Vincent Kompany hat den FC Bayern wieder auf Kurs gebracht – doch der Weg an die europäische Spitze bleibt steinig. Trotz beeindruckender Fortschritte gibt es Schwachstellen, die gegen internationale Top-Teams entscheidend sein könnten. Ein Ausblick auf ein spannendes Fußballjahr.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Holger Badstuber dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Servus Fußball-Freunde!

Vincent Kompany hat beim FC Bayern eine Mammutaufgabe übernommen – und bislang überzeugt er auf fast allen Ebenen. Doch ist der Klub wirklich schon stark genug, um auch die ganz Großen zu schlagen? Er brachte das mit, was der FC Bayern im Sommer dringend gebraucht hat: Ruhe, Kompetenz und Klarheit. Wenn ich seine Statements vor und nach den Spielen höre, fühle ich mich jedes Mal bestätigt.

Kompany strahlt Gelassenheit, Zielstrebigkeit und Autorität aus. In einer Phase, in der es an der Säbener Straße nicht unruhiger hätte sein können, war er der Mann, der den schlingernden Klub mit überlegten Maßnahmen wieder in die Spur gebracht hat.

Es wirkte fast mühelos: Einen Stil finden, für den die Mannschaft brennt. Die Innenverteidigung und das defensive Mittelfeld stabilisieren. Rollen klar verteilen und die Hierarchie im Team eindeutig kommunizieren. Und siehe da: Die Abwehr ist die beste der Liga, und gleichzeitig begeistert der FC Bayern mit einer furiosen Offensive.

Kompany hat den FC Bayern stabilisiert

Kompanys Persönlichkeit und Erfahrung als ehemaliger Top-Spieler und Trainer haben sich als genau richtig erwiesen. Trotz seines jungen Alters kommt er sowohl bei der Mannschaft als auch bei den Bossen an. Durch seine beeindruckende Karriere hat er sich Respekt erarbeitet und kann vor allem den jüngeren Spielern viel mitgeben. Der FC Bayern ist stabilisiert – so weit, so gut.

Aber ist das Team wirklich schon komplett stabil? Wohl kaum. Die Niederlage gegen Mainz sehe ich noch als Ausrutscher, und auch das Pokal-Aus gegen Leverkusen kann passieren. Alarmierend war jedoch das 1:4 gegen den FC Barcelona. Große Gegner nutzen jede Schwäche gnadenlos aus, und Barça hat den Finger in die Wunde gelegt. Für die internationale Spitze fehlt es der FCB-Abwehr weiterhin an der nötigen Souveränität und inneren Überzeugung.

Das bringt mich auch zur Offensive, wo ich eine zu große Abhängigkeit von Jamal Musiala erkenne. Sein Einfluss auf das Spiel ist beeindruckend, und ich bin ein großer Fan von ihm. Er ist jetzt schon nah an der Weltklasse. Doch darf ein Klub wie der FC Bayern nicht so stark von einem 21-Jährigen abhängig sein.

Natürlich gab es in der Vergangenheit ähnliche Beispiele: Manchester United war auf Cristiano Ronaldo angewiesen, Barcelona auf Lionel Messi. Aber diese Spieler hatten in jungen Jahren Teamkollegen wie van Nistelrooy, Rooney, Xavi oder Iniesta an ihrer Seite – erfahrene Akteure, die Verantwortung übernahmen. Bei Musialas Kollegen fehlt mir zu oft die Kreativität, wenn er nicht da ist. Da muss mehr kommen.

"Seine Einsätze müssen dosiert werden, damit er dann bei 100 Prozent ist."

Holger Badstuber über Harry Kane

Ich nehme hier auch Harry Kane nicht aus. Der Engländer ist ein Schlüsselspieler, aber seine Belastung muss klug gesteuert werden. Wenn er bis März oder April jedes Spiel durchzieht, könnte ihm in der entscheidenden Saisonphase die Kraft fehlen. Er sollte darauf auch Einfluss nehmen und kommunizieren. Seine Einsätze müssen dosiert werden, damit er dann bei 100 Prozent ist.

Für den Kader kann Kompany wenig – er bekommt ihn gestellt. Aber bislang hat er gezeigt, dass er clever rotiert und das Beste aus den Gegebenheiten macht. Dennoch hat er bereits durchblicken lassen, dass die Belastung durch die vielen Spiele ein Problem sein könnte. Hier baut er berechtigterweise medial vor.

Die Lage beim FC Bayern bleibt wackelig

Der eingeschlagene Weg ist zweifellos vielversprechend. Bis auf das Pokal-Aus steht der FC Bayern gut da und wird wohl auch das Achtelfinale der Champions League erreichen. Auch das 5:1 gegen Leipzig war ein Statement. Das hat mir gefallen.

Aber die Lage bleibt wackelig, und die Stimmung könnte schnell kippen, wenn die Ergebnisse gegen große Teams ausbleiben. Demut und harte Arbeit müssen weiterhin die Devise bleiben.

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Um Kompany mache ich mir dabei keine Sorgen. Er hat gezeigt, dass er der richtige Mann für diese Aufgabe ist. Aber er wird gefordert sein, wenn es im Frühjahr gegen die ganz Großen geht.

Auf ein spannendes 2025!

Euer Holger Badstuber

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