Wer hätte das gedacht? Der FC Bayern München, Übermannschaft Europas und Favorit auf den Titel in der Champions League, kann doch noch verlieren. Die Niederlage gegen Manchester City lag allerdings nicht an einer starken Vorstellung der Briten, sondern an einer ungewohnt uninspirierten Leistung der Münchner – ein Warnschuss zur rechten Zeit?

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"Man muss es besser spielen als wir heute. Gut ist, dass wir mit der Niederlage leben können." Die Aussage von Philipp Lahm bringt die Situation des Favoriten auf den Titel in der Champions League nach der Niederlage gegen Manchester City zwar rein tabellarisch auf den Punkt. Aus psychologischer Sicht ist die Aussage Lahms jedoch verheerend.

Denn Manchester City ist bei weitem keine Übermannschaft, gegen die man zu Hause "schon mal verlieren kann". In der K.O.-Runde warten noch weitaus schwierigere Kaliber auf die Bayern. Möglicherweise verklärt man in München die vergangene Saison zu sehr. Ohne Zweifel lieferte das Team unter dem damaligen Trainer Jupp Heynckes zum Teil berauschende Spiele ab. Das Triple aus CL-Sieg, Meisterschaft und DFB-Pokaltriumph war kein Zufall. Doch gerade auf dem Weg ins Finale in Wembley gegen Borussia Dortmund stand das Glück dem FC Bayern häufig zur Seite.

Holpriger Weg zum Titel

Bereits im Achtelfinale zitterte man sich gegen den bieder auftretenden FC Arsenal nur haarscharf in die nächste Runde. Hier bezwang man Juventus Turin vom Ergebnis her überzeugend mit insgesamt 4:0. Doch beide Tore im vorentscheidenden Hinspiel hinterließen einen faden Beigeschmack. Beim 1:0 fälschte Juve-Abräumer Vidal ein Schüsschen David Alabas ins Tor ab. Beim 2:0 durch Thomas Müller stand Vorlagengeber Mario Mandzukic klar im Abseits. Souverän geht anders.

Auch im Halbfinale gegen den FC Barcelona half – trotz einer überragenden Leistung der Bayern in beiden Spielen – Kollege Zufall kräftig mit. Ein Abseitstor durch Mario Gomez und ein Treffer von Arjen Robben nach einem klaren Foul von Thomas Müller brachen den Widerstand der Katalanen frühzeitig. Von Unschlagbarkeit und der unangefochtenen Nummer eins im Weltfußball also nur wenig zu sehen.

Pep ist skeptisch

Bayern-Trainer Pep Guardiola scheint das bereits erkannt zu haben. Nach dem gestrigen Spiel gegen Manchester City zeigte sich die Barcelona-Legende am "Sky"-Mikrofon nachdenklich: "Es ist nie gut, ein Spiel zu verlieren. Aber vielleicht brauchen dieser Verein, der Trainer und die Mannschaft eine Niederlage, um zu wissen, wie schwierig es ist, ein Spiel zu gewinnen."

Und doch ist der Rückschlag gegen die "Citizens" kein schlechtes Omen, denn auch auf dem Weg zu den CL-Triumphen der Jahre 2001 und 2013 setzte es derbe Niederlagen in der Gruppenphase. So musste sich die Elf von Ottmar Hitzfeld 2001 nach einer heftigen Klatsche gegen Olympique Lyon die legendäre Wutrede Franz Beckenbauers anhören – Stichwort "Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft". In der vergangenen Saison fegten die weißrussischen Nobodys von BATE Borissow die Bayern mit 3:1 aus dem Stadion. Anscheinend sind die "Roten" auf einen Dämpfer zur rechten Zeit angewiesen, wenn es mit dem CL-Pokal klappen soll. Gute Aussichten also für eine rauschende Finalnacht im Mai in Lissabon.

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