Wofür steht eigentlich Kamala Harris? Das war vielen Amerikanern bislang noch nicht klar. Ihre Rede auf dem Parteitag der Demokraten sollte nun Aufschluss darüber geben, wie sich Harris die Führung des mächtigsten Landes der Welt vorstellt.

Mehr aktuelle News

Es war zweifellos die wichtigste Rede ihrer bisherigen Karriere. Am letzten Tag des Parteitags der Demokraten hält traditionell der nominierte Präsidentschaftskandidat – oder wie in diesem Fall die nominierte Präsidentschaftskandidatin – eine Rede. So auch Kamala Harris.

Kamala Harris spricht über …

Die Erwartungen an sie waren enorm – bislang hatte sie sich inhaltlich noch nicht klar positioniert, ihr Wahlprogramm galt vielen noch als schwammig.

Deswegen warteten am vergangenen Donnerstagabend nicht nur die tausenden jubelnden Anhänger im Saal, sondern wahrscheinlich das ganze Land darauf, endlich zu erfahren, wofür Kamala Harris eigentlich steht. Wir haben die wichtigsten Passagen ihrer Rede zusammengefasst.

… ihre Nominierung

Ihre Rede beginnt feierlich. Kamala Harris verkündet unter tosendem Applaus, dass sie die Nominierung zur Präsidentschaftskandidatin offiziell annimmt.

"Im Interesse der Menschen, im Interesse aller Amerikaner, ungeachtet ihrer Partei, Rasse, ihres Geschlechts oder der Sprache, die ihre Großmutter spricht (…) nehme ich Eure Nominierung an".

… die Spaltung des Landes

"Ich verspreche, eine Präsidentin für alle Amerikaner zu sein.“ Diesen Worten fügt Kamala Harris hinzu, dass sie die Bitterkeit, den Zynismus und die spaltenden Kämpfe der Vergangenheit überwinden will.

Einheit solle die Triebfeder ihrer Präsidentschaft sein.

… Militär, Gaza und Ukraine

Zur Außenpolitik fand Harris klare Worte. Sie versprach, als Oberbefehlshaberin dafür zu sorgen, dass Amerika die "stärkste und tödlichste Armee der Welt“ besitze.

Diese Härte spiegelte sich auch in ihrer Haltung zum Nahostkonflikt wider, wo sie bekräftigte, ein Waffenstillstandsabkommen im Gazastreifen erreichen zu wollen. Ziel sei es, die israelischen Geiseln aus der Gewalt der radikalislamischen Hamas zu befreien und dem palästinensischen Volk zu ermöglichen, sein "Recht auf Würde, Sicherheit, Freiheit und Selbstbestimmung“ auszuüben.

Angesichts des russischen Angriffskrieges versicherte Harris, "fest an der Seite der Ukraine und unserer NATO-Verbündeten“ zu stehen. Im Gegensatz zu Ex-Präsident Trump, der sich bei Diktatoren "einschmeicheln“ wolle, versprach Harris, sich klar gegen solche Regime zu stellen.

… eine Mauer an der Grenze zu Mexiko

Die Einwanderungspolitik wird von den Republikanern als eine Schwachstelle in Kamala Harris' Bilanz als Vizepräsidentin unter Joe Biden gesehen. Kurz vor ihrer Rede auf dem Parteitag nutzte Donald Trump einen Besuch an der Grenze zu Mexiko, um Harris vorzuwerfen, sie fördere die illegale Einwanderung und wolle "die Grenzen öffnen“.

Doch Harris ließ sich nicht beirren und machte in ihrer Rede deutlich, dass sie gegen den Bau einer Mauer ist. "Wir können eine Nation von Einwanderern sein und trotzdem sichere Grenzen haben“, betonte sie. Als Präsidentin wolle sie einen neuen Anlauf unternehmen, um parteiübergreifende Grenzschutzgesetze zu verabschieden und so eine Lösung für das Problem der illegalen Einwanderung zu finden.

Lebensmittelpreise, Bildung und Wohnungsnot

"Eine starke Mittelschicht aufzubauen, ist das ein entscheidendes Ziel meiner Präsidentschaft“, erklärte Harris. Sie verspricht, sich um die Alltagsprobleme der Amerikaner zu kümmern. So sollen die Lebensmittelpreise ebenso sinken wie die Steuern für Normal- und Geringverdiener. "Wir werden Amerikas Wohnungsnot beenden", kündigt Harris ebenfalls an.

Auch an der öffentlichen Finanzierung von Kinderbetreuung und Vorschulprogrammen will sie festhalten – im Gegensatz zu Trump. Außerdem kündigt sie an, für das Recht auf Abtreibung zu kämpfen.

… ihren Kontrahenten Donald Trump

"Er ist ein unseriöser Mann“, beginnt sie ihre harsche Kritik am republikanischen Präsidentschaftskandidaten. Harris warnt eindringlich vor den Folgen, die eine Wiederwahl Trumps für Amerika haben könnte, zumal der Oberste Gerichtshof entschieden hat, ihn vor Strafverfolgung zu schützen.

"Denkt an die Macht, die er haben wird“, warnt sie. Die bevorstehende Wahl sei "nicht nur die wichtigste in unserem Leben, sondern auch eine der wichtigsten in der Geschichte unserer Nation“. Immer wieder setzt sie in ihrer Rede gezielte Spitzen gegen Trump, um die Gefahr zu unterstreichen, die ihrer Meinung nach von ihm ausgeht.

Trump hatte Anfang Juli vor dem Obersten Gerichtshof einen wichtigen Teilsieg errungen. Das Gericht in Washington D.C. entschied, dass ehemalige Präsidenten zumindest für Handlungen, die sie in Ausübung ihres Amtes begangen haben, vor Strafverfolgung geschützt sind.

… ihren Ehemann

"Ich liebe dich so sehr, Dougie", richtete sich Harris in einer öffentlichen Liebeserklärung an ihren Mann. "Alles Gute zum Hochzeitstag." Harris' Abschlussrede fiel ausgerechnet auf ihren zehnten Hochzeitstag.

Falls Harris es als erste Frau ins Präsidentenamt schaffen sollte, wäre er der erste First Gentleman Amerikas.

Verwendete Quellen:

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.