Die SSC Neapel durfte wegen Corona-Fälle im Verein nicht nach Turin reisen, beschlossen lokale Behörden. Das Spiel sollte dennoch stattfinden, beschlossen wiederum die Verantwortlichen der Serie A. Und so wartete Juventus vergeblich auf die Gäste. Es droht ein Nachspiel.
Der italienische Fußball versinkt im Corona-Chaos. Und mittendrin: Juventus Turin um Superstar Cristiano Ronaldo.
Der Serienmeister der Serie A hätte am Sonntag auf die SSC Neapel treffen sollen, für 20:45 Uhr war das Spitzenspiel des dritten Spieltags angesetzt. Und so präsentierten sich die Turiner wie vor jeder Partie: Die Social-Media-Abteilung teilte ein paar Bilder bei Twitter und Co. von den Spielern, die Mannschaft betrat den Rasen und schließlich veröffentlichte der Verein die Startaufstellung für die Begegnung.
Dabei war bereits im Vorfeld des Abends längst klar: Dieses Spiel wird nicht stattfinden.
Fußball-Liga sind Behörden-Anordnungen egal
Bei der SSC Neapel wurden kürzlich zwei Spieler sowie ein Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet. Deshalb hatten lokale Gesundheitsbehörden der SSC die Abreise verboten und eine Quarantäne verfügt, die SSC hatte um einen neuen Spieltermin gebeten.
Die Fußball-Liga interessierte die Bitte allerdings überhaupt nicht, ebenso wenig die Behörden-Anordnungen: Sie hatte kürzlich festgelegt, dass Spiele erst verlegt werden können, wenn einem Klub weniger als 13 Profis zur Verfügung stehen oder 10 Corona-Fälle in einer Woche auftreten. Sollte Neapel nicht zum Spiel erscheinen, würde die Partie mit 3:0 für Juventus gewertet werden, hatte der Verband gedroht.
Sportminister stärkt SSC Neapel den Rücken
Während die Juventus-Verantwortlichen Neapel schlecht redeten ("Die Tatsache, dass eine Mannschaft nicht zum Stadion kommt, um ein Spiel zu spielen, vermittelt kein gutes Bild von uns"), stärkte der Sportminister, Vincenzo Spadafora, der SSC den Rücken. Er erklärte am Wochenende, dass Gesundheitsbelange immer Vorrang vor anderen Interessen hätten. Das werde er auch den Verantwortlichen des italienischen Fußball-Dachverbandes FIGC sagen.
Für den Fall einer Niederlage am grünen Tisch prüft die SSC Neapel nach dem geplatzten Spiel rechtliche Schritte. Die "Gazzetta dello Sport" schrieb am Montag, der Anwalt von Neapel laufe sich bereits warm.
Neapel hatte am Sonntag zuvor mit 6:0 gegen den FC Genua gewonnen. Beim ligurischen Klub wurden inzwischen 22 Corona-Fälle gemeldet, 17 Spieler wurden positiv getestet. (msc/dpa)
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