Nach den Schmähungen gegen Dietmar Hopp in mehreren Stadien und dem Fast-Spielabbruch bei Hoffenheim gegen Bayern München steht der deutsche Fußball an einem Scheideweg. Soll man den Ultras entgegenkommen oder sie aussperren? Fanforscher sehen den DFB in der Pflicht, die Lage zu deeskalieren.

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Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) gegen die Ultras: Ein Konflikt, der schon lange schwelt. Die Schmähungen gegen Dietmar Hopp am Wochenende, sie sind vor allem auch Schmähungen gegen den DFB.

Die Ultras verschiedener Fanlager solidarisierten sich mit den Anhängern von Borussia Dortmund, die der DFB im Februar für die nächsten beiden Spielzeiten für die Auswärtsspiele bei der TSG 1899 Hoffenheim gesperrt hatte.

Es ist also diese Kollektivstrafe, die der DFB doch eigentlich seit 2017 nicht mehr vergeben wollte, die derzeit den Konflikt zwischen Verband und Fangruppen schürt.

Fanforscher sieht DFB in der Pflicht

Fanforscher Harald Lange sieht nun den DFB in der Pflicht, deeskalierend zu wirken: "Ich würde dem DFB dringend empfehlen, diese Kollektivstrafe zurückzunehmen oder zumindest das Versprechen zu geben, sie nicht mehr anzuwenden", sagte der Professor der Universität Würzburg mit Bezug auf die Strafe gegen die BVB-Anhänger der Deutschen Presse Agentur (dpa).

"Es wird sich Woche für Woche aufschaukeln, es sei denn, es gelingt dem DFB, die Luft aus dem Ganzen rauszulassen", glaubt Lange. "Wenn man sagen würde, 'die Kollektivstrafe war falsch, wir gehen da anders mit um', dann wäre die Luft sofort raus. Das ist aber wahrscheinlich strategisch für den DFB nicht machbar. Das würde dann als Form von Schwäche interpretiert werden."

Statt ganze Gruppen zu bestrafen, müsse man wieder in den Dialog mit den Fans eintreten. Für Straffreiheit bei harten Beleidigungen plädiert Lange ausdrücklich nicht. "Ich finde das absolut verabscheuungswürdig, was da passiert. Dass da ein Mann derart diskreditiert wird, das halte ich für unhaltbar", sagte er mit Blick auf Hopp. "Wenn diejenigen, die dafür verantwortlich sind, identifiziert werden, dann muss das Konsequenzen haben, und zwar Konsequenzen, die das Strafrecht dafür vorsieht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger."

Verbale Abrüstung gefordert

Auch Robert Claus, Autor des Sachbuchs "Hooligans - Eine Welt zwischen Fußball, Gewalt und Politik" (2017), sagt im Interview mit "Focus.de", dass weitere Repressionen alleine nichts bringen.

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Er wünscht sich stattdessen verbale Abrüstung. Fangruppen als "kriminelle Banden" zu bezeichnen, sei nicht die Grundlage dafür, sich in ein paar Wochen auf Augenhöhe gemeinsam an einen Tisch zu setzen. "Dabei braucht es direkte Kommunikation zwischen den am Konflikt Beteiligten jetzt am allermeisten."

Claus ist sich sicher: "Wenn sich die Dynamik nicht ändert, wird es am kommenden Spieltag wieder Plakate gegen Herrn Hopp geben, sowie repressive Maßnahmen von Polizei und Ordnungskräften. Da sind wir wieder mitten in der Eskalationsspirale."

Verwendete Quellen:

  • dpa
  • Focus.de: "Fußball-Bosse müssen aufhören, Ultras als 'kriminelle Banden' zu bezeichnen"
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