Inmitten der militärischen Eskalation des Konflikts zwischen den USA und dem Iran stürzt nahe Teheran ein ukrainisches Passagierflugzeug ab. Ob ein Zusammenhang besteht, ist unklar. Alle Insassen sind ums Leben gekommen - darunter doch keine Deutschen.
Eine ukrainische Passagiermaschine ist am Mittwochmorgen in der Nähe des Teheraner Imam-Chomeini-Flughafens abgestürzt. Nach Angaben von Ukraine International Airlines waren 167 Passagiere und 9 Besatzungsmitglieder an Bord.
Die Ukraine geht nach offiziellen Angaben nicht davon aus, dass Menschen das Unglück bei Teheran überlebt haben. Nach vorliegenden Informationen seien die Passagiere und Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen, teilte das Außenministerium in Kiew der Agentur Interfax zufolge mit. Zunächst hatte der ukrainische Außenminister Wadim Pristaiko bei Twitter geschrieben, es seien auch drei Deutsche darunter. Die Bundesregierung geht jedoch nicht davon aus. "Wir haben derzeit keine Erkenntnisse, nach denen sich deutsche Staatsangehörige unter den Opfern des Flugzeugabsturzes in Iran befinden", hieß es am Mittwochnachmittag aus dem Auswärtigen Amt.
Russischen Medien zufolge war die Maschine der Ukraine International Airlines (Flugnummer PS752) auf dem Weg von Teheran nach Kiew und stürzte kurz nach dem Start um 5:00 Uhr Ortszeit ab.
Selenskyj äußert sich auf Facebook zum Flugzeugabsturz
Der ukrainische Präsident
Nach Angaben des Staatsoberhauptes will die ukrainische Botschaft im Iran nun alle Informationen über die Umstände "der Tragödie" zusammentragen. Die Namen der Toten würden nun aufgelistet, schrieb Selenskyj.
Airlines streichen Flüge nach Teheran
Unmittelbar nach den iranischen Raketenangriffen auf Militärstützpunkte im Irak hatte die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA US-Flugzeugen die Nutzung des Luftraums in Teilen des Nahen Ostens untersagt.
Über dem Persischen Golf, dem Golf vom Oman, im Irak und im Iran dürften in den USA registrierte Flugzeuge "wegen erhöhter militärischer Aktivitäten und steigender politischer Spannungen" nicht mehr operieren, hieß es in einer Mitteilung am Dienstag. Es gebe ein erhöhtes Risiko, das ein Flugobjekt falsch identifiziert werde.
Ob ein Zusammenhang des Absturzes der ukrainischen Maschine mit der militärischen Eskalation des Konflikts zwischen dem Iran und den USA besteht, war zunächst völlig unklar.
Auch die Lufthansa hat auf den Vorfall reagiert und einen für Mittwoch geplanten Flug von Frankfurt in die iranische Hauptstadt Teheran gestrichen. Dies sei "vorsorglich" wegen der derzeitigen Lage in der Region geschehen, sagte eine Lufthansa-Sprecherin auf Anfrage in Frankfurt. Noch keine Entscheidung gebe es zu möglichen Änderungen von Flugrouten im Nahen Osten.
Die ukrainische Fluggesellschaft Ukraine International Airlines stellte nach dem Absturz ihrer Maschine ebenfalls alle Flüge nach Teheran ein.
Sind die Antworten auf der Blackbox zu finden?
Was genau in den letzten Minuten von Flug PS 752 von Teheran nach Kiew geschah, darauf könnte die Blackbox mit den Flugdaten Antworten geben. Sie wurde nach iranischen Angaben zwischen den Trümmern gefunden. Die Maschine hatte der Airline zufolge nach dem Start bereits eine Höhe von 2400 Metern erreicht, bevor es zum Absturz kam. «Die Wahrscheinlichkeit für einen Fehler der Besatzung ist minimal», meint der Vizepräsident der Fluggesellschaft Igor Sosnowski.
Abgestürzter Flieger war erst vier Jahre alt
Nach Angaben der iranischen Luftfahrtbehörde soll der Absturz auf einen technischen Defekt zurückzuführen sein. Das berichtete der iranische Nachrichtensender Chabar am Mittwochmorgen unter Berufung auf einen Sprecher der Behörde.
Wie diese so kurz nach dem Absturz am Mittwochmorgen zu dem Schluss eines Technikfehlers als Ursache kam, blieb zunächst offen.
Ukraine International Airlines teilte mit, das abgestürzte Flugzeug sei etwa vier Jahre alt gewesen. Die Maschine des Typs Boeing 737-800 NG sei zuletzt vor zwei Tagen technisch überprüft worden. Informationen zur Absturzursache würden zeitnah bekanntgegeben werden.
Die 1992 gegründete größte ukrainische Airline verfügt nach eigenen Angaben über 42 Flugzeuge und hat wöchentlich rund 1.100 Flüge in insgesamt 38 Länder. Hauptaktionär ist der Oligarch Igor Kolomoiski.
Irans Angriff markiert neue Eskalationsstufe
Wenige Stunden zuvor hatte es einen iranischen Vergeltungsangriff auf US-Soldaten im Irak gegeben. Die vom US-Verteidigungsministerium bestätigten Attacken auf die amerikanisch genutzten Militärstützpunkte Ain al-Assad im Zentrum des Iraks und eine Basis in der nördlichen Stadt Erbil in der Nacht zum Mittwoch gelten als Revanche für die Tötung des iranischen Top-Generals Ghassem Soleimani durch einen US-Luftschlag.
Zwar hatten örtliche schiitische Milizen, die vom Iran unterstützt werden, die US-Stützpunkte im Irak zuletzt häufiger mit technisch einfacheren Raketen angegriffen. Ein direkter Angriff aus dem Iran markiert jedoch eine neue Eskalationsstufe im Konflikt zwischen den USA und dem Iran.
Der Iran und die USA hatten sich seit Tagen mit martialischen Drohungen überzogen und jeweils drastische Reaktionen auf aggressives Handeln der Gegenseite in Aussicht gestellt.
Nach Raketenangriff: Krisensitzung im Weißen Haus
Nach dem Raketenangriff kamen die wichtigsten Minister von US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus zu einer Krisensitzung zusammen. Trump hatte Teheran vor den Angriffen gewarnt: "Falls der Iran irgendetwas macht, was er nicht tun sollte, werden sie die Konsequenzen erleben. Und das sehr stark."
Der US-Präsident will sich an diesem Mittwochmorgen zu den Angriffen äußern. (jwo/ank/dpa)
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