- Ein Mob aus Trump-Anhängern stürmt das Kapitol, während drinnen der US-Kongress das Ergebnis der Präsidentschaftswahl zertifizieren will.
- Die internationale Presse ist sich einig: Diese Ausschreitung hat der abgewählte US-Präsident Donald Trump zu verantworten.
- Die Geschehnisse werden von den meisten Zeitungen als Schande eingeordnet.
Es sind Bilder, die man so noch nie gesehen hat. Anhänger des noch amtierenden US-Präsidenten
Deutschland
"Spiegel": "Ein amerikanisches Verbrechen"
Die Szenen aus Washington schockieren. Sie überraschen jedoch nicht. Der Putschversuch der Wahlverlierer ist das grotesk anmutende, aber erschütternde Finale eines vierjährigen, autokratischen Fiebertraums, dessen unheimlicher Regisseur Donald Trump war, der selbsternannte "Law-and-Order"-Präsident, assistiert von der zusehends radikalisierten Republikanischen Partei und rechtsextremen Propagandamedien.
"Süddeutsche Zeitung": "Amerikas Tag der Schande"
Was sich am Mittwoch in der Hauptstadt der mächtigsten Demokratie der Welt zutrug, war schockierend, verstörend, beschämend - aber nicht unbedingt überraschend. Tag 1.447 von Trumps Amtszeit enthielt alles, was diese Präsidentschaft schon seit dem ersten Tag ausmacht: Spaltung, Hass, Paranoia.
"Welt": Wie war das noch mit "law and order"?
Es sind allerhand verstörende, traurige, Furcht einflößende Szenen an diesem Mittwoch in Washington. Dass die Anhänger des wahnhaften, abgewählten Präsidenten nun gar auf die Polizei losgehen, gehört dazu. Wie war das noch mit "law and order", Recht und Ordnung also, einer Lieblingsparole Trumps, der er manchen Tweet gewidmet hat?
"FAZ": Das Ergebnis von vier Jahren Hetze
Die Bilder, die am Mittwoch um die Welt gehen, sind der unfassbare Tiefpunkt der Trump-Präsidentschaft. Zu sagen, sie sind der Vereinigten Staaten unwürdig, ist maßlos untertrieben. Sie sind eine Schande für das Land, das sich nicht nur selbst als Vormacht der demokratischen Staaten versteht. Die Gewalt ist die Ausgeburt des Trumpismus; sie ist das Ergebnis von vier Jahren Hetze, Verunglimpfung und Dämonisierung.
"Zeit": Kein Protest, sondern ein Terroranschlag
Das war keine Demonstration, kein Protest. Kein ziviler Ungehorsam unbeugsamer "Patrioten". Kein Aufstand Unterdrückter, die aufbegehren gegen die Repression. Es war auch kein versuchter Putsch. Es war ein Terroranschlag auf das Zentrum der US-amerikanischen Demokratie. Inspiriert, angestachelt, aufgeheizt vom Präsidenten und seinen radikalen Gefolgsleuten. Ausgeführt von einem verzweifelten, verwirrten, rassistischen Mob. Dem Trump-Mob.
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USA
"Wall Street Journal": Trumps Abschiedsgeschenk an Washington
Angetrieben durch Lügen über eine gestohlene Wahl überrannten Demonstranten am Mittwoch die Polizei und stürmten Amerikas Regierungssitz. Sie erzwangen dadurch eine Abriegelung des US-Kapitols sowie eine Ausgangssperre in der Stadt. Dies klingt nach dem Bericht eines Auslandskorrespondenten aus einem unglückseligen Land. Es war aber Präsident Trumps Abschiedsgeschenk an Washington und an das Land, weil ihm eine zweite Amtszeit verwehrt wurde. (...)
Herr
"Washington Post": Trump trägt Verantwortung für Angriff auf Kapitol
Die Weigerung von Präsident Trump, seine Wahlniederlage zu akzeptieren und seine unablässige Aufstachelung seiner Anhänger, führte am Mittwoch zu dem Undenkbaren: ein Angriff auf das US-Kapitol von einem gewalttätigen Mob, der die Polizei überwältigte und den Kongress aus seinen Räumen trieb, während dort gerade die Zählung der Stimmen der Wahlleute debattiert wurde. Die Verantwortung für diesen Akt der Aufwiegelung liegt direkt beim Präsidenten, der gezeigt hat, dass seine andauernde Amtszeit eine große Bedrohung für die US-Demokratie darstellt. Er sollte abgesetzt werden. (...)
Mr. Trump ist eine Bedrohung, und solange er im Weißen Haus bleibt, wird das Land in Gefahr sein.
"USA Today": Trump hat das Gemetzel verursacht, das er eigentlich versprochen hat zu verhindern
In einem gespaltenen Amerika sollten uns die Geschehnisse rund um das Kapitol am Mittwochnachmittag vereinen. In einem umfassenden Gefühl nationaler Scham.
(...) Gratulation, Mr. Trump. Unsere leuchtende "City on the Hill" ist nun ein beflecktes Wahrzeichen nationaler Schande. Das amerikanische Gemetzel, das Sie am Beginn ihrer Präsidentschaft versprachen auszumerzen, ist zum Ende hin Realität geworden.
Schweiz
"Neue Zürcher Zeitung": Republikanern fällt Distanzierung von Trump schwer
Die Szenen vom Kapitol sind ein Skandal. Doch sie reflektieren nicht primär den Zustand der USA, sondern den Zustand ihres Präsidenten. (...) Eine klare Distanzierung von Trump dürfte der Partei schwerfallen, aus Angst vor einer Entfremdung und Abspaltung eines Teils ihrer Wähler. Doch das jüngste Spektakel am Kapitol, das auf einen erschreckenden kurzzeitigen Kontrollverlust der demokratischen, verfassungstreuen Kräfte hinweist, sowie die am Mittwoch besiegelte bittere Niederlage in der Senatsstichwahl in Georgia dürften den Republikanern eine nüchterne Einschätzung ihrer Lage erleichtern.
"Tages-Anzeiger": Wann kommt Amerika zur Besinnung?
Wann endlich kommt Amerika zur Besinnung, wann endlich ist dieser Albtraum vorbei? Trump hat gezeigt, dass er charakterlich nicht dazu taugt, Präsident der USA zu sein. (...)
Die Hoffnung bleibt, dass der gewählte Präsident Joe Biden versucht, die Bevölkerung zu einen. In einem eindrücklichen Auftritt vor den Kameras versuchte er die Gemüter zu beruhigen, nicht weiter anzuheizen. Hoffnung gibt auch, dass sich im Kongress immer mehr republikanische Abgeordnete gegen die wahnwitzigen Ideen Trumps stellen.
Großbritannien
"Guardian": Ein Putschversuch unter Führung von Donald Trump
Der Präsident der Vereinigten Staaten hat am Mittwoch einen Putschversuch angeführt. Ein rechter Mob versuchte den Staatsstreich in Form gewalttätiger Ausschreitungen, bei denen das Gebäude des US-Kapitols gestürmt wurde. Sie störten damit das Verfahren, das die Anerkennung der Wahl von (dem künftigen Präsidenten) Joe Biden und (seiner Stellvertreterin) Kamala Harris abgeschlossen hätte. Zuvor schon war dieses Verfahren von gewählten Offiziellen gestört worden, die böswillige Behauptungen aufstellten, wonach die Wahl nicht legitim sei und eigentlich zur einer Fortsetzung der Präsidentschaft von Donald Trump hätte führen müssen. (...) Der Mob draußen würde ohne die Politiker drinnen nicht existieren.
Australien
"The Age": Trump hat moralisch und politisch versagt
Indem Trump sich weigerte, den friedlichen Machtübergang zu akzeptieren, hat er den Kreislauf der amerikanischen Politik beschmutzt und Gewalt unvermeidlich gemacht. Anstatt sich für Recht und Ordnung einzusetzen, wie er behauptete, hat er Gesetzlosigkeit und Anarchie gefördert. Wenn überhaupt, ist es bemerkenswert, dass es so lange gedauert hat, bis es zu dieser Art von gewalttätigen Unruhen gekommen ist, angesichts der Art und Weise, wie Trump seine Anhänger seit Monaten angestachelt hat. (ska/dpa)
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