- Auf die Trauer um Uwe Seeler folgt der Eklat.
- Fans des Hamburger SV entrollen während des Heimspiels gegen Hansa Rostock ein Banner, vom dem sich der Klub anschließend distanziert.
- Die Empörung zieht sich bis ins Hamburger Rathaus.
Drei Tage nach dem Tod des Fußball-Idols Uwe Seeler zeigten die Fans von dessen Heimatverein Hamburger SV im Vorfeld des Heimspiels gegen Hansa Rostock zunächst eine angemessene Reaktion. Ihre Choreografie für "Uns Uwe" beeindruckte und sorgte für ergreifende Emotionen im Volksparkstadion.
Doch schon drei Minuten nach dem Anpfiff war es mit der andächtigen Stimmung vorbei. Zunächst im Fanblock der Gäste, besetzt mit rund 9.000 Anhängern des FC Hansa. Dort wurden Rauchbomben abgebrannt und Böller gezündet.
Der HSV verurteilt diskriminierendes Banner im Hamburger Block
Was den gastgebenden HSV jedoch zu einer Stellungnahme zwang, war das zu verurteilende Verhalten der eigenen Fans. Das Zeigen eines homosexuellenfeindlichen Spruchbands kommentierte der Klub auf Twitter so: "Wir distanzieren uns klar und deutlich von diskriminierenden Inhalten." Und weiter: "Diskriminierung hat im Volksparkstadion und beim HSV keinen Platz", betonten die Hamburger.
Auf dem Banner stand zu lesen: "Ganz MV ist schwul – besonders der Hansa-Hool". Diese Botschaft richtete sich gegen den hanseatischen Rivalen. Rostock liegt im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, das mit "MV" abgekürzt wird. Der Zwischenfall überschattete die zuvor Seeler geltenden Gefühle der Mehrzahl der 54.500 Zuschauer in der ausverkauften Arena.
Der "Supporters Club" des HSV stellte sich in einem Post auf Facebook "solidarisch" an die "Seite aller, die Opfer von diskriminierendem Verhalten werden". Er betonte: "Homophobie hat in unserem Verein keinen Platz und darf diesen auch auf unserer Tribüne nicht bekommen. Leider zeigte uns der heutige Tag, dass wir noch einiges zu tun haben."
Hamburgs Zweite Bürgermeisterin sieht "herben Rückschlag"
Auch die Zweite Bürgermeisterin Hamburgs, Katharina Fegebank, drückte über ihren Twitter-Account ihr Entsetzen aus. Sie sprach von einem herben "Rückschlag nach den zahlreichen Aktionen & dem starken Engagement für Vielfalt & Akzeptanz im Sport, gerade auch im Profifußball." Fegebank stimmte dem "Supporters Club" zu, dass es "noch viel für uns alle zu tun" gebe. Sie forderte, "klare Kante gegen jede Form von Diskriminierung zu zeigen."
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Zahlreiche HSV-Anhänger, die ihr Stadion gerne nach Seeler benennen würden, waren dem Aufruf der Fan-Organisationen gefolgt und schwarz gekleidet erschienen.
Große Trauer um Uwe Seeler
Mit zwei Bannern erinnerten die treuesten Fans auf der Nordtribüne an ihr Idol, das in fast 1.300 Spielen für den HSV seit der Jugend rund 1.400 Tore erzielt hatte: "Loyal und bescheiden - der Größte aller Zeiten" sowie "R.I.P. Uwe Seeler". Anschließend bildete die Nordtribüne in einem Meer von schwarzen Pappschildern den in Weiß gehaltenen Namenszug "Uns Uwe".
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