Das DFB-Team bekommt es im EM-Viertelfinale mit Spanien zu tun. Ein spanischer Sportjournalist erklärt unserer Redaktion, was den Fußball der "Furia Roja" ausmacht und wie Deutschland den Favoriten knacken kann.
Spaniens
Spanien gegen Deutschland: Topfavorit trifft auf den EM-Gastgeber
An diesem Freitag (18 Uhr live bei MagentaTV und ARD) kommt es im Viertelfinale in Stuttgart zum großen Showdown zwischen Topfavorit Spanien und EM-Gastgeber Deutschland. Die Spanier geben sich nach vier Siegen aus vier Spielen siegessicher - nicht nur der Außenangreifer von Athlétic Bilbao. Doch: Sind die Iberer wirklich nicht zu schlagen? Oder haben sie einen Schwachpunkt?
Unsere Redaktion sprach mit José Carlos Menzel López, der den spanischen Fußball aus dem Effeff kennt. "Die Schwachstelle liegt hinter dem Rücken der Außenverteidiger", sagt der 35-Jährige. Er ist FC-Bayern-Reporter bei der "tz" sowie dem "Münchner Merkur" und obendrein Deutschland-Korrespondent für die spanische Sportzeitung "as".
Weil sein Vater aus Andalusien stammt und auch seine Mutter spanische Wurzeln hat, ist er regelmäßig in Sevilla und macht sich von der spanischen La Liga vor Ort ein Bild.
Spanien im EM-Viertelfinale: Außenverteidiger als Schwachstelle?
Marc Cucurella vom FC Chelsea, Alejandro Grimaldo vom Deutschen Meister Bayer Leverkusen sowie Daniel Carvajal von Champions-League-Sieger Real Madrid seien "Spieler, die unglaublich hochstehen. Sehr schnelle Spieler können in die Räume hinter diesen Außenverteidigern starten", erklärt Menzel López und meint: "Ich denke bei Deutschland da an Leroy Sané. So könnte das DFB-Team mit wenigen Kontakten in den Strafraum kommen und Spanien wehtun."
Für die Truppe von Bundestrainer Julian Nagelsmann werde es darum gehen, "hinten unheimlich kompakt zu stehen" und sich "punktuell aus dem hohen Pressing der Spanier zu lösen". Denn genau das erwartet der Sportjournalist: Dass "La Furia Roja" mit den drei Stürmern Williams, Lamine Yamal und Alvaro Morata hoch anläuft, flankiert auf den Außen durch Cucurella und Carvajal.
"Die Deutschen müssen ungemein aufpassen, dass sie im Ballbesitz keine Fehler machen. Dass die defensiven Absicherungen überall stimmen. Spanien versucht, den Ball sehr hoch am gegnerischen Strafraum zu gewinnen", erzählt der Fußball-Fachmann aus München und warnt: "Sollte Deutschland mit allen Feldspielern in der gegnerischen Hälfte stehen, wäre das bei einem Ballverlust mit Blick auf die Schnelligkeit von Nico Williams und Lamine Yamal verheerend."
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Es sei der viel bemühte "Tanz auf der Rasierklinge: Du darfst den Spaniern auch nicht komplett den Ball überlassen, weil sie dich ansonsten mit ihrer Passqualität hinten reindrücken", sagt er.
Spanien bei der EM: Vorsicht vor Nico Williams und Lamine Yamal
Das aktuelle Team habe unter dem geradlinigen Nationalcoach und Disziplin-Liebhaber Luis de la Fuente eine enorme Weiterentwicklung gemacht. Bei der WM 2022 seien "die Spanier nach gefühlt Millionen Pässen im Achtelfinale gegen Marokko (0:3 n.E.) vor Schönheit gestorben.
Eine spanische Nationalmannschaft, die so vielfältig und unberechenbar spielt, habe ich nicht in Erinnerung", meint Menzel López: "Sie können dem Gegner unterschiedlich wehtun: Über den Ballbesitz durch die Mitte, durch die zwei dynamischen Jungs auf den Außenbahnen, mit Flanken oder durch Schüsse aus der Distanz."
Einen solchen Distanzschuss hat Mittelfeldchef Rodri zum 1:1-Ausgleich gegen die Georgier genutzt, der nach Meinung von Menzel López "aktuell beste Sechser der Welt. Er zieht die Fäden im Mittelfeld, er ist immer anspielbar, er wählt immer den richtigen Pass - Rodri verleiht der Mannschaft Stabilität. Er steht immer richtig und ist der Anker im spanischen Spiel", erklärt er.
Also doch kaum Schwächen? Weltmeister Bastian Schweinsteiger verwies in der ARD darauf, dass die Innenverteidigung mit Aymeric Laporte (Al-Nassr FC) und Robin Le Normand (Real Sociedad San Sebastián) nicht den sichersten Eindruck mache, gerade, wenn es schnell gehe.
EM-Viertelfinale: Ilkay Gündogan nennt Makel von Lamine Yamal
Bezeichnend: Gegen Georgien hatte Le Normand den frühen 0:1-Rückstand durch ein Eigentor verschuldet, als der Gegner sehr schnell umgeschaltet hatte. Und auch das sehr junge Alter des 16-jährigen Lamine Yamal, neben Williams der Shootingstar dieser EM, könnte zum Faktor werden, glaubt DFB-Kapitän Ilkay Gündogan.
"Er muss noch viel dazu lernen", meinte der Routinier in der ARD über seinen Kollegen vom FC Barcelona: "Seine Aktivität im Verteidigen ist nicht die größte." Das könnte "Räume bieten", erklärte der 33-Jährige. Für einen Halbfinaleinzug Deutschlands bei der EM im eigenen Land.
Das Achtelfinale zwischen Spanien und Deutschland können Sie hier bei uns im Live-Ticker mitverfolgen.
Verwendete Quellen
- Fragen an José Carlos Menzel López, as-Korrespondent Deutschland
- kicker.de: De La Fuente: La Roja als Vorbild für die Gesellschaft
- transfermarkt.de: Kader Spanien
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