Inzwischen führt in der SPD kein Weg mehr an einem Kanzlerkandidaten Scholz vorbei. Aber selbst der Bundeskanzler hegte wohl Zweifel, ob er noch der Richtige für die Aufgabe ist.

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Bundeskanzler Olaf Scholz hat eingeräumt, dass er einen Verzicht auf eine erneute SPD-Kanzlerkandidatur erwogen hat. "Trotz all dem, was die Koalition zustande gebracht hat, war das Bild der Regierung von Streit und Uneinigkeit geprägt", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Deshalb habe ich natürlich genau überlegt, ob es richtig ist, nochmal anzutreten." Die Entscheidung für eine neuerliche Kandidatur sei dann im Einvernehmen mit der Parteispitze gefallen.

Scholz: Erst Zweifel – dann Zuversicht

Innerhalb der SPD hatte es zuvor eine Debatte gegeben, ob nicht der in Umfragen populärere Verteidigungsminister Boris Pistorius als Kanzlerkandidat ins Rennen geschickt werden sollte. Die Entscheidung für seine zweite Kandidatur sei mit den SPD-Vorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil, Fraktionschef Rolf Mützenich und mit der Unterstützung von Pistorius getroffen worden, betonte Scholz nun in dem Interview.

Gegenüber den Funke-Zeitungen zeigte sich Scholz davon überzeugt, die Bundestagswahl zu gewinnen: Die Prognosen hätten auch vor der vergangenen Bundestagswahl gründlich daneben gelegen, sagte er. "Ich bin ganz zuversichtlich, dass die SPD am Ende wieder vorne liegen kann und ich abermals ein Mandat dafür erhalte, die Regierung zu führen."

Der zerbrochenen Ampelkoalition trauere er nicht hinterher, sagte der Kanzler. "All die nun auftauchenden Berichte über das, was die FDP geplant hatte, um die Koalition zu zerstören, bestätigen mich in dem Gefühl: Es war richtig, den Bundesminister der Finanzen Lindner zu entlassen."

Unsicher scheinen wohl auch die Wähler zu sein. Rund 80 Tage vor der vorgezogenen Bundestagswahl sind etwa ein Drittel der Wahlberechtigten noch unsicher, ob sie ihre Stimme abgeben. Im ARD-"Deutschlandtrend" gaben 34 Prozent der Befragten an, sie hätten noch keine entsprechende Entscheidung getroffen, wie der WDR am Donnerstag mitteilte. 65 Prozent hingegen wollen sicher wählen gehen. Lediglich ein Prozent gab an, definitiv nicht wählen zu wollen.

Noch viele unentschlossene Wähler

Unter den Unentschlossenen gaben der Erhebung des Meinungsforschungsunternehmens Infratest dimap zufolge 87 Prozent an, sie seien von keinem der Spitzenkandidaten richtig überzeugt. 86 Prozent sagten, keine Partei überzeuge sie inhaltlich. 66 Prozent stimmten der Aussage zu, dass sie zu wenig über die Positionen der Parteien zur Bundestagswahl wissen.

Bei den Parteipräferenzen gab es im Vergleich zur vorherigen Erhebung Mitte November einige Veränderungen; an der Rangfolge änderte sich aber nichts. Die Union bleibt mit 32 Prozent (minus ein Prozentpunkt) auf Platz eins, gefolgt von der AfD mit 18 Prozent (minus eins). Dahinter liegen die SPD mit 16 Prozent (plus zwei) und die Grünen mit unverändert 14 Prozent. Das BSW kommt in der Sonntagsfrage auf fünf Prozent (minus eins). Unterhalb der Fünfprozenthürde liegen unverändert die FDP mit vier und die Linke mit drei Prozent.

Bei der Frage der Zufriedenheit mit dem politischen Spitzenpersonal gaben 30 Prozent der Befragten an, sie seien mit der Arbeit von CDU-Chef Friedrich Merz zufrieden (minus vier). Unverändert 29 Prozent äußerten Zufriedenheit mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), bei Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) waren es 23 Prozent (plus drei). Dahinter landeten AfD-Chefin Alice Weidel mit 21 Prozent (minus drei), FDP-Chef Christian Lindner mit 20 Prozent (minus eins) und BSW-Chefin Sahra Wagenknecht mit ebenfalls 20 Prozent (minus vier).

Für den "Deutschlandtrend" hatte Infratest dimap im Auftrag der ARD von Montag bis Mittwoch dieser Woche 1307 Wahlberechtigte befragt. Die statistische Fehlertoleranz wurde mit zwei bis drei Prozentpunkten angegeben. (afp/bearbeitet von the)

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