Der 7. März ist in diesem Jahr "Equal Pay Day". Im Fußball ist man selbst von derlei Symbolik weit entfernt. Die Spielerinnen sollten den Verband in die Pflicht nehmen.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Mara Pfeiffer (FRÜF) dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Am 7. März 2023 ist "Equal Pay Day". Was, anders als mancher Spaßvogel an dieser Stelle gern ins Gespräch bringt, nicht etwa bedeutet, dass es sich um den einen Tag im Jahr handelt, an dem alle gleichen Lohn für gleiche Arbeit bekommen. Vielmehr haben Frauen in Deutschland im Jahr 2022 im Schnitt 18 Prozent weniger verdient als Männer, wobei der durchschnittliche Bruttolohn zugrunde gelegt wird.

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Umgerechnet in Tage bedeutet das, Frauen haben 2023 bis zum 6. März unentgeltlich gearbeitet. Auf welches Datum der lückenfüllende Tag genau fällt, wird für jedes Jahr neu berechnet. Im Jahr 2022 war es ebenfalls der 7. März, im Jahr 2021 fiel er auf den 10. März. Ideal wäre aus meiner Sicht ja der 1. Januar … Nun gut.

Ataman: Lohnungleichheit gesetzeswidrig

Ferda Ataman, die Anti-Diskriminierungsbeauftragte des Bundes, hat im Interview mit dem RND anlässlich des "Equal Pay Days" betont, jedes Unternehmen, das beim Lohn Unterschiede zwischen Geschlechtern mache, handle damit gesetzeswidrig. Dabei ist eine Vergleichbarkeit von Entlohnungen allein dadurch kompliziert, dass diese nicht offengelegt werden. Die extrem deutsche Überzeugung, dass über Geld nicht gesprochen werde, hilft da nicht wirklich.

Und im Sport? Gerade im Fußball müssen wir über einen jährlichen "Equal Pay Day" überhaupt nicht reden. Was die männlichen Profis innerhalb eines Jahres verdienen, werden die meisten Spielerinnen in ihrer ganzen Karriere nicht erreichen. Dabei fallen gerade die Verbände immer wieder auf die Scheinargumentation zurück, Teams könnten nur erhalten, was sie einspielen. Das widerspricht sowohl der Gemeinnützigkeit des Verbandes als auch der Gleichstellung – und da haben wir noch überhaupt nicht darüber gesprochen, wie der DFB höchst selbst das Wachstum des Fußballs der Frauen über Jahrzehnte blockiert hat.

Vergleichbare Strukturen sind vorrangig

Klar, Verbände sind keine Unternehmen, die Ataman in ihrem Statement anspricht. Und bei den Klubs ist die Lage nicht einheitlich. Aber letztlich lenkt der Equal Pay Day den Blick bewusst auf den Wert von Arbeit – und die Frage, warum der nach wie vor unterschiedlich bemessen wird, je nachdem, wer einen Job macht. Und diese Frage müssen sich eben auch die Verbände stellen lassen, wenn es um ihren Umgang mit Prämien geht.

Gerade rund um die so erfolgreiche EM in England im vergangenen Jahr wurde das Thema Equal Pay einmal mehr von ganz unterschiedlichen Seiten angestoßen. Die Spielerinnen selbst haben in der Bescheidenheit, in der sie vielfach in diesem Sport sozialisiert wurden, bemerkt, zunächst einmal sei ihnen am "Equal Play" gelegen, also den vergleichbaren Bedingungen und Strukturen in Sachen Ausbildung und Arbeit. Wer zuletzt mitbekommen hat, dass es in einigen nationalen Verbänden an den absoluten Basics scheitert, kann das nachvollziehen.

Spieler sind völlig überbezahlt

Und es spricht ja absolut für die Spielerinnen, dass sie die völlig überdrehten Gehaltsgefüge ihrer männlichen Kollegen für sich so nicht beanspruchen, sondern vielfach sehr trocken und realistisch einschätzen, kein Job der Welt sei diese Summen wert. Das heißt aber nicht, dass sich die Ansprüche der Fußballerinnen auf eine Art Mindestlohn beschränken sollten. Selbst eingedenk der Tatsache, dass Fußballergehälter nicht von dieser Welt sind, ist bei den Frauen noch sehr viel Luft nach oben. Das gilt auch für die Prämien. Wieso genau ist ein Titel bei den Männern dem gemeinnützigen DFB zigmal so viel wert wie bei den Frauen? Da dürfen diese ihren Verband durchaus weiter in Erklärungsnot bringen. Nicht nur am "Equal Pay Day".

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