Zum zweiten Mal ist Verteidigungsminister Lloyd Austin in eine Klinik gebracht worden. Übergangsweise übernimmt nun seine Stellvertreterin. Die war zuvor bereits als künftige Nachfolgerin gehandelt worden.

Ein Porträt
Dieser Text enthält neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Lukas Weyell sowie ggf. von Expertinnen oder Experten. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Zum zweiten Mal in kurzer Zeit ist der US-Verteidigungsminister Lloyd Austin in eine Klinik eingeliefert worden. Erst im vergangenen Dezember wurde dem 70-Jährigen Prostatakrebs diagnostiziert, woraufhin er sich Ende des Jahres operieren lassen musste. Eigentlich war er nun auf dem Weg der Besserung, als ihn ein akutes Blasenproblem auf die Intensivstation zwang.

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Zunächst hieß es, Austin könne aus dem Krankenhaus heraus arbeiten, doch das war schon bald nicht mehr der Fall. Während die Sorge um den Politiker größer wird, übernimmt nun seine Vertretung, Kathleen Hicks. Die ist bisher eher im Hintergrund geblieben, könnte aber bald eine wichtige Rolle spielen.

Die ranghöchste Frau im Pentagon

Die stellvertretende Verteidigungsministerin ist die erste Frau in diesem Amt und aktuell die ranghöchste Frau im Pentagon. Bevor US-Präsident Biden sie dazu berief, war sie laut Auskunft der Webseite des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums in der Wissenschaft tätig, unter anderem als Direktorin des Internationalen Sicherheitsprogramms des Center for Strategic and International Studies (CSIS), einer Denkfabrik in Washington.

Die aktuelle Tätigkeit im Ministerium ist nicht ihre erste Berührung mit dem Pentagon: Ab 2009 war sie bereits unter Ex-Präsident Barack Obama und dessen Vize Joe Biden als Stellvertretende Vizestaatssekretärin für strategy, plans and forces aktiv.

Ihr Studium in Geschichte und Politikwissenschaften hatte die Tochter eines Flottenadmirals am Mount Holyoke College in Massachusetts absolviert und anschließend in Politikwissenschaften am renommierten Massachusetts Institute of Technology promoviert.

Arbeiterin hinter den Kulissen

In ihrer Tätigkeit als Politikwissenschaftlerin scheute die 53-Jährige nicht davor zurück, Stellung zu beziehen. In der Zeitung "The Hill" warnte Hicks 2020 in einem Gastbeitrag vor Überlegungen des damaligen Präsidenten Donald Trump, US-Streitkräfte aus Deutschland abzuziehen.

Das würde letztlich nur den Gegnern der USA zugutekommen, so die damalige Direktorin der Denkfabrik CSIS. "Die Stärkung von Allianzen ist ein Eckpfeiler der nationalen Verteidigungsstrategie. China und Russland profitieren davon, dass die Vereinigten Staaten sich von ihren engsten Partnern abgrenzen", so Hicks.

In ihrer aktuellen Tätigkeit mied die stellvertretende Verteidigungsministerin das Scheinwerferlicht. Das US-Magazin "Politico" beschreibt sie als Arbeiterin hinter den Kulissen, handelte sie allerdings bereits als mögliche Nachfolgerin von Austin, wenn es zu einer zweiten Amtszeit von US-Präsident Joe Biden kommen sollte.

Peinlicher Schlagabtausch mit Jon Stewart

Ein Problem für eine künftige Karriere könnte für Hicks allerdings ein Gespräch mit dem US-Komiker und ehemaligen Moderator der "Daily Show", Jon Stewart, werden. Dieser hatte sie bei einer universitären Veranstaltung gefragt, wohin die Mittel im Verteidigungshaushalt fließen würden. Zuvor war bekannt geworden, dass das Militär nicht in der Lage war, über mehr als 60 Prozent seiner Vermögenswerte Rechenschaft abzulegen. Stewart warf dem Pentagon daraufhin "Verschwendung, Betrug und Missbrauch" vor.

Hicks lehnte die Kritik von Stewart rundherum ab und hinterfragte, ob dieser überhaupt verstehen würde, wie die Rechnungsprüfung beim Pentagon ablaufe. Sie erklärte, es sei nicht so, dass dort Mittel verschwendet würden, man wisse lediglich nicht, wo sie sind. Jon Stewart konterte: "Wenn Sie mir 100 Milliarden Dollar geben und Sie mir dann nicht sagen können, was damit passiert ist, dann ist das für mich verschwenderisch. Dann sind Sie nicht verantwortungsvoll damit umgegangen."

Das Video von dem Schlagabtausch hat bei YouTube inzwischen 1,2 Millionen Klicks gesammelt. Nutzer in den Kommentaren ärgern sich über Hicks Replik auf Stewarts gut vorbereitete Kritik an der Arbeit des Pentagons. Auch die Presse stürzte sich auf Hicks dünnhäutige Verteidigung und kritisierte sie für ihren Umgang mit den offensichtlichen Mängeln im Pentagon. Sollte Hicks wirklich darauf abzielen, die erste Verteidigungsministerin der USA zu werden, muss sie definitiv noch an ihrem Umgang mit den Medien arbeiten.

Verwendete Quellen

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