Ralf Rangnicks Österreicher begeistern mit schönem Fußball bei der EM. Doch der ÖFB-Trainer kümmert sich nicht nur um das, was auf dem Feld passiert. Der Deutsche verfolgt auch bei der gesellschaftlichen Entwicklung eine klare Linie.
David Alaba trug die selbstverständlich rot-weiße Geburtstagstorte in den verspiegelten Saal des Schlosshotels Grunewald - und der sonst so abgeklärte
Rangnick zeigt klare Kante gegen Rechtsextremismus
Ganz anders hatte sich der nun 66-Jährige am Freitag im österreichischen Fernsehen präsentiert. Mit dem Brandenburger Tor im Hintergrund, warnte der gebürtige Schwabe eindringlich vor dem Erstarken des Rechtsextremismus in Europa. "Gerade die Geschichte unserer beiden Länder, Österreich und Deutschland, in den letzten 100 Jahren sollte uns eigentlich Lehre genug sein", mahnte Rangnick im ORF 2. "Gerade auf diesem rechten Auge müssen wir sehr wachsam sein und sehr, sehr aufpassen. Und die Entwicklungen, die gerade in beiden Ländern diesbezüglich stattfinden, die kann man nicht wirklich gutheißen." Wer das nicht verstanden habe, "dem kann man wirklich nicht mehr helfen".
"Ich glaube, wir leben in einer bewegten Zeit, in der man nicht mehr sagen kann: Das eine ist Sport und das andere ist Politik und die zwei Dinge haben nichts miteinander zu tun", erklärt Rangnick zudem.
Rangnick in Österreich sehr beliebt
In Deutschland als "Fußballprofessor" verspottet oder als "Besserwisser" verunglimpft, hat Rangnick den kleinen Nachbarn wachgeküsst, der über Jahrzehnte belächelten Nationalmannschaft eine neue Mentalität und Spielweise implementiert. "Der Standard" feierte den Teamchef unlängst als "Traumfänger", Rangnick würde derzeit wohl Wahlen gewinnen, wenn man denn für ihn abstimmen dürfte.
Noch ein Sieg im Achtelfinale am Dienstag (21 Uhr/MagentaTV) gegen die Türkei, und Österreich wird erstmals seit 1982 ein Turnier unter den besten acht Mannschaften beenden - mindestens, denn der Turnierbaum meint es gut mit dem ÖFB-Team.
Zunächst aber zählt es in Leipzig, Rangnicks alter sportlichen Heimat. Auch mehrere seiner Spieler haben eine RB-Vergangenheit und kennen die Gegebenheiten bestens, darunter Marcel Sabitzer, Konrad Laimer und der aktuelle Leipziger Profi Christoph Baumgartner. "Es werden sehr viele Österreicher da sein", glaubt der Dortmunder Sabitzer. Und: Das ÖFB-Team weiß, wie es geht. 6:1 hieß es Ende März in einem Testspiel gegen die Türkei. (sid/ska)
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