Lukas Podolski gehört noch immer zu den beliebtesten deutschen Fußballern. Doch immer öfter lässt sich der Weltmeister von 2014 Dinge zuschulden kommen, die am Bild des sympathischen Fanlieblings kratzen.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Sabrina Schäfer sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Zu seiner Verteidigung gleich mal vorab: Lukas Podolski war schon immer für das ein oder andere Skandälchen gut. Seiner Beliebtheit hatte das bislang keinen Abbruch getan. Teilweise machte es ihn für manche sogar sympathischer. Als er zum Beispiel seinem Kapitän Michael Ballack 2009 eine langte, dürften sich vor allem jene insgeheim darüber gefreut haben, die die Szene in ihrem Kopf auf eine Führungspersönlichkeit aus dem eigenen Umfeld projiziert hatten.

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Und dass er 2018 im Dienste des 1. FC Köln den Fahnenklau im Derby gegen Gladbach feierte, hat seinem Legenden-Status unter den Effzeh-Fans auch sicherlich nicht geschadet.

Außerdem ist Podolski natürlich deutscher Weltmeister von 2014 und hat als schlitzohriges Duo "Schweini und Poldi" fast im Alleingang für ein zwischenzeitliches Sympathiehoch des DFB-Teams gesorgt.

Darf man natürlich alles nicht vergessen. Und sorgt vermutlich auch dafür, dass Podolski selbst schon länger das Gefühl haben darf, dass er mit ziemlich viel durch kommt, ohne dass seine Beliebtheit Schaden nimmt.

Dennoch häufen sich in den vergangenen Monaten Vorkommnisse und Aussagen, die an Podolskis Bild vom fröhlichen Fanliebling kratzen.

Brutales Foul sorgt für Aufsehen

Erst am Wochenende ging das brutale Foul, das sich Podolski bei einem Hallenturnier in Kattowitz geleistet hatte, durch die Medien, und zwar nicht nur durch die deutschen. "Ex-Arsenal Spieler zeigt Horror-Tackle" hieß es zum Beispiel beim "Daily Mirror" über die Szene. Und wenn ein Hallenturnier in Kattowitz international besprochen wird, muss schon einiges passiert sein.

Podolski hatte im Spiel um Platz drei (beim Stand von 4:1) zu einer Grätsche angesetzt und seinen Gegenspieler mit offener Sohle auf Kniehöhe erwischt. Als der Spieler am Boden liegt, bekommt er von Podolski noch ein paar unfreundliche Worte an den Kopf geworfen. In einem bereits entschiedenen Spiel. In einem Hallenturnier.

Die Szene erinnerte an einen Vorfall im November 2024, als Podolski im Lokalderby gegen Piast Gliwice von hinten in einen seiner Gegenspieler sprang und anschließend eine abfällige Geste zeigte. Die darauf folgende Kritik wollte Podolski offenbar nicht einsehen. Seine Replik: "Mit solchen Ausbrüchen gewinnt man Trophäen und spielt bei großen Vereinen. Grüße, der Idiot aus Zabrze."

Aussage zur Baller League zeigt Poldis Frauen- und Männerbild

Und das glaubt Podolski vermutlich wirklich. Dass ihm diese "Ausbrüche", wie Podolski sie nennt, in seiner Karriere geholfen haben. Und es mag stimmen, dass ihm diese - nennen wir sie mal - Emotionalität auf dem Höhepunkt seines Schaffens positiv ausgelegt wurde. Von einem 39-Jährigen, der mit Stolz auf sein Erlebtes zurückschauen kann, darf man jedoch etwas mehr Reflexion und weniger aufbrausendes Verhalten erwarten.

Das würde Podolski teilweise auch abseits des Platzes gut zu Gesicht stehen. Als er Anfang 2024 bei einem Spieltag der "Baller League" von einem Reporter der "Zeit" nach dem Mangel an Frauen bei dem Kleinfeldturnier-Format gefragt wurde, fühlt sich Podolski direkt angegriffen und holte zu einer Tirade aus: "Das ist eine Baller League, nicht für Kinder, nicht für Frauen, nicht für Babys, sondern für Herren", erklärte Podolski. Er glaube nicht, dass Frauen die Qualität hätten, in seiner "professionellen" Baller League mitzuhalten. Dem Reporter schlug Podolski dann noch vor, die Angelegenheit "wie echte Männer" hinter der Halle zu klären. Aussagen, die deutschlandweit für Kritik sorgten.

Dass man bereits Kindern beibringt, dass Gewalt keine Lösung ist, scheint zu Podolski noch nicht durchgedrungen zu sein. Von seinem Frauenbild ganz zu schweigen.

Noch lebt Podolskis Beliebtheit von seinen früheren Meriten und es wird immer solche geben, die sich von einem überbetonten Männlichkeitsgebaren abgeholt fühlen. Dennoch wäre es schade, wenn Podolski durch sein Verhalten im Herbst seiner Karriere an positiver Außenwirkung einbüßt. Das wird einem Weltmeister dann doch nicht gerecht.

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