Paukenschlag im US-amerikanischen Vorwahlkampf: Das politische Netzwerk "Americans for Prosperity" (AFP) von Milliardär Charles Koch sichert Kandidatin Nikki Haley seine Unterstützung zu. Das Ziel ist klar: Eine erneute Präsidentschaft von Donald Trump verhindern. Doch wer ist der Mann, der hinter dem Netzwerk von AFP steckt?

Ein Porträt
Dieser Text enthält neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Marie Illner sowie ggf. von Expertinnen oder Experten. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Er ist reich – sehr reich. Sein Vermögen wird auf 48 Milliarden Dollar geschätzt, das Firmen-Imperium machte im letzten Jahr einen Umsatz von rund 125 Milliarden Dollar. Und mit diesem Geld hat Milliardär Charles Koch etwas vor: eine weitere Präsidentschaft von Donald Trump verhindern.

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Einfluss auf die Politik nimmt der 88-Jährige schon seit Jahrzehnten: Mit Spenden für Wahlkämpfe, an Universitäten und ThinkTanks hat er im Hintergrund immer wieder die Strippen gezogen und sich eingesetzt für niedrigere Steuern, weniger Umweltregulierungen und die Einschränkung der Gewerkschaftsbefugnisse.

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USA in politischer "Abwärtsspirale"

Nun legt Koch seine Hoffnung in Nikki Haley, Mitbewerberin im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur 2024. Noch liegt Trump klar vorn. Doch die 51 Jahre alte Gouverneurin aus South Carolina hat in den letzten Wochen viel Boden wettgemacht. Man rechnet ihr bessere Chancen gegen den Demokraten Joe Biden aus als dem derzeitigen Favoriten Donald Trump.

In der Mitteilung, die das von Charles Koch und seinem Bruder David Koch gegründete Netzwerk "Americans for Prosperity" (AFP) veröffentlichte, heißt es: Die USA würden "zerrissen von den Extremen auf beiden Seiten" und befinden sich in einer politischen "Abwärtsspirale". Man wolle die Nation "vor dem Abgrund bewahren".

Charles Koch wurde reich geboren

Auch, wer amerikanische Wahlkämpfe nur wenig kennt, der weiß vermutlich, dass Geld eine herausragende Rolle spielt. Mit der zahlungskräftigen Unterstützung werden für Haley nun Maßnahmen wie Mail-Kampagnen, Tür-zu-Tür-Wahlkampf und Wahlwerbespots möglich sein.

Zu Geld gekommen ist Charles Koch schon früh. Er ist Sohn der Künstlerin Mary Koch und des Chemieingenieurs Fred C. Koch. Sein Großvater Harry war aus den Niederlanden in die USA eingewandert, Charles selbst wurde in Wichita (Kansas) geboren. Sein vollständiger Name lautet Charles de Ganahl Koch.

Sein Vater Fred C. Koch machte sein Vermögen mit der Erfindung einer neuen Technik – dem thermischen Cracken. Dabei wird Erdöl in leichtere Öle und Benzin umgewandelt. Koch gründete eine Ölraffinerie, aus der später die Koch Industries hervorgingen.

Studium in Cambridge

Sohn Charles, einer von vier Brüdern, studierte zunächst Maschinenbau sowie Nuklear- und Chemieingenieurwesen am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge. Nach einem Job in der Technologieberatungsfirma Arthur D. Little übernahm er früh leitende Positionen im väterlichen Unternehmen.

Als Fred C. Koch 1967 starb, vererbte er seine Firma an seine Söhne Charles, David, William und Frederick. Ab den 1980ern standen nur noch Charles und David an der Spitze des Unternehmens, weil sie William und Frederick ihre Anteile für 1,1 Milliarden US-Dollar abgekauft hatten. Charles Koch, Vater zweier Kinder namens Elizabeth und Chase, tauchte in den letzten Jahren regelmäßig in den Forbes-Listen der reichsten Amerikaner auf. Bruder David starb im Jahr 2019 mit 79 Jahren.

Während das Unternehmen früher noch auf Erdöl fokussiert war, weitete sich das Imperium unter Charles aus. Heute zählen neben Ölpipelines auch Rinderfarmen, Papier- und Düngemittel-Hersteller und Technologiefirmen zu Koch Industries. Das Firmen-Imperium gehört zu den größten Privatunternehmen der Welt. Der Jahresumsatz des Mischkonzerns steigerte sich innerhalb von 40 Jahren etwa um das 250-Fache.

Geld, das die Kochs seit jeher nutzten, um den politisch rechten Rand zu stärken und klassisch neoliberale Positionen voranzutreiben. Sie symbolisieren wie wenig Andere politische Einflussnahme durch Konzerne und Milliardäre in den USA. Zu den finanziell und organisatorisch Unterstützten zählten auch immer wieder Personen und Gruppierungen, die den Klimawandel leugnen oder wirksame Klimaschutzmaßnahmen ablehnen.

Koch relativiert den Klimawandel

Dazu zählen zum Beispiel das American Enterprise Institute, das Fraser Institute und das Cato Institute. Koch leugnet den Klimawandel inzwischen nicht mehr. Er relativiert aber dessen Auswirkungen und stellt effektive Maßnahmen zur Bekämpfung – etwa die Reduktion von CO2 – infrage.

Seine zahlreichen Stiftungen ließen außerdem Politikern Geld zukommen, die sich weigern, die Wahl von 2020 anzuerkennen. Davon distanzierte sich Koch 2021 jedoch und will diese Politiker nicht mehr unterstützen.

Grundstein für Tea-Party gelegt

Als "Fehler" bezeichnet er auch die Unterstützung der Tea-Party-Bewegung innerhalb der republikanischen Partei. Die Koch-Brüder gelten als ihr Wegbereiter. Über Jahrzehnte pumpten sie Geld in rechtskonservative Kreise und legten so den finanziellen Grundstein für die Tea-Party. Sie wirkten auch bei der Organisation von Kundgebungen mit, mobilisierten Wähler und finanzierten Werbung. Das half auch Donald Trump bei seinem Aufstieg.

Trump allerdings lehnt Koch ab. In der AFP-Mitteilung wird der Ex-Präsident nicht namentlich genannt, doch es liegt auf der Hand, wer und was mit der Forderung nach einem "Präsidenten in 2025, der ein neues Kapitel repräsentiert" gemeint – beziehungsweise auch nicht gemeint – ist.

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Gegner von Trumps Wirtschaftspolitik

Koch, der möglichst wenige Eingriffe des Staates fordert und auf die Freiheit des Einzelnen setzt, stößt sich an Trumps wirtschaftlichem Nationalismus und den zahlreichen Ausgabenprogrammen während seiner Präsidentschaft. Trump selbst sprach einst im sozialen Netzwerk X in Bezug auf die Koch-Brüder von einem "totalen Witz", sie seien "gegen starke Grenzen und kräftigen Handel".

Wer bei der Wahl im November kommenden Jahres zuletzt lacht, das wird sich schließlich noch zeigen müssen.

Verwendete Quellen:

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