Volle Hütte, Wiesn, Bier und ein Pokalspiel mit Überlänge - zünftiger konnte der Fußball-Abend für die Fans des TSV 1860 München und Borussia Dortmund kaum sein. Die blau erstrahlte Allianz Arena bot im DFB-Pokalspiel bessere Stimmung als auf dem Oktoberfest und vor allem: mehr Gaudi als bei den Bayern.
An mein Herz, geliebter Gegner! Wer den Bayern so saubere Watschn verpasst wie die Dortmunder in den vergangenen Jahren, der wird ganz doll an die Löwenbrust gedrückt. Der Feind meines Feindes ist mein Freund - so einfach kann die Erklärung für eine innige Fanfreundschaft sein. Zusammen gegen die Bazis von der Säbener Straße, lautet die Losung.
Kein Wunder also, dass die gemeinsam gegrölten Schmähgesänge gegen den FC Bayern schon in der U-Bahn begannen und im Stadion immer wieder angestimmt wurden. Das Geschehen auf den Rängen machte fast den Eindruck, als hätten die Zweitligisten, nur noch geduldeter Untermieter in der Allianz Arena, ihre Spezln aus Dortmund eingeladen, um ein Bierfest gegen die Hausherren zu feiern. 1860 München ("Nummer eins der Stadt") gegen Dortmund ("Nummer eins im Pott") war mehr Party als Partie.
"Die Nummer eins der Stadt sind wir"
Karten für den Höhepunkt des Jahres hatten sich so schnell verkauft wie die ersten Maß auf der Wiesn. Schon Wochen vor dem Spiel wurden extra Fanschals und T-Shirts angefertigt. So groß war der Hunger nach Spielen mit Herren von Welt. Nach viel zu langen Jahren gegen die Burschen aus der Fußballprovinz wie Erzgebirge Aue und SV Sandhausen konnten die 60er endlich wieder Glanz und Herrlichkeit der ersten Liga und sogar der Champions League genießen. Dass das Duell so einseitig war wie die Biografie des Wiesn-Playmates, störte die Blauen nicht.
In München ist es kein Geheimnis, dass die Prosecco Franzen vom FC Bayern selbst bei ausverkauftem Haus kaum Stimmung in die Bude bringen. Beim Pokalspiel bewiesen die Blauen, dass man Atmosphäre nicht kaufen kann - und echte Liebe unbezahlbar ist. Der verlorene Sohn Sven Bender, jetzt BVB-Bub, wird bei seiner Auswechslung gefeiert, als hätte er drei Tore für seinen alten Verein erzielt. Übertroffen wurde der Applaus für den Ex-Löwen wohl nur noch vom Jubel für den einzigen Eckball für den TSV.
Mit aller Kraft wehrte sich die Münchner Mauer gegen die Favoriten aus Dortmund und zwang so die offiziell zweitbeste Mannschaft Europas in die Verlängerung. Das blaue Wunder blieb aber aus. Aber auch nach Schlusspfiff erwiesen sich die BVB-Fans als gute Freunde. "Seid nicht traurig, ihr steigt auf!", trösteten sie die geschlagenen Gastgeber auf dem Heimweg. Dann könnten sich zwei alte Kumpel wieder öfter besuchen.
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