• Die neue Formel-1-Rennleitung hat wegen des Hinweises auf eine alte Schmuck-Regel für Diskussionen gesorgt.
  • Auch beim Thema Unterwäsche versteht die Rennleitung keinen Spaß, denn die muss feuerfest sein.
  • Lewis Hamilton stellt bereits klar: Er wird seinen Körperschmuck nicht ablegen.

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Wenn die Formel 1 keine Probleme hat, dann macht sie sich gerne selbst welche. Das neue Reglement greift, die Rennen mit den neuen Autos sind spannend und actionreich, der Titelkampf könnte auch ein Kracher werden – und in der Motorsport-Königsklasse wird öffentlich über Körperschmuck und Unterwäsche diskutiert. Denn die neue Rennleitung um den Deutschen Niels Wittich hat vor dem dritten Saisonrennen in Australien klargestellt: In den Rennern darf kein Schmuck getragen werden. Und die Unterwäsche der Piloten sollte vor allem eines sein: feuerfest.

Lewis Hamilton fand das zunächst noch witzig, betonte, er habe bestimmte Piercings, "die ich nicht rausnehmen kann und von denen nicht viele Leute wissen", so der Brite. Und schob nach: "Das ist natürlich ein Scherz!" Auch AlphaTauri-Fahrer Pierre Gasly nahm die kurios wirkenden Hinweise mit Humor. "Wenn sie meinen Hintern kontrollieren wollen, oder meine Genitalien – ich habe nichts zu verstecken", sagte der Franzose: "Wenn es sie glücklich macht, dann sollen sie das tun."

Rennleitung versteht keinen Spaß

Nun versteht die Rennleitung bei der Sache aber keinen Spaß, und das durchaus zu Recht. Die Regel, dass kein Körperschmuck getragen werden darf, existiert bereits seit 2005. "Das Tragen von Schmuck, auch in Form von Body-Piercing oder Metallkettchen, ist beim Wettbewerb untersagt und kann vor dem Start überprüft werden", lautet der entsprechende Passus. Bislang gab es aber weder Diskussionen über das Thema, noch gab es eindringliche Hinweise an die Fahrer, diese Regel zu befolgen. Strafen bei Verstößen gab es schon mal gar nicht.

Warum Wittich den Passus noch einmal ausgegraben und betont hat, sich daran zu halten? Dabei soll es vor allem um das Thema Sicherheit gehen – Körperschmuck ist bei einem Unfall ein zusätzliches Verletzungsrisiko. Ob das Ganze öffentlich diskutiert und ins Lächerliche gezogen werden muss, ist eine andere Frage.

Den Fahrern geht es an die Wäsche

Auch die feuerfeste Unterwäsche sorgte für Erheiterung, ist aber natürlich ebenfalls ein Sicherheitsthema. Dass es den Piloten an die Wäsche gehen soll – es werden in Zukunft stichprobenartige Kontrollen durchgeführt – liegt daran, dass die Vorgabe in der Vergangenheit offenbar nicht ganz so ernst genommen wurde. Dabei war der Feuerunfall von Romain Grosjean Ende 2020 ein deutlicher Hinweis darauf, wie wichtig das Thema ist.

"Es war das erste Mal, dass ich von feuerfester Unterwäsche gehört habe", sagte McLaren-Fahrer Daniel Ricciardo. "Natürlich tragen wir die Leggings, wenn man das so nennen kann, aber wir haben keine wirkliche Unterwäsche, die feuerfest ist. Daher war es eine Überraschung für mich, weil ich noch nie davon gehört habe", sagte er.

"Die längste Fahrerbesprechung meines Lebens"

Die neue und etwas penetrante Strenge der Rennleitung um Wittich und den Portugiesen Eduardo Freitas kommt aber nicht überall gut an. Hamilton beschwerte sich über "die längste Fahrerbesprechung meines Lebens. Ich fahre schon lange Rennen und sie haben noch nie eine so lange Fahrerbesprechung gemacht." Der Brite reagierte mit Unverständnis: "Warum reiben sie sich an so kleinen Dingen wie der Unterwäsche auf? Wollen wir wirklich über so etwas reden?"

Wer beim Rennwochenende in Australien genauer hinschaute, der sah dann auch: Bling-Bling bleibt – vor allem bei Hamilton. "Ich habe nicht vor, den Schmuck abzunehmen. Ich denke, es sind persönliche Dinge. Man sollte so sein können, wie man ist", sagte er. Hinzu kommt, dass es Dinge gebe, die er nicht ablegen könne, erklärte Hamilton. "Die an meinem rechten Ohr sind buchstäblich eingeschweißt. Ich müsste sie abschneiden oder so. Also wird es so bleiben."

Geldstrafen oder Strafpunkte möglich

Noch läuft eine Art Eingewöhnungsphase. Doch jetzt, wo die Rennleitung die Baustelle aufgemacht hat, ist klar, dass es bei dauerhaften Verstößen irgendwann Strafen geben muss und auch wird. Präzedenzfälle aus anderen Rennserien zeigen, dass es am Ende wohl auf Geldstrafen und/oder Strafpunkte hinauslaufen wird. Diskussionen wie diese sorgen in dieser Saison in der Formel 1 allerdings für eine ganz spezielle Aufmerksamkeit und Note, da Ex-Rennleiter Michael Masi nach dem Eklat beim WM-Finale in Abu Dhabi durch Wittich und Freitas ersetzt wurde.

Für Wittich, der sich mit Freitas abwechselt, gab es von Mercedes-Teamchef Toto Wolff grundsätzlich Lob. "Wie er die ersten paar Rennen gemanagt hat, war respektvoll, solide, und er hat keinen einzigen Fehler gemacht", sagte Wolff der Nachrichtenagentur "PA". Er fragt sich angesichts der Diskussionen um Schmuck und Unterwäsche allerdings auch: "Ist das ein Kampf, den er zu diesem Zeitpunkt führen muss?"

Doch Wolff ist ein gebranntes Kind, er war nach Abu Dhabi einer der größten Kritiker Masis. Er ist in der Hinsicht noch immer unnachgiebig, kritisierte den Australier jetzt als "Besserwisser". Daher kann Wolff mit dem vergleichsweise harmlosen "Schmuck-Streit" leben. "Wenn es sich als der größte unglückliche Fehltritt eines Rennleiters herausstellt, würde ich es immer wieder hinnehmen", sagte er. Denn er weiß: Wenn die Formel 1 keine Probleme hat, dann macht sie sich schon mal selbst welche.

Verwendete Quellen:

  • Pressekonferenzen
  • Yahoo Sports: Toto Wolff questions new race boss as Lewis Hamilton defies jewellery ban
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