Knapp zwei Monate vor der US-Präsidentenwahl treffen Kamala Harris und Donald Trump im mit Spannung erwarteten TV-Duell aufeinander. Wer sagt die Wahrheit, wenn es um die Überzeugung der Wähler geht? Einige Behauptungen im Faktencheck.
Rund zwei Monate vor der US-Wahl haben sich die beiden US-Präsidentschaftskandidaten
Trumps Behauptung
Trump hätte während seiner Amtszeit "praktisch keine Inflation" gehabt. Präsident Biden und Kamala Harris hätten die höchste Inflation in der Geschichte der USA.
Bewertung
Das ist falsch.
Fakten
Seit Gründung der Vereinigten Staaten im Jahr 1776 wurde die höchste jährliche Inflationsrate im Jahr 1778 mit 29,78 Prozent verzeichnet. Im Zeitraum seit der Einführung des Verbraucherpreisindexes lag die höchste Inflationsrate im Jahr 1917 bei 20,49 Prozent.
Die Inflation war zu seiner Amtszeit niedriger als heute, aber sie existierte: Etwa kumulierte 8 Prozent für seine Präsidentschaft (gegenüber 19 Prozent unter Präsident Biden bisher) und 1,4 Prozent im Jahresvergleich im letzten Monat seiner Amtszeit gegenüber den aktuellen 2,9 Prozent (Stand: Juli 2024).
Trumps Behauptung
Die Politik der Demokraten erlaube es, das Leben eines Babys im neunten Monat zu nehmen.
Bewertung
Das ist falsch.
Fakten
Eine vorsätzliche Tötung eines Neugeborenen ist strafrechtlich als Kindstötung eingestuft und in den gesamten USA illegal. Harris' Vize-Kandidat,
"Die Regierung und ganz sicher Donald Trump sollten einer Frau sicherlich nicht vorschreiben, was sie mit ihrem Körper zu tun hat", sagte Harris und versprach, im Fall eines Wahlsieges wolle sie das Recht auf Abtreibung per Gesetz festschreiben wollen. Dafür bräuchte Harris aber eine entsprechende Mehrheit im Kongress.
Harris' Behauptung
Trump hätte behauptet, dass der Klimawandel erfunden sei.
Bewertung
Das ist richtig.
Fakten
Donald Trump ist seit seiner Kandidatur kein Verfechter des Klimawandels und hat die Existenz eines von Menschen verursachten Klimawandels regelmäßig angezweifelt. 2012 behauptete er, das Konzept der globalen Erwärmung sei von den Chinesen erfunden worden, um der Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Industrie zu schaden. Im Wahlkampf versprach er den Ausstieg aus dem Pariser Klimavertrag.
So wurde in seinem Wahlkampf gegen Hilary Clinton auch der ehemalige US-Präsident oftmals Zielscheibe seiner Behauptungen.
Trumps Behauptung
"Ich hatte mehr Stimmen als jeder Republikaner in der Geschichte. Sogar bei weitem als jeder amtierender Präsident."
Bewertung
Das ist wahr.
Fakten
Der Demokrat Joe Biden erhielt bei der Präsidentschaftswahl 2020 laut den offiziellen Wahlergebnissen etwa 81,2 Millionen Stimmen, die ihn zum Sieg führten. Sein republikanischer Kontrahent Trump dagegen bekam rund 74,2 Millionen Stimmen, also deutlich weniger. Dennoch war Trumps Wahlergebnis die höchste Stimmenzahl für einen republikanischen Kandidaten oder einen amtierenden Präsidenten.
Allerdings gibt es die Besonderheit im US-Wahlsystem, dass nicht immer der Kandidat mit den landesweit meisten Wählerstimmen den Sieg davonträgt. Denn der Präsident und der Vizepräsident der USA werden formell durch ein sogenanntes Wahlkollegium (Electoral College) gewählt. Die Mitglieder dieses Kollegiums werden durch die Volksabstimmung in jedem Staat gewählt.
Aufgrund des in fast allen Staaten geltenden Mehrheitswahlrechts erhält der Gewinner eines Staates alle Wahlleute – selbst bei knappen Siegen. Um zum Präsidenten gewählt zu werden, muss ein Kandidat die Mehrheit der Stimmen der Wahlleute erhalten. So gewann Trump die Präsidentenwahl 2016 gegen Hillary Clinton, obwohl seine demokratische Rivalin landesweit mehr als 2,8 Millionen Wählerstimmen vor ihm lag.
Harris' Behauptung
Trump habe die schlimmste Arbeitslosigkeit seit der "Großen Depression" hinterlassen.
Bewertung
Fehlender Kontext.
Fakten
Harris beklagte, Trump habe das Land 2021 in einem desaströsen Zustand hinterlassen - mit der größten Arbeitslosigkeit seit der "Großen Depression", der schlimmsten Epidemie im Gesundheitswesen seit einem Jahrhundert und mit dem schlimmsten Angriff auf die amerikanische Demokratie seit dem Bürgerkrieg. "Und was wir getan haben, ist Donald Trumps Chaos aufzuräumen."
Die sogenannte "Große Depression" hatte bis 1933 in fast allen Industrieländern der Welt zu Massenarbeitslosigkeit, sinkenden Preisen und Löhnen sowie Bankenkrisen geführt. Im April 2020, als Trump damals noch im Amt war, erreichte die Arbeitslosenquote einen Höchststand von 14,8 Prozent - nach Angaben des "Bureau of Labor Statistics" war dies tatsächlich der höchste Stand seit der Großen Depression.
Als Trump im Januar 2021 aus dem Amt schied, ging die Arbeitslosigkeit jedoch auf 6,4 Prozent zurück, da die Wirtschaft begann, sich wieder zu erholen. Diese Arbeitslosenquote von 6,4 Prozent ist entgegen Harris' Behauptung noch immer besser als der Höchststand von 10 % während der "Großen Rezession" im Oktober 2009. (dpa/bearbeitet von szu)
Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels fehlte in Trumps Aussage "Ich hatte mehr Stimmen als jeder Republikaner in der Geschichte. Sogar bei weitem als jeder amtierender Präsident" das Wort "amtierender". Die Aussage wurde entsprechend als falsch bewertet, wenngleich sie mit dem Wort "amtierender" als wahr zu bezeichnen ist. Die Bewertung und die Einordnung wurden dementsprechend korrigiert.
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