• Borussia Dortmund vergibt gegen einen angeschlagenen Gegner leichtfertig die vorzeitige Qualifikation für die K.o.-Phase der Champions League.
  • Der Trainer und sein Abwehrchef sind genervt, auch Dortmunds Berater tadelt die Mannschaft.

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Am Ende war es wieder einmal an Mats Hummels, die richtige Einschätzung nach einem schwierigen Spiel für Borussia Dortmund abzugeben.

Der Routinier stand nach dem Remis gegen den FC Sevilla am Expertentisch des Senders "Prime Video" und versuchte sich an einem Urteil über die Leistung seiner Mannschaft.

"Fußball ist eigentlich ein simples Spiel", sagte der sichtlich genervte Hummels. "Aber wir machen es immer sehr kompliziert." Der Routinier attestierte dem BVB "kein gutes Spiel", mahnte zu viel Passivität und Lethargie an und wurde dann in einigen Punkten auch ganz konkret.

Bis auf die Phase vor der Halbzeit, in der dann auch der Ausgleich durch Jude Bellingham fiel, habe Hummels nicht viel Gutes von seiner Mannschaft gesehen. "Und nach der Halbzeit haben wir dann bestimmt 20 Bälle leicht verloren und das Spiel komplett offen werden lassen. Wir haben immer in enge Räume reingespielt, statt sie laufen zu lassen. Das war gegen eine verunsicherte Mannschaft zu Hause vor 80.000 Zuschauern völlig unnötig. Wir haben unnötige Ballverluste gehabt. Ich formuliere es mal vorsichtig..."

Hummels: "Guter Fußball muss nicht sexy sein"

"Guter Fußball muss nicht sexy sein. Erfolgreicher Fußball ist nicht Hacke, Spitze eins, zwei, drei auf fünf Metern. Das muss aus manchen Köpfen raus", klagte Hummels und attestierte seiner Mannschaft "nicht genug Spielintelligenz". Er versuche den Kollegen immer wieder mehr Einfachheit im Dortmunder Spiel zu kommunizieren, "aber es ist natürlich schwierig, wenn man das Gefühl hat, dass da nicht genügend Leute sonst noch sind, die in der Lage sind, immer wieder anzuschieben."

Es war nicht das erste Mal, dass Hummels in diese Richtung argumentiert. Auch in der abgelaufenen Saison hatte man ähnliche Tadel schon vom Abwehrchef vernommen, der von seinem Trainer inhaltlich voll unterstützt wurde. "Das sind Worte, die auch schon einmal meinen Mund verlassen haben. Mir ist es wichtig, dass das Wort ‚wir‘ dabei war. Wir müssen einfach viel präziser und effektiver Fußball spielen", sagte Edin Terzic auf der Pressekonferenz

"Es war kein richtig gutes Spiel von beiden Seiten, es war teilweise richtig zäh. Am Ende steht ein verdientes Remis. Mehr hatte das Spiel auch nicht verdient, dafür waren zu wenige Chancen auf beiden Seiten da. Wenn man sich das Programm anguckt mit drei Spielen in sechs Tagen, ist es vielleicht aber auch nicht verwunderlich, wenn die Frische ein bisschen fehlt. Als Ausrede werden wir dies aber nicht gelten lassen. Wir müssen viel effektiver, viel präziser Fußball spielen."

Auch Sammer kritisiert die Mannschaft

Und weil einige der entscheidenden Personen beim BVB schon so schön in Mahner-Laune waren, durfte fast schon folgerichtig auch Matthias Sammer nicht fehlen. Der nahm in seiner Funktion als Experte bei "Amazon Prime" auch kein Blatt vor den Mund und legte den Finger - auch nicht zum ersten Mal - ebenfalls in die Wunde.

"Fakt ist, dass der ein oder andere Spieler - der eine ist schon ein bisschen länger da, der andere ist gekommen - nach dem 2:2 gegen Bayern gedacht haben, dass es fünf Punkte für uns auf dem Konto gab. Es gab aber nur einen. Letztlich haben wir zweimal zu Hause nur Unentschieden gespielt. Die Frage ist dann, wie man damit umgeht und wie man auftritt", so Sammer.

"Wir haben sportlich viele Dinge vermissen lassen. Wir sind gewisse Laufwege nicht mitgegangen mit dem Ball. Es war keine homogene Konstellation in der Gemeinsamkeit", so Sammer weiter, der sich über Hummels‘ offene Worte freute und die Aussagen und das Auftreten des Kapitäns auch rigoros verteidigte. "Mats Hummels ist Weltmeister und Führungsspieler, der muss hier völlig frei reden können!"

Dortmund verpasst eine große Chance

Gegner Sevilla trat zwar im Vergleich zum desaströsen 1:4 gegen den BVB vor einer Woche deutlich verbessert auf, wäre aber mit einer in allen Spielphasen konzentrierten Leistung auch zu schlagen gewesen. Und weil der BVB dies vor der neuen deutschen Rekordkulisse von 81.000 Fans bei einem Champions-League-Spiel verpasste, bleibt die Gruppe G offen.

Der BVB hat zwar immer noch alles selbst in der Hand und auch schon vermeintlich beruhigende fünf Punkte Vorsprung auf Sevilla und den FC Kopenhagen. Aber die endgültige Qualifikation für das Achtelfinale wurde gegen Sevilla einigermaßen leichtfertig vergeben, was angesichts des eng getakteten Terminplans nun noch einmal mindestens einen Kraftakt in den restlichen beiden Spielen erfordert.

Die Chance, sich mit einer vorzeitigen Qualifikation eine kurze Verschnaufpause zu erspielen, hat die Mannschaft vorerst verpasst. Unter bestimmten Voraussetzungen fehlt gegen Manchester City und Kopenhagen noch ein Punkt. Bei einer Niederlage im nächsten Spiel gegen ManCity könnte es also schnell noch einmal eng werden.

Verwendete Quellen:

  • Spox.com: Mats Hummels unzufrieden: BVB macht "es immer sehr kompliziert"
  • BVB.de: "Wir müssen viel effektiver, viel präziser Fußball spielen"
  • Sport1.de: "Hummels muss frei reden können"
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