• Der russische Angriffskrieg in der Ukraine sorgt für Entsetzen und tiefe Betroffenheit in Europa.
  • Das Bedürfnis, den Menschen vor Ort und Flüchtlingen zu helfen, ist groß.
  • Was wirklich etwas bewirkt und worauf man achten sollte.

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Corona und nun Krieg versetzen die Deutschen - das zeigt nicht nur der Blick in das eigene Umfeld, sondern auch eine Studie - in Schockstarre und Ohnmacht. Tief ist das Bedürfnis, irgendetwas zu tun und nicht nur hilflos aus der Ferne zuzusehen.

Doch was hilft im Moment wirklich? Ist es derzeit nützlich, Kleidung auszumisten und abzugeben? Nach Angaben des Deutschen Zentralinstitutes für Soziale Fragen (DZI) sind Geldspenden besser als Sachspenden. Der Vorteil wird darin begründet, dass finanzielle Mittel so eingesetzt werden können, wie es die Lage akut erfordert.

"Geldspenden können von Hilfsorganisationen oder direkt unterstützten Personen, Einrichtungen und Unternehmen flexibler und effizienter eingesetzt werden. Sachgüter sollten nur gespendet werden, wenn Betroffene und seriöse Organisationen gezielt um sie bitten", so das Institut.

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Auf dieses Spendensiegel achten

Auf seinen Internetseiten findet sich auch eine Liste mit seriösen Organisationen, über die derzeit für Bedürftige in der Ukraine und Flüchtlinge gespendet werden kann. Darunter sind unter anderem UNICEF, die Ärzte ohne Grenzen, die Aktion Deutschland hilft, die Deutsche Welthungerhilfe, das Deutsche Kinderhilfswerk und der Deutsche Caritasverband.

Alle in der Liste genannten Hilfsorganisationen sind mit dem DZI-Spendensiegel ausgezeichnet. Das orange-grüne Siegel mit fünf Sternen belegt, dass sie jeweils mit den ihr zugetragenen Spenden sorgfältig und verantwortungsvoll umgehen.

Zudem werden die geprüften Organisationen bestimmten Qualitätsstandards gerecht. Dazu gehört, dass sie leistungsfähig sind und transparent arbeiten. Auch wirtschaften sie sparsam, informieren sachlich und haben wirksame Kontroll- und Aufsichtsstrukturen.

Wer sich entschieden hat, Geld zu spenden, sollte besser ein oder zwei Organisationen wählen und einmal einen großen statt mehrere kleine Beträge spenden. Da jede Spende einen Verwaltungsprozess auslöst, der Ressourcen bindet, kommt am Ende mehr Geld bei den Bedürftigen an, je weniger bürokratischen Aufwand die Geldspende mit sich bringt.

Ukraine: Sachspenden nur gezielt abgeben

Auch die Bereitschaft, Dinge wie Decken, Spielzeug oder Hygieneartikel zu spenden, ist zurzeit sehr groß. Hier sollte man allerdings vorsichtig sein und sich bei lokalen Verbänden wie Caritas oder Diakonie genau informieren, was akut benötigt wird.

"Grundsätzlich gilt: Sachspenden wie Spielzeug, Kleider oder Möbel können erst dann sinnvoll eingesetzt werden, wenn wir wissen, wie viele Menschen wo sind und was sie benötigen", informiert der Deutsche Caritas Verband. "Die lokalen Caritasverbände werden den konkreten Bedarf veröffentlichen und darüber informieren, wann welche Gegenstände wo abgegeben werden können."

Zudem sollten Kleider und andere Artikel nicht ungefragt abgegeben werden: "Bitte sehen Sie davon ab, Sachspenden einfach so vorbeizubringen. Das ist logistisch herausfordernd und führt im Zweifel dazu, dass Dinge ungenutzt entsorgt werden müssen. Sie helfen aktuell mehr, wenn Sie den lokalen Caritasverbänden spenden, damit sie bei Bedarf Hygieneartikel oder Medikamente gesammelt kaufen können."

Zurzeit werden Sammelaktionen für Flüchtlinge organisiert, die in den Kommunen anreisen. Ratsam ist es deshalb, die Lokalpresse sowie die sozialen Medien der eigenen Stadt zu verfolgen, um dann vor Ort mit benötigten Sachspenden oder auch als freiwilliger Helfer zu unterstützen.

Zudem hat das Malteser Hilfswerk eine Hotline eingerichtet, an die sich (sach)spendenwillige Privatpersonen oder Unternehmen wenden können. Die Nummer lautet: 0800 - 589 279 94. "Gute Spendenadressen können auch lokale Sammlungen vor allem von Ukraine-Initiativen sein, sofern diese erkennbar die notwendige Logistik zum Transport der Sachspenden bereitstellen sowie über Ortskenntnisse und Kontakte in der Ukraine verfügen, damit die Sachspenden vor Ort auch ihr Ziel erreichen", so das DZI.

Aus der Ukraine geflüchtete Menschen aufnehmen

Wer nicht nur materiell helfen möchte, sondern auch bereit ist, Wohnraum für Geflüchtete bereitzustellen, kann dies über seriöse Online-Portale wie Unterkunft-Ukraine anbieten. Bis zum 3. März 2022 wurden über die Plattform schon 180.000 Betten vermittelt.

Über eine Suchmaske lässt sich eingeben, für wie lange man die Unterkunft für wie viele Menschen zur Verfügung stellt. Ein vorheriges Kennenlernen ist allerdings nicht möglich. Unter den FAQ finden sich für Interessierte Antworten zu den meisten Fragen, die sich in dem Zusammenhang stellen.

Zum Beispiel auch dazu, wie die rechtlichen Voraussetzungen sind oder was medizinisch zu beachten ist. Ebenfalls werden Unterkünfte über ADRA vermittelt. Dabei handelt es sich um eine Partnerorganisation der Aktion Deutschland hilft.

Wer Geflüchteten auf diesem Wege helfen möchte, sollte nicht nur einen guten Willen haben, sondern wortwörtlich auch hilfsbereit sein, empfiehlt die Hilfsorganisation ADRA: "Wir wissen die Hilfe sehr zu schätzen. Wir bitten dennoch, sich der Situation bewusst zu sein und die Lage auch für sich selbst gut einschätzen zu können. Die Aufnahme von Geflüchteten ist mit Verantwortung verbunden und erfordert psychische Kraft. Ebenso brauchen die geflüchteten Menschen verlässliche Partner."

Neben der Unterkunft kann man bei ADRA auch andere Hilfe wie medizinische Betreuung, Fahrdienste, Übersetzungen, seelische Hilfe oder Unterstützung bei Behördengängen anbieten.

Ukraine-Krieg: Nachrichten prüfen, keine Fake News teilen

Um Hilfe zu organisieren und auch, um noch mehr Menschen dafür zu gewinnen, ist das Teilen von Nachrichten und Informationen, auch aus sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram, E-Mails oder Nachrichtendiensten wie Twitter oder Telegram wichtig. Hier sollte man aber unbedingt darauf achten, keine sogenannten Fake News weiterzutragen, deren Inhalt nichtzutreffend ist.

Um dies zu vermeiden, ist es wichtig, den Inhalt zu hinterfragen, wie die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) rät. Auch auf die Quellen und den Absender der Nachricht sollte man kritisch zu schauen. Wird die Originalquelle genannt? Gibt es ein Impressum? Zum Abgleich ist es zudem hilfreich, den Wahrheitsgehalt einer Nachricht auf den Internetseiten oder den Social-Media-Kanälen öffentlicher Institutionen wie dem Auswärtigen Amt oder denen der Bundesregierung zu überprüfen.

Besonders bei Bildern und Videos ist es vor einer Weiterverbreitung ratsam, den Urheber zu prüfen. Zudem sollte man sich fragen, wo, wann und warum es von wem aufgenommen wurde und ob es online nur in diesem Kontext auffindbar ist, so die bpb.

Hilfreich ist es außerdem, Faktenchecks zu nutzen. Sie werden zu bestimmten Meldungen von den öffentlich-rechtlichen Medien zusammengestellt. Aktuelle und internationale Fälle von Desinformation dokumentiert außerdem das unabhängige Recherchezentrum Correctiv.

Demonstrieren zeigt Solidarität

Seit Kriegsbeginn gab es bundes- und europaweit zahlreiche Demonstrationen gegen den Krieg und für Frieden in der Ukraine. Russlands Präsident Putin lässt sich von ihnen sehr wahrscheinlich nicht beeindrucken. Aber sie zeigen eine große Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und können ihnen Mut zusprechen.

Zudem ist es ein Privileg, hierzulande in einer Demokratie das Demonstrationsrecht zu haben und sich entsprechend versammeln zu können. In Russland ist dies nicht möglich, wie zahlreiche Festnahmen von Menschen, die öffentlich gegen den Krieg demonstriert haben, zeigen.

Verwendete Quellen:

  • Caritasverband Deutschland: So hilft die Caritas den Menschen aus der Ukraine
  • ADRA
  • Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen
  • Unterkunft Ukraine
  • Bundesregierung Deutschland: Wie Sie Falschmeldungen erkennen
  • deutschland.de: Fake News erkennen
  • Bundezentrale für politische Bildung: #StopFakeNews - Fake News erkennen
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UN: 1,25 Millionen Menschen aus Ukraine geflohen

Von Tag zu Tag werden es mehr Flüchtlinge. Nach Angaben der UN-Organisation für Migration sind inzwischen 1,25 Millionen Menschen wegen der Invasion Russlands in der Ukraine auf der Flucht.
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