Die Absage von Ralf Rangnick hat den FC Bayern kalt erwischt. Noch immer sucht der Verein nach einem Nachfolger für Trainer Thomas Tuchel für die kommende Saison. Ein Name, der immer wieder genannt wird, ist der von Zinédine Zidane. Was für den Franzosen spricht - und was gegen ihn.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Ludwig Horn sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

"Auf einmal gehen Türen auf, wo du gedacht hast vor drei Wochen, die sind unmöglich." Mit diesem Satz hat Max Eberl am Wochenende für Aufsehen gesorgt. Der Münchner Sportvorstand hatte sich im Rahmen des Spiels seiner Mannschaft in Stuttgart (1:3) zur überraschenden Absage von Trainer Ralf Rangnick geäußert. Mit seiner vagen Aussage sorgte er nun für neue Spekulationen. Von der Tür zu welchem Trainer hat Eberl wohl gesprochen?

Mehr News zum FC Bayern München

Ein Name, der bereits seit Längerem immer wieder im Kontext der Bayern-Trainersuche genannt wird, ist der von Zinédine Zidane. Doch würde der Franzose überhaupt zu Bayern München passen?

Das spricht für Zidane als Bayern-Trainer

  • Zidane hat als Trainer eine beachtliche Trophäensammlung vorzuweisen, die er sich in relativ kurzer Zeit aufgebaut hat. In seinen zwei Amtszeiten bei Real Madrid (zwischen 2016 und 2018 sowie 2019 und 2021) gewann er unter anderem dreimal die Champions League und zweimal die spanische Meisterschaft. Den Ansprüchen der erfolgsverwöhnten Bayern würde er damit auf jeden Fall gerecht.
  • Zidane hat bei Real bewiesen, dass er auch mit Spielern mit großem Namen gut zurechtkommt. Während seinen beiden Amtszeiten bei Real hatte er es mit Cristiano Ronaldo, Karim Benzema, Toni Kroos und vielen weiteren Topstars zu tun. Über sich selbst sagte er einmal, er habe "eine natürliche Autorität". Einer wie Zidane, ein dreimaliger Weltfußballer, Europa- und Weltmeister, muss sich Respekt und Grundvertrauen seiner Schützlinge nicht mehr erarbeiten. Seine Titel, die er später als Trainer holte, unterstreichen das noch.
  • Eine Verpflichtung von Zidane hätte nach der bisher schleppenden Trainersuche auch eine gewisse Signalwirkung. Der FC Bayern, der zuletzt wenig attraktiv wirkte, könnte doch noch zeigen, dass es für die ganz großen Namen reicht. Ein Trainer Zidane könnte sicher auch dazu beitragen, namhafte Spieler an die Isar zu locken.

Das spricht gegen Zidane als Bayern-Trainer

  • Zidane ist mittlerweile einige Zeit raus aus dem Trainergeschäft. Seine zweite Amtszeit bei Real Madrid endete im Sommer 2021. Seitdem hat der 51-Jährige keine Mannschaft mehr trainiert. Bisher hat er nicht bewiesen, dass er auch bei einer anderen Mannschaft als den Königlichen funktionieren könnte. Seine bisherige Vita: Co-Trainer von Real Madrid, Co-Trainer von Real Madrids 2. Mannschaft, Cheftrainer von Real Madrids 2. Mannschaft, Cheftrainer von Real Madrid. Gut möglich also, dass Zidane beim FC Bayern nicht an seine bisherigen Erfolge anknüpfen könnte.
  • Zidane spricht neben seiner Muttersprache Französisch auch noch Spanisch und Italienisch. Anders sieht es mit seinen Englischkenntnissen aus. Im Sommer 2022 sagte er in einem Interview mit der französischen Sportzeitung "L'Equipe": "Ich verstehe Englisch, aber ich beherrsche die Sprache nicht komplett." Aus dem Lager des FC Bayern war in der Vergangenheit immer wieder zu hören, dass der Trainer zumindest Englisch sprechen sollte.
  • Beim FC Bayern sehnt man sich nach einer eigenen Spielidee, wie sie beispielsweise Pep Guardiola während seiner Amtszeit zwischen 2013 und 2016 integriert hatte. Zidane hat allerdings nicht den Ruf, ein Fußball-Philosoph und Taktik-Vordenker zu sein, das war auch nie sein Anspruch. Über sich selbst sagte er einmal: "Ich bin nicht der beste Coach, ich bin taktisch nicht der Beste". Beim FC Bayern hatte man mit dem heutigen Real-Coach Carlo Ancelotti, der die Münchner zwischen 2016 und 2017 trainierte, schon mal einen Trainer, dessen Hauptaugenmerk nicht auf der Taktik liegt. Das Missverständnis, aus dem "nur" eine deutsche Meisterschaft entstand, wurde bereits früh in der zweiten Saison beendet.

Mitte April hatte ein spanisches Medium bereits über den unmittelbar bevorstehenden Wechsel von Zidane zum FC Bayern berichtet. Seitdem war es um die Personalie allerdings wieder ruhiger geworden. Im Rahmen des Formel-1-Rennens in Miami am Wochenende wurde Zidane nochmal auf einen möglichen Trainerjob beim FC Bayern angesprochen. "Nein, ich werde das Spiel schauen", antwortete er lachend auf eine entsprechende Frage. Mit dem Spiel meinte er das Halbfinalrückspiel in der Champions League zwischen Real und dem FCB. Ob sich Zidanes "Nein" auf den Trainerjob in München bezog oder ob es eine ablehnende Reaktion auf die Fragestellung war, ist dabei nicht ganz klar geworden.

Wer der ominöse Trainer hinter der sich öffnenden Tür ist, bleibt vorerst also noch Eberls Geheimnis.

Verwendete Quellen

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.