Die neue Mecker-Regel der Uefa beunruhigt Julian Nagelsmann - auch wegen seines eigenen Verhaltens.

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Julian Nagelsmann findet das neue, harte Durchgreifen der Schiedsrichter gegen das Reklamieren grundsätzlich richtig, hat die Nationalspieler für die EM aber schon vorgewarnt.

"Es wird einfach zu viel gelabert im Fußball, auch von mir."

Bundestrainer Julian Nagelsmann

"Generell finde ich die Regel gut, sehr gut. Es wird einfach zu viel gelabert im Fußball, auch von mir. Das sind nicht nur die Spieler, das ist auch bei mir so", sagte der Bundestrainer.

Sorgen bereitet Nagelsmann die kurzfristige Umsetzung vor dem Saisonhöhepunkt. Konkret: Es könnte zu vielen Gelben Karten und damit zu Sperren im Turnierverlauf kommen. "Es ist vielleicht einen Tick spät, es war jetzt das erste Spiel, wo es auffällig war, dass diese Regel Anwendung findet. Es ist natürlich nicht so leicht für Spieler, die jahrelang an Verhaltensweisen gewöhnt sind", sagte der 36-Jährige.

BVB-Profis erste Sünder

Beim Champions-League-Finale zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund hatte Referee Slavko Vincic die neue Uefa-Richtlinie angewendet, dass nur Kapitäne beim Spielleiter intervenieren dürfen. Die BVB-Profis Nico Schlotterbeck und Marcel Sabitzer sahen für relativ leichte Beschwerden über Schiedsrichter-Entscheidungen Gelbe Karten. Diese strikte Linie soll auch bei der EM Anwendung finden.

"Generell finde ich es gut, dass es einen Ansprechpartner gibt für den Schiedsrichter, dass die Nettospielzeit von 53 Minuten auf 70 hochgeht, sehr schön. Am Ende wollen wir alle Fußball spielen, aber es wird sicherlich den einen oder anderen Moment brauchen, bis sich alle dran gewöhnt haben", sagte Nagelsmann.

Nicht nur sportliche, sondern auch Charakter-Tests

Zur Testphase für die Benimm-Regeln werden die Vorbereitungsspiele gegen die Ukraine und Griechenland am 7. Juni in Mönchengladbach. "Wir haben die Spieler informiert, dass sie das in den beiden Testspielen schon mal umsetzen können, dass sie keine unnötigen Gelben Karten und mit Sperren im Turnier oder innerhalb eines Spiels bekommen", sagte Nagelsmann.

Eine gesteigerte Nettospielzeit ist allerdings nicht das Hauptanliegen der Uefa. In Anlehnung an andere Sportarten wie dem Rugby wird bei der Endrunde nach umstrittenen Entscheidungen nur noch den Kapitänen das Vorsprechen bei den Unparteiischen erlaubt, um der Rudelbildung konsequent einen Riegel vorschieben - andernfalls droht sofort eine Gelbe Karte.

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Nagelsmann kündigte an, dass Uefa-Schiedsrichter-Chef Roberto Rosetti noch zu einer Schulung ins DFB-Quartier kommen wird. Bei der EM werden Spieler nach zwei und vier Gelben Karten für die nächste Partie gesperrt.

Kein Nagelsmann-Versprechen

Ganz ausschließen könne man Vergehen nicht, meint Nagelsmann. "Aber es wird manchmal komplett nicht vermeidbar sein. Fußball ist ein Emotionssport", sagte er. "Ich selber, ich weiß, eine Gelbe Karte als Trainer ist unfassbar teuer bei der EM. Allein aus monetären Gesichtspunkten sollte ich mich zurückhalten, auch aus Vorbildfunktion. Aber ich kann es nicht immer, ehrlich gesagt", räumte Nagelsmann ein. (dpa/sid/hau)

Hummels über Nagelsmann-Gespräch: "Kurz und enttäuschend"

Am 14. Juni startet das DFB-Team in die Heim-EM – ohne Mats Hummels. Der 35-Jährige wurde von Julian Nagelsmann nicht in den vorläufigen Kader berufen. Im Interview mit der "Sport Bild" sprach der Innenverteidiger von Borussia Dortmund über das Gespräch mit dem Bundestrainer und die Gründe für seine Nicht-Nominierung.
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