Reset in Hamburg: Nach dem ersten Abstieg des Hamburger SV in der Bundesliga-Geschichte sind die Erwartungen an Trainer Christian Titz riesig. Fans und Verein hoffen auf den sofortigen Wiederaufstieg, zahlreiche Spieler konnten für die Mission gehalten werden. Doch nicht alles ist heiter in Hamburg.

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Alles auf Anfang beim Hamburger SV: Nach dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga, dem ersten der Vereinsgeschichte, startet für den HSV gegen Holstein Kiel die Zweitliga-Saison.

Das Projekt: Der Dino im Unterhaus. Die Mission: Wiederaufstieg in die Bundesliga. Die Beteiligten: Trainer Christian Titz, die Spieler, der Verein, die Fans. Jetzt erst recht.

Im Mai war die Stimmung eine völlig andere. Am letzten Bundesliga-Spieltag gewann der HSV zwar 2:1 gegen Borussia Mönchengladbach, doch der Abstieg war nicht mehr zu verhindern. Anhänger des Vereins randalierten im Stadion, zündeten Pyrotechnik. Einige tausend Polizisten waren im Volksparkstadion im Einsatz, der Tiefpunkt erreicht.

Fan-Euphorie für den Neubeginn

Knapp drei Monate später sind die Anhänger euphorisch. Der Verein zählt inzwischen über 80.000 Mitglieder, deutlich mehr als vor dem Abstieg. Mehr als 25.000 Dauerkarten hat der Verein verkauft. Beim Auftakt gegen Holstein Kiel ist das Stadion voll.

"Beim HSV halten wir in schwierigen Zeiten zusammen. Das ist einfach genial und brutal wichtig für unseren Neuanfang", zitiert die "Hamburger Morgenpost" Mittelfeldspieler Lewis Holtby. Statt einen anderen Verein zu suchen, entschloss sich der 27-Jährige, in Hamburg zu bleiben.

"Ich möchte den Verein auch wieder mit aufbauen. In schwierigen Situationen darf man nicht weglaufen, sondern muss auch mal seinen Mann stehen. Vereine wie dieser brauchen Charakter. Und ich glaube, dass ich den habe und die Person bin, die in so einer Situation führen kann", erklärte Holtby im Interview mit "Sport 1".

Viele Stammspieler bleiben in Hamburg

Zahlreiche Stars, die in der Bundesliga mühelos einen neuen Arbeitgeber gefunden hätten, schwören dem HSV die Treue: Torhüter Julian Pollersbeck, Innenverteidiger Kyriakos Papadopoulos, der schwedische Mittelfeldspieler Albin Ekdal, Routinier Aaron Hunt und Offensivspieler Filip Kostic.

Sturmjuwel Jann-Fiete Arp verlängerte seinen Vertrag in der Hansestadt gar um ein Jahr. "Ganz unabhängig von irgendwelchen lukrativen Angeboten ist es am Ende eine Herzensangelegenheit. Die Verbindung zum HSV ist zweifellos da. Ich konnte so nicht gehen, für mich ist die Geschichte beim HSV nicht vorbei", so der 18-Jährige.

Der ehemalige HSV-Verteidiger Cleber bot sich dem Verein sogar an. "Ich habe nach meinem Abschied realisiert, wie schön es in Hamburg ist. Besonders den Fans, die mich immer unterstützt haben, bin ich noch immer sehr dankbar", erklärte der Verteidiger in der "Bild".

Ihn könnten sie in Hamburg vielleicht sogar gebrauchen, denn: Trainer Christian Titz hat ein Abwehrproblem. Durch die langfristigen Ausfälle von Gideon Jung und Kyriakos Papadopoulos benötigt der HSV einen Innenverteidiger – am besten eine günstige Alternative. Immerhin hat sich der Etat von 55 Millionen Euro auf rund 28 Millionen Euro etwa halbiert.

Siegreiche Testspiele geben Selbstvertrauen

Der Zusammenhalt des Teams auf dem Platz ist spürbar. Die Mannschaft von Christian Titz, der im März das Amt von Bernd Hollerbach übernahm, verlor nur eines seiner Saisonvorbereitungsspiele: 1:5 gegen Aarhus GF. Gegen alle anderen – namhaften – Gegner gewann das Team: 1:0 gegen ZSKA Moskau, 2:1 gegen Stoke City, 3:1 gegen Monaco. Zuversicht für den Aufstieg. Zu den Favoriten zählen die Rothosen ohnehin.

Anlass für vorzeitigen Jubel sieht Titz nicht. "Wir sind keine Mannschaft, die zum Abheben neigt. Wir sind eine Mannschaft, die versucht, sich über die Spiele zu steigern. Die Siege haben uns Selbstvertrauen gegeben." Mit Bescheidenheit zum Erfolg?

Mit dem Beginn der Arbeit von Christian Titz ging es bergauf im hohen Norden. "Als wir hier vor einigen Monaten angefangen haben, herrschte gefühlt eine Untergangsstimmung. Das ist nun umgekehrt der Fall. Mannschaft und Fans sind aufeinander zugegangen. Jeder spürt, dass die zweite Liga eine echte Chance auf einen Neuanfang ist."

Jetzt muss die Mannschaft die Euphorie mitnehmen. Der Neuanfang beginnt jetzt.

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