Zwischen der Ukraine und Russland herrscht diplomatische Eiszeit. Dies bestätigte Außenminister Kuleba nun erneut. Aber nicht alle Kommunikationskanäle sind geschlossen.
Vor dem Hintergrund des Kriegsverlaufs hat der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba alle Forderungen nach Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland eine Absage erteilt. "Diejenigen, die behaupten, dass die Ukraine jetzt mit Russland verhandeln sollte, sind entweder schlecht informiert oder werden in die Irre geführt", erklärte Kuleba am Donnerstag im Onlinenetzwerk X, vormals Twitter. Die Ukraine dürfe nicht "in diese Falle tappen" und werde es auch nicht tun, fügte er hinzu.
Kuleba bestätigt, dass es keine neuen Gespräche mit Russland geben wird
Mit seiner Äußerung reagierte der ukrainische Außenminister auf Berichte westlicher Medien, denen zufolge manche Verbündete Kiews angesichts des Stillstands an der Front zunehmend die Frage von Friedensgesprächen mit Russland aufwerfen würden.
Mehr als 22 Monate nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs hat sich die mehr als tausend Kilometer lange Frontlinie zwischen den beiden Kriegsparteien seit fast einem Jahr kaum bewegt, obwohl die Ukraine im Juni eine Gegenoffensive gestartet hat, um die von Russland besetzten Gebiete zurückzuerobern.
Kuleba zufolge hat Kiew zwischen 2014 und dem Beginn des russischen Angriffskriegs hunderte Gespräche mit Moskau geführt. Keine dieser Verhandlungen habe den russischen Präsidenten
Selenskyj lehnt ebenfalls Verhandlungen mit Russland ab
2014 hatten von Russland unterstützte Separatisten gewaltsam die Kontrolle über Teile der Ostukraine übernommen, zudem hatte Moskau die Halbinsel Krim annektiert. In der Folge vermittelten Deutschland und Frankreich mehrere Gespräche, die zu einem Treffen zwischen Putin und dem ukrainischen Präsidenten
Selenskyj erklärte in der vergangenen Woche im US-Fernsehen, die Ukraine sei nicht zu Gesprächen mit Russland bereit, solange die russischen Truppen nicht aus seinem Land abzögen. „Heute übt niemand der EU-Führer, der USA Druck auf mich aus, dass wir uns jetzt mit Russland zusammensetzen, verhandeln und Russland irgendetwas abgeben. So etwas wird es nicht geben“, bekräftigte Selenskyj seinen Standpunkt bei einer Pressekonferenz am 4. November mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte dagegen am Mittwoch, es sei "höchste Zeit, dass alle in Kiew und Washington erkennen, dass es unmöglich ist, Russland auf dem Schlachtfeld zu besiegen". Ein Dialog sei "dringend notwendig" und Moskau sei "sicherlich bereit, damit zu beginnen", erklärte er.
Bestimmte Kanäle bleiben weiter offen
Die beiden Kriegsparteien scheinen sich trotz der ablehnenden Worte der ukrainischen Politiker dennoch rege auszutauschen. So hat die "Washington Post" mit Dmytro Usov, einem ukrainischen Militärgeheimdienstoffizier, gesprochen. Dieser bestätigte, dass die Länder beispielsweise über den Austausch von Kriegsgefangen oder Gefallen sprechen. "Es ist sehr emotional und schwierig. Sie sind der Feind, aber wenn wir über solche Austausch-Verhandlungen sprechen, muss dieser Konflikt hinten anstehen."
Weiter führte Usov aus: "Wir verstehen, dass, egal was passiert ist und wie unsere Beziehungen zu Russland gerade sind, unser Volk daran interessiert ist, unsere Verteidiger zurückzuholen; sollten wir alle Kommunikationskanäle kappen, wäre das nicht möglich."
Weiter heißt es in dem Artikel, dass allein zweimal in der Woche Transporter mit Leichen an die Front gefahren werden, um dort die Körper an die Gegenseite zu übergeben. Dies werde regelmäßig mit der russischen Seite abgestimmt, sagt Oleh Kotenko, ein ukrainischer Offizieller, der mit dem Austausch betraut war. "Es ist wichtig, mit dem Feind so ein humanitäres Bündnis zu schließen, denn sonst hätten 1.700 Helden nicht mit militärischen Ehren beerdigt werden können." (afp/the)
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