Beim TV-Duell mit seinem Kontrahenten Donald Trump hat Joe Biden keinen besonders fitten Eindruck gemacht. Nun versucht der 81 Jahre alte Demokrat zu zeigen, dass er für das Weiße Haus geeignet ist.
US-Präsident
Biden über verpatztes TV-Duell mit Trump: "Debattierte mit einem Typen, der Moral eines Straßenköters hat"
Biden versuchte bei dem ersten großen öffentlichen Auftritt nach dem Debatten-Desaster die Kritiker zu beruhigen und bemühte sich um Schadensbegrenzung. "Ich weiß, ich bin kein junger Mann, um das Offensichtliche zu sagen", sagte er. "Ich laufe nicht mehr so einfach wie früher, ich spreche nicht mehr so glatt wie früher. Ich debattiere nicht mehr so gut wie früher", so der Demokrat. Aber dafür wisse er, anders als Trump, wie man die Wahrheit sage. "Ich verbrachte 90 Minuten auf der Bühne und debattierte mit einem Typen, der die Moral eines Straßenköters hat", sagte Biden über das vom US-Sender CNN ausgerichtete TV-Spektakel.
Schützenhilfe bekam Biden von seinem demokratischen Parteikollegen
First Lady Jill verteidigt Biden
Auch Bidens Ehefrau, First Lady Jill Biden, versuchte sich in Raleigh für ihren Ehemann starkzumachen. "Es gibt niemanden, den ich gerade lieber im Oval Office sitzen hätte als meinen Mann", sagte sie auf der Bühne vor Parteianhängern. Sie trug dabei ein auffälliges Kleid. Darauf stand mehrfach das Wort "Vote" (auf Deutsch sinngemäß: Geh wählen) in großen weißen Lettern. Auf der TV-Bühne habe ein Präsident mit Integrität und Charakter gestanden, betonte sie. "Seine Kraft ist unerschütterlich, seine Hoffnung ist unerschütterlich."
Biden wirkte bei dem Wahlkampfauftritt deutlich fitter als während der TV-Debatte am Vorabend. Anders als im Fernsehstudio während des Schlagabtauschs las der 81-Jährige aber vor seinen Anhängern vom Teleprompter ab. Seine Stimme klang außerdem weniger rau und er war auch nicht so leise. Biden hatte nach der Debatte gesagt, dass er Halsschmerzen habe. Sein Alter ist Dauerthema im Wahlkampf. Zwar ist sein politischer Gegner Trump nur rund drei Jahre jünger. Bidens Versprecher und sein starrer Gang sorgen allerdings regelmäßig für Schlagzeilen und werfen die Frage auf, ob er nach einem möglichen Wahlsieg wirklich noch vier weitere Jahre im Weißen Haus regieren könnte.
Bidens Leistung überschattet Trumps Aussagen
Bidens Versagen bei der Debatte brachte viele Demokraten in Erklärungsnot und rückte mögliche Alternativen zu dem 81-Jährigen in den Fokus. Der Gouverneur des US-Bundesstaats Kalifornien, Gavin Newsom, dem selbst Präsidentschaftsambitionen nachgesagt werden, stellte sich öffentlich hinter Biden. "Ich werde Präsident Biden nie den Rücken kehren", sagte er. Die unpopuläre Vize-Präsidentin Kamala Harris wurde in einem TV-Interview wegen Bidens Performance gegrillt - und gestand schließlich ein, dass ihr Chef einen "holprigen Start" gehabt habe.
Trumps Team hingegen feierte den Republikaner für seinen Auftritt. Der 78-Jährige relativierte erneut seine Rolle beim Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021. Der Republikaner hatte damals seine Anhänger aufgewiegelt, weil er seine Wahlniederlage nicht akzeptieren wollte. Diese stürmten daraufhin den US-Kongress. Der Republikaner wollte sich auch nicht darauf festlegen, ob er den Ausgang der Wahl im November akzeptieren wird. All das wurde aber von Bidens Auftritt in den Schatten gestellt. (mt/ari/dpa)
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