• Kimi Räikkönen hat nach der Saison 2021 die Formel 1 nach 19 Saisons verlassen.
  • Der Finne lässt seitdem kein gutes Haar an der Königsklasse. Jetzt legt er nochmal nach, und das sehr deutlich.
  • Für ihn ist die Formel 1 "fake" und "Bullshit". Und er sei froh, "da raus zu sein".

Mehr Formel-1-Themen finden Sie hier

Wenn man mit einer Sache nichts mehr zu tun hat, schimpft es sich deutlich leichter. Und offener. Kimi Räikkönen hat als aktiver Pilot nie einen Hehl daraus gemacht, dass er mit der Glitzerwelt Formel 1, diesem extravaganten Milliarden-Zirkus, nicht viel am Hut hat. Verbale Abrechnungen hat sich der wortkarge Finne aber verkniffen. Bis jetzt. Denn nach seinem Rücktritt kritisiert er als Formel-1-Rentner die Motorsport-Königsklasse ziemlich deutlich.

Dass er in einem dpa-Interview die theoretische Möglichkeit, im Management eines Teams in die Formel 1 zurückzukehren, ablehnte, da "zu viel Blödsinn und Politik drin" stecke und er das "lächerlich" finde, ist da noch harmlos. Denn in einem weiteren Interview zog Räikkönen so richtig vom Leder.

Kimi Räikkönen: "Alle möglichen Arten von Bullshit"

"Es gibt so viele Dinge, die hier passieren, die keinen Sinn ergeben, zumindest in meinem Kopf", sagte Räikkönen bei "Autosport". Dabei sprach er von "alle möglichen Arten von Bullshit. Wir wissen es, aber niemand sagt es. Es sind Dinge, von denen ich denke, dass es sie gar nicht geben sollte."

Leider wurde er bei seiner Abrechnung nicht konkret, ging nicht darauf ein, was alle wissen, aber niemand sagt. "Viele Dinge sind hier drinnen so fake. Es ist gut, da raus zu sein. Mental ist es sehr gut, für eine Weile aus diesem ganzen Mist heraus zu sein", sagte Räikkönen. "Es gibt so viel mehr Bullshit, als die Leute von außen sehen."

Räikkönen gehörte nie zu den Fahrern, die Politik machen, sich auf die Spielchen aktiv einlassen, vielleicht sogar gegen gewisse Entwicklungen angehen. Ganz anders sind zum Beispiel Lewis Hamilton und Sebastian Vettel, die die Bühne Formel 1 nutzen, um auf generelle gesellschaftliche Probleme wie Rassismus oder auf spezifische Missstände der Formel 1 wie fehlende Nachhaltigkeit oder umstrittene Rennen in Ländern wie Katar oder Saudi-Arabien aufmerksam zu machen.

Formel-1-Politik nicht gesund

Dass beide bei den beiden Rennen vor Ort vergleichsweise zurückhaltend waren, gehört dann wiederum fraglos zur Politik der Formel 1, die ihre Superstars wohl ein wenig zurückgepfiffen hat. Räikkönen ist so etwas zu anstrengend. "Ich weiß eine Menge Dinge, die vor sich gehen, aber ich mische mich nicht ein", sagte Räikkönen: "Wenn man sich jeden Tag einmischt, ist das meiner Meinung nach nicht sehr gesund."

"Früher war alles besser" ist so ein Spruch, der auch im Motorsport gerne Anwendung findet. Räikkönen startete seine Karriere 2001, und ob damals alles besser war, mag Ansichtssache sein. Fakt ist, dass die Formel 1 anders war. "Alles war neu und nichts war, wie es heute ist", sagte Räikkönen, der im Laufe der Jahre in 350 Rennen 21 Siege und ein Mal den Titelgewinn (2007) feierte.

Er ist einer derjenigen, die es früher besser fanden. Ein Old-School-Racer, der mit seiner Art in den vergangenen Jahren ein wenig aus der Zeit gefallen schien. Die Fans lieben ihn dafür. Er die Formel 1 dafür nicht mehr.

Geld hat die Dinge verändert

Denn Geld habe die Dinge verändert, "wie in jedem anderen Sport", so Räikkönen. "Je mehr Geld man reinsteckt, desto politischer wird es", sagte der 42-Jährige: "Gewiss spielt Geld eine große Rolle - und Macht. Ich denke, die Leute wollen Macht haben. Es gäbe hier eine Menge Politiker, die sich in der aktuellen Politik gut machen würden." Die Formel 1 habe seit "vielen, vielen Jahren" ihren Weg verloren, so Räikkönen. "Vielleicht ist es den Leuten jetzt nur mehr bewusst."

Verwendete Quellen:

  • dpa: Räikkönen Interview
  • autosport.com: Raikkonen glad to leave "fake things" in Formula 1 behind
  • zeit.de: Räikkönen über Kumpel Vettel: "Mit Sebastian war es enger"
Interessiert Sie, wie unsere Redaktion arbeitet? In unserer Rubrik "Einblick" finden Sie unter anderem Informationen dazu, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte kommen.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.