- Die Relegation sorgt für zwei Spiele zusätzliche Spannung.
- Kritik: Der 16. kann eine schlechte Saison retten, der Dritte "bestraft" werden.
- Wie stehen die Fans zur Relegation?
Die Saison 2021/22 im deutschen Profifußball ist vorüber, zumindest für fast alle Beteiligten. Denn für einige Klubs steht noch die Relegation auf dem Programm. Der 16. der Bundesliga, Hertha BSC, trifft auf den Dritten der 2. Bundesliga, den Hamburger SV.
Im Aufeinandertreffen der beteiligten Teams der 2. Bundesliga und der 3. Liga kommt es zu einem Traditionsduell, Dynamo Dresden spielt gegen den 1. FC Kaiserslautern. Für neutrale Fans klingt das nach viel Spannung und einem guten Abschluss der Saison. Das sieht aber nicht jeder so.
Relegation: Geschichte und Grundgedanken
Playoff-Spiele und eine Relegation, um über Auf- und Abstieg zu entscheiden, gibt es in vielen europäischen Ligen. Eingeführt wurde die Relegation in der Bundesliga mit der eingleisigen 2. Bundesliga im Jahr 1982. Nach 1991 gab es diese Spiele nicht mehr, woran sich bis zur Wiedereinführung ab der Saison 2008/09 nichts geändert hat. Seitdem gilt die Relegation auch zwischen dem 16. der 2. Bundesliga und dem Drittplatzierten in der 3. Liga.
Zu den Grundgedanken der Relegation gehört, eine zusätzliche Spannung zu generieren. Eine Mannschaft, die 16. wurde, spielte meist keine katastrophale Saison, scheiterte oft nur knapp. Der Drittplatzierte der unteren Liga war stark, aber eben nicht stark genug für einen der vorderen zwei Ränge. Zudem lassen sich diese zwei Entscheidungsspiele gut vermarkten, der Fokus ruht nach der Saison auf diesen Duellen, die über Erfolg oder Misserfolg in einer Saison entscheiden.
Kritik an der Relegation auch von der Fanseite
Und genau hier setzt die Kritik an. Relegationsspiele werden von vielen Fans als zusätzliche Generierung von Einnahmen angesehen. Diese Spiele können eine Saison verzerren und werden als ungerecht empfunden. Das sehen auch die Fans der beteiligten Klubs so. Auf Nachfrage bestätigte Chris Robert stellvertretend für den Hertha-Blog "HerthaBASE": "Mit sportlicher Fairness hat die Relegation tatsächlich wenig zu tun. Auch wenn die 'Alte Dame' dieses Mal davon profitieren könnte und zumindest eine letzte Chance erhält: Die Relegation ist bei uns nicht sonderlich beliebt.“
Ähnlich sieht es Florian Reis, FCK-Fan und -Reporter bei der dpa: "Eine Mannschaft, die eine ganze Saison Zeit hatte, den Klassenerhalt zu schaffen und dann nur 16. wird, sollte auch mit dem Abstieg bestraft werden. Andersrum gilt: Wer in der unteren Liga Dritter wird, sollte auch direkt aufsteigen. Für mich sind die Voraussetzungen auch nicht mehr dieselben wie früher, als es schon mal diese Spiele gab. Alleine die Verteilung der Fernsehgelder zwischen 2. und 3. Liga ist da ein Punkt. Die Saison verlängert sich um zwei Wochen. Beim 1. FC Kaiserslautern hat man ja sogar den Sonderfall, dass man seit dem 8. Mai aufgrund der Insolvenz von Türkgücü München kein Spiel mehr gemacht hat.“
Mentale Anspannung bei Fans und Spielern
Problematisch ist auch, dass der Hamburger SV beispielsweise nach dem dramatischen 3:2-Sieg in Rostock nicht ausgiebig feiern durfte. Ein überragender Endspurt fand seine Krönung und doch ging es direkt nach dem Spiel schon wieder darum, sich auf das nächste Spiel zu konzentrieren. Die mentale Anspannung findet in diesen beiden Spielen ihren Höhepunkt. Selbst für die Anhänger der Klubs ist dies alles andere als leicht.
Trotzdem ist bei Florian Reis auch eine gewisse Vorfreude zu spüren: "In Kaiserslautern weiß man ja seit rund einer Woche, dass man sich für diese Spiele qualifiziert hat und auch, wer der Gegner ist. Hinzu kommt der Trainerwechsel. Ich würde sagen, dass die Vorfreude nach dem Durcheinander der letzten Woche aber von Tag zu Tag steigen wird. Im Endeffekt kann der FCK etwas Großes erreichen und nur das zählt. Das Hinspiel am Freitag ist mit über 46.000 Zuschauern ausverkauft und wenn der Schiedsrichter anpfeift, wird alles, was im Vorfeld des Spiels war, vergessen sein. Flutlichtspiele sind ja in Kaiserslautern eh etwas ganz Besonderes.“
Allerdings spielt auch die Angst eine Rolle, wie Chris Robert von HerthaBASE erklärt: "Die Gefühlslage ist voller Resignation, Angst und Enttäuschung. Diese letzten Spiele waren im Grunde genommen ein einziger Schlag in die Magengrube, was auch als Metapher für diese gesamte Saison gelten kann. Trotzdem wird man sich als Hertha-Fan an diese letzte Hoffnung mit letzter Kraft klammern und bis zum Ende die Mannschaft unterstützen.“
Eine Abschaffung der Relegation wäre für alle fairer
Es bleibt festzuhalten, dass die Relegationsspiele bei den Fans der beteiligten Mannschaften, bei Spielern und Verantwortlichen gleichermaßen unbeliebt sind.
Die Ungerechtigkeit wird zudem dadurch vergrößert, dass das klassenhöhere Team ein Jahr gegen stärkere Gegner gespielt hat und mit einem höheren Niveau konfrontiert wurde. Nur in drei der 13 Relegationsduelle seit 2019 setzte sich der Zweitligist gegen den Bundesligisten durch, der Drittligist behielt in dieser Zeit auch nur viermal die Oberhand.
Insbesondere bei den Spielen zwischen Dresden und Kaiserslautern sind zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen erforderlich, die durch Steuergelder finanziert werden müssen. Ohne eine Relegation würden diese Spiele überhaupt nicht stattfinden. Die Abschaffung der Relegation zum nächstmöglichen Zeitpunkt wäre also ein Zeichen.
Die DFL würde den Fans Gehör schenken, würde für eine Verbesserung der sportlichen Fairness sorgen und nebenbei auch das eigene Image, nämlich das einer Liga, die vor allem Profitgier und Vermarktung im Blick hat, aufpolieren. Noch bleibt die Relegation am Saisonende aber an der Tagesordnung.
Verwendete Quellen:
- DFL: Relegation – Historie
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