Mainz 05 hat sich für die Europa League qualifiziert –überschattet wird dieser Erfolg allerdings von der Posse um Trainer Thomas Tuchel. Der will seinen Trainerjob loswerden, doch der Verein will ihn partout nicht gehen lassen.
Wer sich auch nur im entferntesten für Fußball interessiert weiß, dass längst nicht mehr nur "auf'm Platz" entscheidend ist. Interessen von Sponsoren wollen gewahrt, Verträge mit Medien erfüllt – und die Egos von Vereinsbossen gestreichelt werden. Vor allem an letzterem scheint es derzeit in Mainz eine Menge Bedarf zu geben - anders lässt sich die Posse um Mainz' Trainer
Am Sonntag wurde offiziell bekannt gegeben, dass Trainer Thomas Tuchel seinen Trainerposten abgeben und damit seinen bis Juni 2015 geltenden Vertrag nicht erfüllen wird. Intern wusste man nach Angaben von Manager Christian Heidel allerdings schon "seit Monaten" von Tuchels Plänen. Warum sich trotzdem nicht nach einem neuen Trainer umgeschaut wurde, ist allerdings unverständlich. Wegen einer Unterschrift? Wer nicht erst seit gestern im Profisport unterwegs weiß wohl, dass das Pochen auf Verträge so sinnvoll ist wie ein kräftiges mit-dem-Fuß-stampfen und "ich will aber" brüllen.
"Ein Wechsel ohne die Zustimmung von Mainz 05 ist nicht möglich. Das wird auch so bleiben", so Manager Heidel weiter. Natürlich nicht. Wenn Mainz es sich leisten kann, zwei Trainer zu bezahlen, läuft ja alles super. Besonders stößt der Mainzer Chefetage auf, dass Tuchel Kontakt zu Schalke und Leverkusen hatte. Für Tuchel jedoch auch ein ganz normaler Vorgang, da man von Vereinsseite in keinster Weise auf seine Wünsche "nach einer einvernehmlichen Lösung" eingegangen sei. In einem Statement verkündet er weiter: "Auch in der vergangenen Saison wurde ich immer wieder von anderen Vereinen kontaktiert. Gespräche führten, entgegen anderslautender Spekulationen, niemals soweit, dass ich Verantwortliche von Mainz 05 um eine Freigabe oder gar um eine Auflösung meines Vertrages gebeten hätte."
Spekulationen um Tuchels Zukunft
Tuchel jetzt Vorwürfe zu machen und sich süffisant zu seiner "anderen Vorstellung von Moral" zu äußern, wie es Präsident Harald Strutz in der "Bild"-Zeitung macht, hilft vielleicht, die Erinnerung an eine ansonsten erfolgreiche Saison zu trüben. Der Sache dienlich ist es nicht.
Das wohl interessanteste an diesem Rosenkrieg sind ohnehin die weiterführenden Spekulationen um Tuchels Zukunft. In zahlreichen Foren wird bereits über ein mögliches Engagement des Trainers beim DFB orakelt. Holt die deutsche Mannschaft bei der WM wieder keinen Titel, wird Joachim Löw als Bundestrainer Geschichte sein. Sollte es mit dem Gewinn der WM klappen – ein schöneres Karriereende könnte sich Löw kaum wünschen. So oder so – die Chance, dass im Sommer ein interessanter Posten für einen ambitionierten jungen Trainer frei ist, stehen nicht schlecht. Glück für den, der dann nicht an einen Verein gebunden ist.
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