehnt wird.

… oder ein bisschen Politik?

Löw wird so oder so mit seinem Abschneiden in Russland konfrontiert werden. Erfüllt die Mannschaft die Erwartungen, hätte man auch dann problemlos verlängern können. Scheitert der Weltmeister bei seiner Mission "Titelverteidigung" - und nicht weniger wird von den Fans in Deutschland auch erwartet - dann hat sich der DFB schon jetzt ein völlig überflüssiges Problem geschaffen.

Die Europameisterschaft im Sommer hat bei Löw und seinen Zuarbeitern in der Analyse zwei elementare Probleme offenbart: Das schleppende Umschaltspiel der Mannschaft nach eigenem Ballgewinn und die mangelhafte Chancenverwertung. Beide Themenkomplexe wurden öffentlich formuliert und die ersten Eindrücke aus den WM-Qualifikationsspielen zeigen, dass die Mannschaft auch gewillt ist, diese Probleme abzustellen.

Aber, mit Verlaub, handelte es sich in den bisher gespielten Partien um Gegner, die nicht dem internationalen Spitzenstandard entsprechen. Norwegen, Tschechien und Nordirland waren kein Maßstab für eine Weiterentwicklung und sehr wahrscheinlich werden dies auch Georgien und San Marino nicht sein.

Erst im Sommer 2018 wird sich zeigen, wie viel von seinem Vorhaben Löw tatsächlich umsetzen konnte. Und bis zur EM im Jahr 2020 sind es fast noch vier Jahre. Eine Ewigkeit im Fußball.

Punkte sammeln dank Löw

Der Trainer selbst hat die Offerte selbstverständlich nur zu gerne angenommen. Löw ist jetzt seit fast 13 Jahren raus aus dem Vereinsfußball und trotz aller Verdienste mit der deutschen Nationalmannschaft wäre eine Wiedereingliederung in den Vereinsfußball mit der täglichen Verantwortung und Arbeit immer auch ein Risiko.

Es kann keinen besseren Job für Löw geben als den des deutschen Nationaltrainers. Wenn dann also ein entsprechendes Angebot kommt, um diesen Zustand noch weiter abzusichern, schlägt man zu.

Der Bundestrainer hat davon profitiert, dass sein Vorgesetzter bisher noch nichts vorweisen konnte und so ein bisschen unter Druck steht. Löws Vertragsverlängerung geht als erste gewichtige Amtshandlung Reinhard Grindels ein - zu einem Zeitpunkt, der so offensichtlich schlau gewählt ist.

Ende dieser Woche findet der turnusmäßige Bundestag des DFB in Erfurt statt. Einer der Tagesordnungspunkte ist die Wiederwahl des Präsidenten. Dass Grindel in seinem Amt bestätigt wird, steht außer Frage.

Aber er braucht bei seiner ersten Bestätigung auch ein überzeugendes Wahlergebnis. Da trifft es sich doch ganz gut, dass wenige Tage zuvor noch eben der Vertrag mit dem Erfolgstrainer verlängert wurde.

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