Kann noch ein Politiker der Republikaner im Rennen um die Nominierung zur US-Präsidentenwahl 2024 Spitzenreiter Donald Trump gefährlich werden? Bei einer TV-Debatte der Verfolger des Ex-Präsidenten flogen die Fetzen.

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Mit Kritik an Amtsinhaber Joe Biden und gegenseitigen Attacken haben Präsidentschaftsanwärter der US-Republikaner in einer TV-Debatte versucht, zum Spitzenreiter Donald Trump aufzuschließen. Sie machten den demokratischen Präsidenten Biden unter anderem für Preissteigerungen und widerrechtliche Einwanderung verantwortlich. Trump, der laut Umfragen in der Gunst republikanischer Wähler deutlich vorne liegt, blieb auch der zweiten Debatte fern und warb stattdessen um die Unterstützung streikender Auto-Arbeiter in Michigan.

Nur wenige der sieben Republikaner erlaubten sich Attacken auf Trump. Der frühere Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, kritisierte, dass Trump entgegen aller Versprechen die Grenze zu Mexiko nicht undurchlässig gemacht habe.

Ex-Gouverneur: Nicht Donald Trump, sondern "Donald Duck"

Christie griff auch Trumps Fernbleiben bei den TV-Debatten auf. Der Ex-Präsident verstecke sich demnach "hinter den Wänden seiner Golfclubs".

Und in einem der unterhaltsameren Momente der zweistündigen Debatte warnte Christie Donald Trump, dass wenn er sich weiterhin "vor diesen Dingen drückt", werde ihn niemand mehr Donald Trump nennen. Stattdessen werde ihm bald der Spitzname "Donald Duck" anhängen. Christies Verweis auf den berühmten Comic-Erpel ergibt sich aus einem Wortspiel. Das Wort "Duck" bedeutet im Englischen zum einen "Ente", als Verb benutzt kann es aber auch "ducken" oder "wegducken" heißen.

Auch der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, kritisiert Trumps Abwesenheit. Trump "sollte heute Abend auf dieser Bühne sein", forderte er. "Er ist es Ihnen schuldig, seine Bilanz zu verteidigen, in der er die Schulden um 7,8 Billionen Dollar erhöht und so die Voraussetzungen für die Inflation geschaffen hat", forderte er.

Neben DeSantis und Christie nahmen der frühere Vizepräsident Mike Pence und die frühere UN-Botschafterin Nikki Haley an der Debatte teil, außerdem der Biotech-Unternehmer Vivek Ramaswamy, Senator Tim Scott und North Dakotas Gouverneur Doug Burgum.

Teils chaotisches TV-Duell

Vivek Ramaswamy und Senator Tim Scott rückten dabei mit vielen Äußerungen ins Rampenlicht. Dabei redeten die beiden zum Teil minutenlang gleichzeitig, sodass man kaum ein Wort verstehen konnte. Auch andere Teilnehmer versuchten immer wieder, sich gegenseitig zu unterbrechen und machten die Debatte über weite Abschnitte chaotisch.

Scott hielt Haley vor, zu teuere Gardinen für die offizielle Residenz bestellt zu haben, was sie bestritt. Haley sagte Ramaswamy, sie könne fühlen, wie sie dümmer werde, während sie ihm zuhöre. Ex-Vizepräsident Mike Pence gab sich derweil staatsmännisch und hielt sich oft zurück.

Bei DeSantis dauerte es rund eine Viertelstunde, bis er zum ersten Mal zu Wort kam. Der Gouverneur von Florida gilt noch als aussichtsreichster Widersacher von Trump im Rennen um die Nominierung der Republikaner.

Doch der deutliche Vorsprung des Ex-Präsidenten macht DeSantis aus Sicht der anderen Anwärter verwundbarer. Trump ist trotz seiner massiven Justizprobleme mit inzwischen vier Anklagen haushoher Favorit im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner.

In einer neuen Umfrage von NBC News kam er auf 59 Prozent der Stimmen - das sind mehr als 40 Prozentpunkte Vorsprung gegenüber dem zweitplatzierten De Santis, der auf rund 16 Prozent kommt. DeSantis betonte bei der Debatte, er gebe nicht viel auf Prognosen: "Nicht Umfragen wählen Präsidenten, sondern Wähler wählen Präsidenten."

Ukraine weiter unterstützen? Republikaner-Kandiaten geteilter Meinung

Die Trump-Verfolger versuchten, mit einer Demonstration von Härte zu punkten - vor allem gegenüber China, Drogen-Kartellen aus Mexiko und Einwanderern, die gesetzwidrig die US-Grenze überschritten. Der für eine populistische Agenda bekannte Ramaswamy ging noch weiter und sprach sich dafür aus, selbst in den USA geborene Kinder abzuschieben, wenn sich ihre Eltern bei der Geburt unerlaubt im Land aufhielten.

Bei der Position zum Krieg in der Ukraine wurde die Spaltung in der republikanischen Partei deutlich. Während DeSantis und Ramaswamy sich dafür aussprachen, dass die USA möglichst schnell ein Ende des Krieges durch Verhandlungen herbeiführen, plädierten Pence und Haley für eine weitere Unterstützung der Ukraine.

Trump versuchte unterdessen, die Unterstützung der Auto-Gewerkschaft UAW zu bekommen, die gerade große US-Hersteller bestreikt. Er behauptete, Bidens Pläne für den Ausbau der Elektroauto-Produktion würden die US-Autoindustrie zerstören, weil man weniger Arbeiter brauchen werde.

In der TV-Debatte war der Klimawandel kein Thema. Im Gegenteil rief unter anderem Ramaswamy erneut dazu auf, nach Erdöl zu bohren und Kohle zu verbrennen, weil man so die US-Wirtschaft ankurbele. (dpa/afp/thp)

Historischer Auftritt: Biden besucht streikende Autoarbeiter

Als erster amtierender US-Präsident hat Joe Biden einen Streikposten besucht. Der Demokrat unterstützte damit Forderungen von Arbeitskämpfern in der Autoindustrie. (Teaserbild: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Ryan Garza)
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