Der geplatzte Traum vom Triumph in der Champions League könnte den FC Bayern München zu voreiligem Aktionismus verleiten. In Wirklichkeit ist das Gros des Kaders aber immer noch gut genug, um in der kommenden Saison erneut das Triple in Angriff zu nehmen. Einige punktuelle Verstärkungen müssten dafür her. Aber auch Trainer Pep Guardiola muss sich in seiner Arbeit anders positionieren.
Es soll Beobachter geben, die nach dem zweiten Ausscheiden des FC Bayern München in einem Pokalwettbewerb den radikalen Umbruch einfordern. Taktisch und ideologisch hätten sich die Bayern angreifbar gemacht, ein üppiger Teil der Spieler sei über dem Leistungszenit. Oder zu alt. Oder beides. Nach den Eindrücken der vergangenen Spiele, vielleicht sogar der gesamten Rückrunde, könnte man zu diesem Entschluss gelangen.
In der Hinserie haben die Bayern ein einziges Pflichtspiel verloren: die bedeutungslose Partie gegen Manchester City. Sie haben stilbildende Auftritte hingelegt wie beim 7:1 in Rom. Im Jahr 2015 hat der FCB hingegen sechs Niederlagen kassiert, dazu das fürchterliche Aus im DFB-Pokal gegen Dortmund. Und nun der geplatzte Traum vom Champions-League-Finale.
Reform statt Revolution
Die Granden werden sich nach der Saison ausgiebig austauschen und diskutieren, die Saison aufarbeiten und dann Entscheidungen fällen, das hat Sportvorstand
Allenfalls in der Abwehr, in der Rückrunde mit 22 Gegentreffern in 24 Spielen (Hinrunde 12/26) permanent im Fokus, könnte es zu größeren Umbaumaßnahmen kommen. Dante ist ein Wackelkandidat und mittlerweile vom Innenverteidiger Nummer eins oder zwei auf Position vier abgerutscht. Bei Medhi Benatia bleiben Zweifel, ob es auf allerhöchstem Niveau reicht, Rafinha ist auf seiner Position rechts in der Viererkette ebenfalls nicht die Premiumlösung. Hier dürfte einiges passieren, sowohl personell als auch in spieltaktischer Hinsicht.
Zu viele Gegentore fielen nach einem Konter des Gegners, die Anbindung der Mittelfeldreihe an die Abwehrkette war zuletzt immer häufiger schlampig. Im Angriff war die Chancenverwertung für Bayern-Verhältnisse frappierend schlecht. Und Guardiola sollte sich, wie Joachim Löw vor dem WM-Triumph 2014 auch, dazu durchringen, dem Einstudieren offensiver Standards mehr Trainingszeit zu gönnen.
Wichtige Spieler bereits mehr als 30 Jahre alt
Die Mittelfeldriege bietet großen Anlass zu Spekulationen.
Aber bis auf
Die Bayern werden im Mittelfeld eine neue Kraft zukaufen müssen, um besser gewappnet zu sein für die Endphase der kommenden Saison. Auch das ist eine Erkenntnis des Frühjahrs. Auf Sicht deutet sich ein Umbruch in Teilabschnitten an. Nach und nach werden die verdienten Spieler gehen, die Bayern werden aber nicht auf einmal zwei, drei oder noch mehr Spieler gehen lassen.
Mario Götzes Zukunft beim FC Bayern München auf der Kippe
Bisher hat lediglich Claudio Pizarro seinen Abschied angekündigt. Fest steht auch, dass Akteure wie Manuel Neuer, Javi Martinez, Jerome Boateng, Holger Badstuber, David Alaba, Juan Bernat, Thiago, Thomas Müller und Robert Lewandowski das Gerüst der mittelfristigen Zukunft bilden. Und Mario Götze? An ihm scheiden sich die Geister. Er könnte die Zukunft verkörpern, momentan steht seine Weiterbeschäftigung bei den Bayern aber auf der Kippe.
Auch deshalb könnten die Bayern den Markt der Offensivspieler sondieren. Geld genug ist ja da. Zuletzt hat der Klub gleich mehrere lukrative Sponsorenverträge abgeschlossen oder verlängert und allein in dieser Saison in der Königsklasse rund 65 Millionen Euro verdient. Das würde reichen für einen Angel di Maria, James Rodriguez oder Eden Hazard.
Das Wichtigste bleibt aber die Rückkehr der Verletzten und eine vernünftige Vorbereitung im Sommer. Zusammen mit zwei, drei punktuellen Verstärkungen in der Leistungsspitze und ein paar handwerklichen Griffen des Trainers dürften die Bayern dann wieder voll angreifen. Und ein wenig mehr Glück in den entscheidenden Situationen könnte auch nicht schaden.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.