Mitte Februar trafen Atalanta Bergamo und der FC Valencia in Mailand in der Champions League aufeinander. Zwei Wochen nach dem Spiel explodierte in der italienischen Provinz die Corona-Epidemie. Nun ermittelt der Krisenstab des nationalen Zivilschutzes und geht der Theorie nach, ob das Spiel der Auslöser war.
In der sportlichen Sternstunde Atalanta Bergamos spielt der Fußball plötzlich keine Rolle mehr: Die Kleinstadt in der Lombardei ist eines der Epizentren der Coronakrise in Italien - und nach Wuhan in China die am meisten von dem Virus betroffene Stadt weltweit.
Beschäftigte in Krankenhäusern vor Ort sprechen von dramatischen Zuständen. Patienten, die auf die Intensivstation kommen, müssen teils stundenlang auf ein Krankenbett warten, weil die Mehrzahl der Intensivbetten für COVID-19-Patienten in kritischem Zustand reserviert sind.
Ärzte müssen entscheiden, um wessen Leben gekämpft wird - und wer nicht (weiter) behandelt wird, weil die Überlebenschance als zu gering eingeschätzt wird. Doch was hat der Fußball damit zu tun?
Welche Rolle spielte die CL-Achtelfinal-Partie für die Coronakrise?
Am 19. Februar traf Atalanta Bergamo in der Champions League auf den FC Valencia. Statt im heimischen Stadion wurde das Achtelfinal-Hinspiel im nahegelegenen Mailand ausgetragen. Wegen des laufenden Umbaus im eigenen Stadion und hoher Ticketnachfrage war Atalanta umgezogen.
Und so strömten mehr als 40.000 Menschen aus Bergamo und Umgebung in das San Siro, um live dabei zu sein. Nun vermuten italienische Experten, dass dieses Fußballfest ein Coronavirus-Beschleuniger war. Auch der Krisenstab des nationalen Zivilschutzes geht dieser Theorie nach.
Immunologe: "Epidemie ist in Bergamo genau zwei Wochen nach diesem Spiel explodiert"
"Die Ansammlung von Tausenden von Menschen, wenige Zentimeter nur voneinander entfernt und im verständlichen Zustand von Euphorie können die Verbreitung viral gemacht haben", sagte der römische Immunologe Francesco Le Foche kürzlich der "Corriere dello Sport". "Die Epidemie ist in Bergamo genau zwei Wochen nach diesem Spiel explodiert."
Massimo Galli, Oberarzt des Krankenhauses Sacco in Mailand, sagte an anderer Stelle: "Die Tatsache, dass sich im Stadion Leute aus derselben Ecke des Landes zu Zehntausenden drängten, könnte ein wichtiger Faktor für die Ausbreitung gewesen sein."
Die Betonung liegt vorerst auf "könnte". Belegt ist diese Vermutung bislang nämlich nicht. "Wir haben keine Zahlen, die einen Anstieg der Infektionen in der Provinz Bergamo auf dieses Spiel zurückführen lassen", sagte eine Sprecherin der Protezione Civile, der Behörde, die in Italien den COVD-19-Notstand managt, gegenüber der "Sportschau".
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Coronavirus: Mehr als 6.000 Tote in Italien
Bekannt ist Folgendes: Als das Champions-League-Spiel in Mailand angepfiffen wurde, gab es nur wenige Corona-Fälle in Europa. Den offiziell ersten italienischen mit dem Coronavirus Infizierten gab es zwei Tage nach dem Aufeinandertreffen der Mannschaften.
Weitere zwei Tage später wurde der erste Fall in der Provinz Bergamo notiert. Nur einen Tag darauf wurde der erste Todesfall gemeldet, der vierte in Italien. In Spanien gab es bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen gemeldeten Fall.
Patient Null soll - so die Vermutung - Kike Mateu gewesen sein, ein Sportjournalist aus Valencia, der seinen Klub nach Mailand begleitet hatte - und sich dort offenbar angesteckt hatte. Er wurde acht Tage nach dem Spiel positiv getestet.
Heute sind 35 Prozent der Angestellten beim FC Valencia infiziert, darunter mehrere Spieler. Ein Atalanta-Profi ist bislang nicht betroffen. Italien meldete bis Montagabend rund 64.000 Infizierte und mehr als 6.000 Tote.
Verwendete Quellen:
- sportschau.de: "Das Spiel Null des Corona-Virus oder die Stunde Null des Journalismus?"
- sport1.de: "Corona: Bergamo-Spiel unter Verdacht"
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