Für die einen sind Motorräder der Inbegriff von Freiheit, für die anderen stören die lärmenden Maschinen die Erholungszeit auf Terrasse und Balkon. Der Bundesrat wünscht sich ein konsequentes Eingreifen der Politik - doch Verkehrsminister Scheuer stellt sich erneut quer.

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Lärmende Motorräder sind für die Hälfte der Bundesbürger ein Problem. Insgesamt 48 Prozent ärgern sich über Motorrad-Geräusche, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur ergab.

Knapp die Hälfte der Deutschen stört Motorradlärm

Demnach fühlen sich 18 Prozent der Bundesbürger "sehr gestört" und 30 Prozent "eher gestört". Die Umfrage zeigt: Deutschland teilt sich beim Thema Motorradlärm in zwei Lager.

Aktueller Hintergrund der Umfrage ist eine Initiative des Bundesrates: Die Länderkammer hatte im Mai festgestellt, dass es bei Motorrädern aus Lärmschutz-Gründen "dringenden Handlungsbedarf" gebe, für besondere Konfliktfälle Tempolimits und "zeitlich beschränkte Verkehrsverbote an Sonn- und Feiertagen" zu ermöglichen.

"Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, die hierzu einschlägigen Regelungen anzupassen", hieß es. Dies löste Demonstrationen mit Tausenden Motorradfahrern aus. Die Bundesregierung muss jetzt entscheiden, ob sie die Anregung des Bundesrates umsetzt.

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.

Verkehrsminister Scheuer gegen weitere Verbote für Motorradfahrer

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat seine ablehnende Haltung gegenüber verschärften Regeln für Motorradfahrer indes erneut bekräftigt.

Das Ministerium erklärte, die zuständigen Straßenverkehrsbehörden könnten die konkrete Lage vor Ort am besten einschätzen und aus Lärmschutzgründen im Einzelfall entsprechende Maßnahmen anordnen.

Scheuer hatte bereits mehrfach gesagt, es gebe ausreichende geltende Regeln - er will die Beschlüsse des Bundesrates demnach nicht umsetzen.

Das Bundesverkehrsministerium bekräftigte, die Straßenverkehrsbehörden hätten zum Beispiel bereits jetzt die Möglichkeit, die Benutzung bestimmter Straßen oder Straßenstrecken zu beschränken oder den Verkehr umzuleiten.

"Diese Vor-Ort-Regelung hat sich in der Praxis bewährt." Auch für das Tunen von Motorrädern gälten bereits wirksame Bußgelder: Habe ein Fahrzeug eine nicht genehmigte oder unzulässig veränderte laute Schalldämpferanlage, erlösche die Betriebserlaubnis des Fahrzeugs.

Deutsche fordern härtere Strafen für Tuning

Doch reichen die aktuellen Regelungen und Maßnahmen in Deutschland aus? Immerhin 26 Prozent der Befragten gaben an, dass die aktuellen Regeln weiter gelten sollten, knapp 40 Prozent wünschen sich jedoch beim Thema Motorradlärm ein stärkeres Eingreifen der Politik.

Gefragt nach den passenden Maßnahmen gegen Motorradlärm befürworten 50 Prozent härtere Strafen für Tuning, wenn das Motorrad durch diese Eingriffe erheblich lauter wird. 44 Prozent sind für ein Verbot des sogenannten Sound-Designs, mit dem Fahrer die Geräuschkulisse ihres Fahrzeugs selbst einstellen können.

Das Festlegen eines Geräusch-Maximalwerts für alle Neufahrzeuge, der etwa dem Geräusch eines Rasenmähers entsprechen würde, halten 38 Prozent für richtig.

Mehr Rechte für die Polizei bei Lärmüberschreitungen

Fast ebenso viele - 37 Prozent - sind der Meinung, dass der Polizei erlaubt werden solle, Motorräder bei gravierenden Lärmüberschreitungen sofort sicherzustellen. Den geringsten Zustimmungswert (23 Prozent) gibt es für die Idee, streckenweise Motorrad-Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen zu verhängen, etwa in beliebten Ausflugsgegenden.

Doch wären verschärfte Vorschriften gegen laute Motorräder tatsächlich durchsetzbar? "Bestimmt" oder "wahrscheinlich" sagen 33 Prozent, fast ebenso viele (30 Prozent) sagen "bestimmt nicht" oder "wahrscheinlich nicht".

Dass sie selbst Motorrad fahren, sagten in dieser Umfrage 5 Prozent der Teilnehmer. Weitere 10 Prozent sind nach eigenen Angaben früher Motorrad gefahren, 6 Prozent haben einen Motorradfahrer im eigenen Haushalt. (dpa/lag)

Urteil

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