Am 5. November wird die gesamte Welt gespannt auf die USA blicken. Dann entscheidet sich, wer ins Weiße Haus einzieht – Donald Trump oder Kamala Harris? Die Präsidentschaftswahl wird wohl ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Einen Monat vor der Präsidentschaftswahl in den USA ist deren Ausgang ungewisser denn je. Tiefe Gräben trennen die Republikaner und die Demokraten, die US-Öffentlichkeit ist in zwei Lager gespalten, und die Umfragen zum Zweikampf zwischen Ex-Präsident
Viele fürchten, dass die Schlacht danach weiter geht: vor Gericht, mit einem Heer von Anwälten und – angesichts des Klimas der Gewalt im Wahlkampf – vielleicht auch mit anderen Mitteln. Trump war am 13. Juli in der Kleinstadt Butler um Haaresbreite einem Mordanschlag entgangen; zwei Monate später nahm die Polizei einen Mann fest, der sich an Trumps Golfplatz in Florida mit einem Gewehr versteckt hatte und zunächst geflüchtet war.
Drohungen gegen Wahlhelfer
Bis heute weigert sich der 78-jährige Rechtspopulist, seine Wahlniederlage vor vier Jahren anzuerkennen, und sollte er erneut verlieren, könnte sich das Szenario von 2020 wiederholen. "Wenn alles ehrlich ist, werde ich die Ergebnisse gerne akzeptieren", sagte Trump im Mai. "Wenn es das nicht ist, muss man für das Recht des Landes kämpfen."
Was das bedeuten kann, zeigte der 6. Januar 2021, als fanatische Trump-Anhänger angestachelt durch den Noch-Präsidenten das Kapitol stürmten. Es gab fünf Tote und allein 140 verletzte Polizisten. Diejenigen, die deshalb verurteilt wurden, nennt Trump "Geiseln", die er an Tag eins zurück im Amt begnadigen will.
Derweil berichten Wahlhelfer aus verschiedenen Orten in den USA schon jetzt von Drohungen, die per E-Mail, am Telefon oder auch persönlich gegen sie gerichtet werden und sie einschüchtern sollen. Sie befürchten "dasselbe Drehbuch" wie 2020, als erfundene Anschuldigungen über Betrug rund um die Wahl die Onlinenetzwerke fluteten.
Entscheidung in entlegener Region?
Der hochdramatische Wahlkampf 2024 brachte im Sommer das politische Aus für den derzeitigen Amtsinhaber: Der 81-jährige Joe Biden, der unbedingt noch einmal gegen Trump gewinnen wollte, musste am 21. Juli seine Kandidatur aufgeben, weil er für alle sichtbar aufgrund seines hohen Alters einer zweiten Amtszeit nicht mehr gewachsen war.
Seine Vizepräsidentin
Wegen der Besonderheiten des US-Wahlsystems könnte eine der weltweit wichtigsten Wahlen der vergangenen Jahrzehnte am Ende mit nur wenigen zehntausend Stimmen Differenz in einer entlegenen US-Region entschieden werden.
Die wichtigen Sieben
Derweil verfolgt der Rest der Welt gebannt, wer künftig an der Spitze der größten Militärmacht der Welt stehen wird. Die Lage im Nahen Osten gerät aus den Fugen und auch das Schicksal der Ukraine in ihrem Kampf gegen Russland hängt davon ab, wer künftig im Weißen Haus das Sagen hat.
Sieben Bundesstaaten stehen im Focus, im "Rostgürtel" und im Süden und Westen der USA. Ein Weg für Harris, die für den Wahlsieg benötigten 270 Wahlleute zusammen zu bekommen, wäre der Gewinn von Wisconsin, Michigan und Pennsylvania im Nordosten. Derzeit liegt Harris dort in den Umfragen leicht vorn. Trump hingegen liegt in drei südlichen Staaten vorne, wobei die durch den Katastrophen-Sturm "Helene" hart getroffenen Staaten Georgia und North Carolina nun erst Recht die Wahlkämpfer auf den Plan rufen.
Die Botschaft des Republikaners, der seinen dritten Wahlkampf absolviert, ist die immer gleiche: "Make America Great Again" (Macht Amerika wieder großartig) – dazu droht er Migranten mit der Massendeportation und seinen Gegnern mit Rache für die zahlreichen Strafverfahren, die gegen ihn laufen.
Harris' Slogan lautet "We're not going back" (Wir gehen nicht zurück), was bedeutet, dass nach fast einem Jahrzehnt mit alten Männern an der Macht die Zeit reif sein könnte für einen Wechsel.
Sollte sie gewinnen, wäre sie die erste Frau im mächtigsten Amt der Welt und auch die erste Politikerin mit indisch-afroamerikanischen Wurzeln an der Spitze der USA.
Und während Trump vor dem Niedergang der USA warnt, sollte er nicht wiedergewählt werden, betont Harris die Gefahr, die der Rechtspopulist für den Fortbestand von Demokratie und Rechtsstaat in den USA bedeuten würde. "Dies ist eine unglaublich wichtige Wahl", sagt der Experte Peter Loge von der George Washington Universität. "Entsprechend apokalyptisch ist die Wortwahl beider Kandidaten." (afp/bearbeitet von phs)
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