Joe Bidens Entscheidung ist gefallen: Kamala Harris wird an seiner Seite in den Kampf ums Weiße Haus gehen. Sie galt zuvor schon als Favoritin für die Rolle des "Running Mate". Im Falle eines Wahlsieges wäre sie die erste weibliche und die erste schwarze Vizepräsidentin.
Gegen 15 Uhr amerikanischer Ortszeit am Dienstag begann durchzusickern, was
Kamala Harris: Juristin mit jamaikanisch/indischen Wurzeln
Kamala Devi Harris wurde am 20. Oktober 1964 in Oakland, Kalifornien, geboren. Ihr Vater Donald Harris, Wirtschaftsprofessor an der Stanford University, stammt aus Jamaika; ihre Mutter Shyamala Gopalan, die sich als Ärztin der Krebsforschung verschrieben hat, kommt aus Indien.
Nach der Scheidung der Eltern lebte Harris einige Zeit in Montreal in Kanada, wo sie die Highschool besuchte. Danach folgte ein Studium der Politikwissenschaft und der Wirtschaftswissenschaft an der Howard University in Washington, D. C., das sie 1986 abschloss. Danach studierte sie Rechtswissenschaften an der University of California. Dieses Studium schloss sie 1989 ab.
In den 1990er-Jahren war Kamala Harris mit dem Politiker Willie Brown liiert, seit 2014 ist sie mit dem Juristen
1990 bekam Harris die Zulassung als Anwältin. Zunächst arbeitete sie als Stellvertreterin des Staatsanwalts von Alameda County, ab 1998 zwei Jahre als die des Bezirksstaatsanwalts von San Francisco, bevor sie 2000 in das Rathaus von San Francisco wechselte.
2003 kandidierte Harris für die Demokratische Partei als Bezirksstaatsanwältin in San Francisco, schlug den Amtsinhaber und wurde 2007 wiedergewählt. Hier setzte sie sich insbesondere für das Präventionsprogramm gegen den Rückfall von Kriminellen ein.
Von Anfang 2011 bis Ende 2016 hatte Harris das Amt der Attorney General von Kalifornien inne - eine Position in den USA, die die der Generalstaatsanwältin und der Justizministerin verbindet. Sie trat für eine stärkere Waffenkontrolle und für die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Ehen ein. Zudem ist sie eine Gegnerin der Todesstrafe.
Seit Anfang 2017 sitzt Kamala Harris für Kalifornien im Senat - als erste Senatorin mit indischen Wurzeln. Ursprünglich hatte sie sich selbst aus dieser Position heraus um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten beworben, zog ihre Kandidatur aufgrund schlechter Umfragewerte aber bald zurück. Im Vorwahlkampf hatte Harris Biden hart angegriffen.
Politisch auf einer Linie mit Joe Biden
Harris gilt als wortgewandt und wählt gerne die direkte und harte Art. Anders als der vergleichsweise ruhige Biden gibt sie politischen Gegnern lautstark Kontra - und wird dies sicher auch im Wahlkampf tun.
Innerhalb der Demokratischen Partei zählt Harris zur moderaten Mitte und spricht sowohl Gemäßigte als auch Liberale an. Von weiten Teilen der Partei erhält sie große Zustimmung und Unterstützung. Eher kritisch stehen der Entscheidung Bidens der linke und progressive Flügel der Partei gegenüber, da nach deren Meinung ihren politischen Positionen die Eindeutigkeit fehle.
Ideologisch stehen sich Harris und Biden relativ nahe, beide gelten als moderat und pragmatisch, was die gemäßigten Wähler und Wechselwähler ansprechen dürfte. Bei Themen wie Strafjustiz, Gesundheitswesen und Wirtschaft suchen sie die politische Mitte innerhalb ihrer Partei.
Harris versteht es, Frauen und Schwarze anzusprechen und Biden dürfte sich durch ihre Nominierung einen Stimmenzuwachs aus diesen Lagern versprechen. Insbesondere in der "Black Lives Matter"-Bewegung hatte sich Harris hervorgetan, indem sie Mitgefühl zeigte und sich für eine Polizeireform aussprach.
Außerdem versteht sie es, Spendengelder zu akquirieren. Nach Bekanntwerden von Bidens Entscheidung kam es zu neuen Spendenrekorden.
Reaktionen auf die Nominierung von Harris
Der ehemalige US-Präsident und Parteifreund Barack Obama lobte die Entscheidung Bidens als einen "guten Tag für unser Land" und schob hinterher, Harris sei "mehr als bereit für die Aufgabe". Die beiden haben im Übrigen eine Vorgeschichte: Obama hatte Harris 2013 als brillante und zähe Juristin gelobt - und als die optisch mit Abstand ansprechendste Generalstaatsanwältin bezeichnet. Damit handelte er sich den Vorwurf des Sexismus ein und musste sich entschuldigen.
Auch die Reaktion des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump kam postwendend. Er versuchte sie zu diskreditieren, stellte Versprecher aus der Vergangenheit online, warf ihr Lügen vor, beschrieb sie als "respektlos" und "gemein". Politisch ordnete er sie bei den "Radikalen" ein, unterstellte ihr, sie wolle das Land zerstören, Steuern erhöhen und Ausgaben fürs Militär kürzen.
Aufgrund der Corona-Pandemie und des wirtschaftlichen Zusammenbruchs sind Trumps Umfragewerte derzeit im Keller. Die Chancen für das Duo der Demokraten stehen also durchaus gut. Und sollten Biden und Harris gewählt werden, könnte Harris angesichts des hohen Alters von Biden nicht nur Vizepräsidentin werden, sondern auch seine Nachfolgerin im Amt des Präsidenten.
Sei es, dass Biden, der bei einem eventuellen Amtsantritt 78 Jahre alt wäre, aus gesundheitlichen Gründen nicht die volle Amtszeit ausfüllen könnte, sei es, dass sie seine Nachfolge antritt. Denn eine zweite Kandidatur Bidens mit über 80 Jahren erscheint wenig wahrscheinlich.
Verwendete Quellen:
- Twitteraccount von Joe Biden
- Twitteraccount von Kamala Harris
- The New York Times: In Kamala Harris, a Choice at Once Safe and Energizing, von Jonathan Martin und Astead W. Herndon
- Zeit Online: "Die Frau, die ihn stärker macht, von Klaus Brinkbäumer"
- Spiegel: "Die Karriere von Kamala Harris in Stichpunkten"
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