Der Last-Minute-Sieg von Real Madrid bei Tabellenschlusslicht UD Almería sorgt weiterhin für mächtig Wirbel in Spanien. Nach Vorwürfen und deutlicher Kritik aus Barcelona kontern die "Königlichen" nun im vereinseigenen Fernsehen - nicht minder deutlich. Nun droht der Zoff zu eskalieren.

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Die Giftpfeile zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona, den beiden größten Vereinen Spaniens, fliegen so schnell wie schon lange nicht mehr. Grund für den neuen Zoff der Fußball-Schwergewichte ist der VAR.

Real siegt beim Letzten - dank VAR

Die Spieler von Real Madrid jubeln nach dem entscheidenden Siegtreffer in letzter Minute.
Die Spieler von Real Madrid jubeln nach dem entscheidenden Siegtreffer in letzter Minute. © IMAGO/Pressinphoto/Shutterstock

Dieser hatte am vergangenen Wochenende dafür gesorgt, dass Real Madrid in letzter Minute doch noch einen Heimsieg gegen den Tabellenletzten UD Almería feiern konnte. Eine VAR-Entscheidung in der 99. Minute bescherte den "Königlichen" kurz vor Abpfiff doch noch drei wichtige Punkte im Meisterschaftsrennen. Der Aufschrei in der Liga ließ anschließend nicht lange auf sich warten.

Auch der FC Barcelona - in Person von Trainer Xavi - sparte nach der Partie nicht an Kritik und deutete zumindest indirekt Schiedsrichter-Mauscheleien in der spanischen Liga an: "Ich habe es gesehen. Ich teile die Worte von Gaizka Garitano (Cheftrainer von UD Almeréa, Anm.d.Red.). Wenn wir reden, werden wir sanktioniert, aber jeder hat es gesehen." Zudem erklärte der Barca-Trainer, dass es in der Liga Dinge gebe, "die wir nicht unter Kontrolle haben". Gemeint sind damit wohl (strittige) Schiedsrichterentscheidungen.

Real mit herber Xavi-Kritik im vereinseigenen TV

Die Xavi-Kritik sahen die Madrilenen als Anlass für den Verbal-Konter, der spanischen Medienberichten zufolge im vereinseigenen Fernsehsender "Real Madrid TV" ausgestrahlt wurde: "Es ist merkwürdig, dass Xavi es seltsam findet, was in La Liga passiert. Es erscheint ihm aber normal, dass sein Verein praktisch während seiner gesamten Fußballkarriere, also seit 20 Jahren, dem Vizepräsidenten der Schiedsrichter rund acht Millionen Euro gezahlt hat", wird Programmdirektor Jesus Alcaide unter anderem von der spanischen "Marca" zitiert.

Damit spielt Alcaide auf die Schiedsrichter-Affäre um die Katalanen an. Gegen den FC Barcelona laufen Ermittlungen, weil über mehrere Jahre hohe Geldsummen an einen hochrangigen Schiri-Funktionär überwiesen wurden. Barca selbst behauptet, das Geld sei ausschließlich für Beratungszwecke gezahlt worden.

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Ermittlungen gegen Barcelona wegen Zahlungen an Schiri-Funktionär

"Wir haben insgesamt 600 Spiele in der Karriere von Xavi Hernández als Spieler des FC Barcelona gezählt, mit den entsprechenden Titeln. Wir sagen es nicht alleine - der Richter sagt es, der Staatsanwalt, die Guardia Civil. Diese 600 Spiele stehen unter Verdacht, das ist die Realität. Sein Verein ist angeklagt. Der gesamte Zeitraum, in dem Xavi Spieler des FC Barcelona war, wird untersucht", wetterte der Real-Verantwortliche weiter.

Xavi ging in der Folge nicht mehr wirklich auf Alcaides Aussagen ein. Er wolle die Kontroverse nicht weiter anheizen, wie er erklärte. "Ich möchte mich nicht darauf konzentrieren. Ich ziehe es vor, mich auf den Fußball zu fokussieren", sagte der Barcelona-Trainer weiter und versuchte das Thema damit diplomatisch abzumoderieren.

FC Barcelona reicht Beschwerde beim Verband ein

Barcelona-Präsident Joan Laporta.
Barcelona-Präsident Joan Laporta. © IMAGO/Pressinphoto/Cesar Cebolla

Doch während sich Xavi bedeckt hält, sorgt ein anderer Barca-Vertreter nun dafür, dass der Konflikt zwischen den Katalanen und Real Madrid weiter eskalieren könnte: Präsident Joan Laporta.

Der hatte im Interview mit der spanischen "Mundo Deportivo" nämlich erklärt, dass die VAR-Entscheidungen zugunsten der Madrilenen "dieses Mal zu offensichtlich" gewesen seien und der FC Barcelona deshalb eine formelle Beschwerde bei Pedro Rocha, dem Präsidenten des spanischen Fußballverbands (RFEF), eingereicht habe.

Er sehe es als seine Aufgabe als Klub-Präsident an, seine Stimme zu erheben, "weil ich eine Ungerechtigkeit sehe", sagte Laporta, der bereits kurz nach dem Real-Spiel von einer "Schande" sprach. "Und wenn wir diese Ungerechtigkeit sehen, prangern wir sie auch an."

Das letzte Wort dürfte wohl noch nicht gesprochen sein. Eines jedenfalls ist schon jetzt sicher: Die große Rivalität zwischen Real und Barca ist um ein Kapitel reicher.

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