• Vettel prägte eine Ära, aktuell ist Verstappen das Aushängeschild von Red Bull Racing.
  • Wegbegleiter haben die beiden Ausnahmekönner miteinander verglichen.
  • Verstappen hat die Verantwortlichen nach den grandiosen Vettel-Jahren nachhaltig überrascht.

Mehr News zur Formel 1

Nach der Saison 2013 war den Verantwortlichen bei Red Bull Racing klar: Mehr geht eigentlich nicht. Vier WM-Titel in Folge hatte Sebastian Vettel da eingefahren, die Formel 1 teilweise nach Belieben dominiert, Rekorde aufgestellt - mit gerade einmal 26 Jahren. "Da dachten wir, dass Sebastian das Beste vom Besten ist - aber dann kam Max", sagte Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko bei Sport1.

Seit 2015 fährt der Niederländer für Red Bull in der Königsklasse, erst für das Nachwuchsteam AlphaTauri (damals Toro Rosso), dann für Red Bull Racing. Eine Frage, die in den vergangenen Jahren immer wieder gestellt wurde: Wer ist im direkten Vergleich der bessere Fahrer? Da beide nie Teamkollegen waren, ist so ein Vergleich nicht ganz so einfach.

"Vettel war ein extrem akribischer Arbeiter mit einem enormen Grundspeed", sagte Marko. "Aber in dieser Beziehung ist Max halt nochmal eine Stufe weiter." Verstappen brauche keine Aufbauphase, um sofort am Limit zu sein, so Marko: "Er kann sofort Vollgas fahren. Das ist eben das unglaubliche Naturtalent und der daraus folgende exorbitante Grundspeed." Ein weiterer Punkt laut Marko: "Eine fantastische Fahrzeugbeherrschung, gerade im Grenzbereich." Marko geht sogar so weit, Verstappen mit dem legendären Ayrton Senna zu vergleichen.

Vettel mit typisch deutscher Arbeitsmoral

Teamchef Christian Horner versucht es zunächst diplomatischer. "Es sind zwei sehr unterschiedliche Fahrer, zwei phänomenal erfolgreiche Fahrer. Ich denke, dass Sebastian mit dem, was er in seiner Karriere erreicht hat, zu den ganz großen und erfolgreichsten Fahrern in diesem Sport gehört."

Vettel habe eine typisch deutsche Arbeitsmoral gehabt, so Horner: "Er hat sehr, sehr hart gearbeitet." Verstappen sei ein sehr natürliches, unverfälschtes Talent mit einem Hunger und einer Entschlossenheit, wie er sie noch nie gesehen habe, sagte Horner. "Sie sind also in vielerlei Hinsicht sehr unterschiedlich, aber in ihrer Entschlossenheit, in ihrem Wunsch zu gewinnen und der Beste zu sein, sehr ähnlich."

Verstappen: Mehr Talent, bessere Zweikampfstärke

Er betont aber auch, dass Verstappen Vettel vor allem das rohe Talent und die Zweikampfstärke voraus hat. "Sebastians Fähigkeiten, mit hohem Druck umzugehen, waren fantastisch. Er hat viel Talent und gleichzeitig verstanden, dass er hart arbeiten muss, um der Beste zu sein. Er wollte jedes Detail am Auto kapieren, hat die Gegner und deren Schwächen analysiert", so Horner.

Vor allem 2022 sei von Verstappen aber "etwas ganz Besonderes" gewesen, so Horner. "Ich glaube, dass seine Leistungen manchmal nicht so gewürdigt werden, wie sie es eigentlich sollten. Es ist eine absolut herausragende Leistung eines Fahrers, der sich auf dem Höhepunkt seines Könnens befindet", sagte der Brite.

Im Zahlenvergleich quasi gleichauf

Der nackte Zahlenvergleich sieht beide Fahrer in etwa auf Augenhöhe. Verstappen kommt in knapp sieben Jahren auf 140 Rennen, 35 Siege, 1949,5 Punkte, 20 Pole Positions. Bei Vettel sind es in sechs Jahren und 113 Rennen 38 Siege, 1577 Punkte und 44 Pole Positions. Beide Fahrer kommen im Schnitt auf knapp 14 Punkte pro Rennen. Natürlich muss man dazu wissen, dass Vettel oft ein überlegenes Auto hatte, während Verstappen erst ab 2021 mit gleichen Waffen wie Mercedes kämpfte und erst in der zurückliegenden Saison in einem wirklich dominanten Boliden saß.

Wer es am besten wissen muss, ist Guillaume Rocquelin, der lange Jahre Vettels Renningenieur war und von 2015 bis 2021 leitender Red-Bull-Renningenieur. Bei Eurosport sagte er, dass Vettel der komplettere Fahrer gewesen sein, als er 2009 von Toro Rosso zu Red Bull Racing kam. "Er war durch die Michael-Schumacher-Schule gegangen und hatte dessen ganze Tugenden verinnerlicht. Er stellte einen Haufen Fragen, er machte sich sehr viele Notizen, er war von Beginn an überaus gründlich. Seine WM-Titel waren keine Kinder des Zufalls. Er war technisch und mental sehr weit."

Lesen Sie auch:

Was kommt da alles noch?

Ja, auch Rocquelin bescheinigt Verstappen grundsätzlich ein bisschen mehr Talent und vor allem ein extrem ausgeprägtes Selbstbewusstsein; er sagte auch: "Aber gemessen an anderen Spitzenpiloten kann er technisch zulegen, da ist noch sehr viel Raum für Verbesserungen." Soll heißen: Was die Abstimmung des Autos angeht, die Suche nach Kleinigkeiten und Feinheiten, geht bei dem zweimaligen Weltmeister noch mehr. "Ich denke, er wird nur noch stärker, wenn er an technischem Know-how gewinnt", sagte Rocquelin.

Was ihn verblüfft, ist Verstappens markanter Wandel von 2021 zu 2022. "Dieser leicht verzweifelte Erfolgshunger ist verflogen, er ist sehr viel reifer geworden, fährt nun konstanter auf höchstem Niveau. Der erste Titelgewinn 2021 hat ihm enormes zusätzliches Vertrauen gegeben – er fährt anders als vor einem Jahr, das ist klar ersichtlich", so Rocquelin.

Und auch Horner weiß, dass da noch mehr kommen wird. "Max hat so viel in so kurzer Zeit erreicht. Im Alter von nur 25 Jahren ist es ziemlich beängstigend, wenn man sich vorstellt, was noch alles vor ihm liegt."

Verwendete Quellen:

  • TV-Übertragung
  • Pressekonferenzen
  • sport1.de: Marko: "Wollten wir uns nicht antun"
Interessiert Sie, wie unsere Redaktion arbeitet? In unserer Rubrik "So arbeitet die Redaktion" finden Sie unter anderem Informationen dazu, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte kommen. Unsere Berichterstattung findet in Übereinstimmung mit der Journalism Trust Initiative statt.

Toto Wolff: Mick Schumacher passt zu Mercedes

Mick Schumacher könnte schon bald der neue Reservefahrer für Mercedes in der Formel 1 werden. Teamchef Toto Wolff heizte die Gerüchte über einen Schumacher-Wechsel selbst an. Bisher sei noch nicht über Vertragsbedingungen gesprochen und auch noch nichts unterschrieben worden.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.