• Der gute Saisonstart der Borussia ist eng verknüpft mit Marco Reus.
  • Der Kapitän besticht mit einer bemerkenswerten Frühform: als Freigeist in der Offensive und Anführer seiner Mannschaft.
Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Stefan Rommel sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Kurz vor dem Abpfiff wurde es noch einmal richtig laut im Westfalenstadion. Die mehr als 70.000 Fans feierten ja ohnehin eine kleine Reise in die Vergangenheit, die "Rückkehr" der Stehplätze auf der Südtribüne, die damit verbundene Stimmung, die Pyrotechnik auf der Süd und auch im Gästeblock: Das alles erinnerte an die alten Zeiten aus den 90er Jahren.

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Und so wurde es ein paar Minuten vor dem Ende ohrenbetäubend laut, ganz ohne das Einpeitschen der Ultras, als Marco Reus zur Seitenlinie schritt und seinen Diensttag beenden durfte. Das Stadion erhob sich und machte Krach und man konnte eine Ahnung davon bekommen, was Edin Terzic' Wunsch vor ein paar Monaten gewesen sein musste.

"Lasst uns so laut sein wie noch nie", hatte der Trainer damals eine Bitte an die Dortmunder Zuschauer formuliert. Während einer handelsüblichen Auswechslung in einem Spiel gegen den FC Kopenhagen wurde Terzic' Wunsch erhört.

Marco Reus: Institution und Führungsfigur

Es war ein sehr besonderer Abgang selbst für einen wie Marco Reus, der ja nun nicht erst seit vorgestern für den BVB Fußball spielt. In den zehn Jahren als Profi in Dortmund hat Reus allerhand erlebt, einige Höhen, aber auch ein paar Tiefen. Er hat Trainer kommen und gehen sehen und etliche Konkurrenten auf seiner Position. Schon längst ist er der dienstälteste Spieler im Kader, eine Institution und als Kapitän eine Führungsfigur der Mannschaft.

Das alles war auch in den letzten Jahren schon so, nur wollte es da aus verschiedenen Gründen mit der Verwirklichung der hohen Ansprüche nicht immer so recht klappen. Es ist noch nicht so lange her, da wurde der 33-Jährige eher als Teil des Problems denn der Lösung bei der Borussia gesehen. In den ersten Spielen der neuen Saison aber ist ein anderer Reus zu erkennen - auch wenn es nach einer handvoll Spielen vielleicht noch zu früh ist, um sofort in das nächste Extrem der Erzählung zu verfallen.

Angepasste Vorbereitung zahlt sich aus

Wie schon im letzten Jahr, als der Spieler im Sinne einer vernünftigen Regeneration und Vorbereitung auf die Saison auf die Europameisterschaft verzichtete, hat sich Reus auch in diesem Sommer etwas anders auf das veränderte Programm der nun anstehenden Wochen und Monate vorbereitet. "Marco ist eine Woche eher in die Vorbereitung eingestiegen und konnte sie komplett mitmachen. Das zahlt sich jetzt aus", sagt sein Trainer.

Der weiß in seinem Kapitän den viel zitierten verlängerten Arm auf dem Platz, trägt mit seiner Idee vom Fußball und offenbar auch seiner Art der Menschenführung aber auch einen gehörigen Teil dazu bei, dass sich Reus aktuell in erstaunlicher Frühform präsentieren kann.

Terzic' 4-2-3-1-Grundordnung hält die perfekte Spielposition für Reus parat: Direkt hinter oder neben der Spitze, im Zentrum des Spiels und mit einigen Freiheiten im eigenen Ballbesitz ausgestattet, findet Reus wieder zu "seinem" Spiel, bringt seine Qualitäten derzeit überragend ein und ist so in der Offensive eine stete Gefahr für den Gegner.

Reus wirkt voll auf der Höhe

Der größte Unterschied zur abgelaufenen Saison zeigt sich aber auch in seinem Spiel in den Phasen, wenn der BVB den Ball gar nicht hat - oder eben erst verloren hat. Es mangelte zuletzt immer wieder an der nötigen Intensität, der Lauf- und Einsatzbereitschaft der Mannschaft im Gegenpressing. Am Gefühl, den Ball unbedingt und so kompromisslos wie nötig sofort zurückerobern zu wollen.

Hier zeigt der BVB in den Spielen zuletzt ein ganz anderes Gesicht, die auf diesem Spielniveau etwas limitierten Gäste aus Kopenhagen wurden am Dienstag regelrecht erdrückt von der Dortmunder Balljagd. Und diese immer wieder angeführt und ausgelöst durch Reus, der gedanklich wie körperlich voll auf der Höhe wirkt.

Terzic: "So stellen wir uns unseren Kapitän vor"

"Top-top-top-fit" fühle er sich derzeit, hat Reus am letzten Freitag nach dem Spiel gegen Hoffenheim gesagt. Und man kann aus Dortmunder Sicht nur hoffen, dass dieser Zustand so lange wie möglich anhält. Nicht nur, weil dem BVB nun schon wieder etliche Spieler unter anderem durch Muskelverletzungen ausfallen. Sondern auch mit Blick auf Reus‘ persönliche Leidensgeschichte.

Der große Dortmunder Umbruch wird nicht ohne Fixpunkte und Persönlichkeiten in der Mannschaft zu vollziehen sein. Marco Reus dürfte neben Mats Hummels dabei die wichtigste Bezugsperson für den immer noch jungen und vergleichsweise unerfahrenen Trainer sein. Auch deshalb hält sich Terzic mit dem Lob für seinen Anführer nicht zurück. Marco gehe "herausragend" voran.

"So stellen wir uns unseren Kapitän vor!"

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Verwendete Quellen:

  • bvb.de: "Lasst uns so laut sein wie noch nie!" – Edin Terzic ist neuer BVB-Cheftrainer
  • youtube.com: "Ein sehr gelungener Champions-League-Start!" | PK mit Edin Terzic | BVB - FC Kopenhagen
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