• Expertinnen und Experten der Internationalen Atomenergiebehörde sind unterwegs zum AKW Saporischschja, um sich vor Ort ein Bild der Schäden zu machen.
  • Russland will kooperieren, wie Kremlsprecher Dmitri Peskow zusichert.
  • Bisher war ein Besuch der IAEA an fehlenden Sicherheitsgarantien gescheitert.

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Russland hat vor dem Besuch von Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) im besetzten Kernkraftwerk Saporischschja in der Ukraine seine Zusammenarbeit zugesichert.

Russland sei an der IAEA-Mission interessiert und an deren Vorbereitung beteiligt gewesen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. "Russland ist offen für eine Zusammenarbeit."

Zugleich sicherte Peskow laut der Staatsagentur Tass zu, dass die Inspekteure sicher sind. "Was die von Russland kontrollierten Gebiete betrifft, so wird (der Mission) die notwendige Sicherheit garantiert." Beim Besuch werde es aber nicht um die Frage nach einer möglichen entmilitarisierten Zone rund um das Kraftwerk im Südosten der Ukraine gehen.

IAEA-Chef Grossi: Hilfsmission ist angelaufen

Zuvor hatte IAEA-Chef Rafael Grossi die Reise der internationalen Inspektoren zum Kraftwerk angekündigt. Sie sollen sich noch in dieser Woche vor Ort ein Bild der Lage machen. Der Tag sei gekommen, die Unterstützungs- und Hilfsmission nach Saporischschja sei nun auf dem Weg. "Wir müssen die Sicherheit der größten Nuklearanlage der Ukraine und Europas schützen", schrieb er bei Twitter.

Akw Saporischschja: Selenskyj nennt Lage "weiterhin riskant und gefährlich"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Lage im von russischen Truppen besetzte ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja als "weiterhin gefährlich und riskant" bezeichnet. Das Atomkraftwerk musste erstmals in seiner Geschichte vom Stromnetz getrennt werden, sei aber mittlerweile wieder angeschlossen, sagte Selenskyj.

Moskau: Internationale Atomexperten sollen längere Zeit bleiben

Die Mission IAEA zum umkämpften Kernkraftwerk Saporischschja soll Moskau zufolge mehr als ein Dutzend Experten umfassen. Diese sollen dort länger stationiert werden.

"So wie wir es verstehen, ist es die Absicht des Generaldirektors (der IAEA), ein paar Leute auf ständiger Basis im Kraftwerk zu belassen", sagte Russlands Vertreter bei den internationalen Organisationen in Wien, Michail Uljanow, der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti zufolge.

Laut Uljanow werden die etwa 15 Atomexperten von einem großen Logistik- und Sicherheitsteam der UN begleitet. Russland habe viel für das Zustandekommen der Mission getan, sagte er. "Wir setzen darauf, dass der Besuch des Kraftwerks durch die IAEA-Mission dabei hilft, die unzähligen Spekulationen um die schlechte Lage im Atomkraftwerk Saporischschja zu zerstreuen."

Reise von IAEA-Experten war seit Monaten im Gespräch

Die Nuklearanlage Saporischschja ist das leistungsstärkste AKW in Europa. Seit Wochen wachsen die Sorgen, dass es wegen der andauernden Kämpfe um die Anlage zu einem Atomunglück kommt. Russland und die Ukraine werfen sich gegenseitig den Beschuss des Kraftwerks vor.

Eine Reise von IAEA-Experten war seit Monaten im Gespräch, scheiterte aber bisher unter anderem an fehlenden Sicherheitsgarantien und Streit über die Modalitäten des Besuchs.

Das größte Kernkraftwerk Europas mit sechs Reaktoren ist seit März von russischen Truppen besetzt. Immer wieder kommt es zu Beschuss des Geländes, den sich Russland und die Ukraine gegenseitig vorwerfen. IAEA-Experten wollen selbst Schäden und Sicherheitssysteme vor Ort untersuchen, weil die Angaben aus Kiew und Moskau dazu oft widersprüchlich sind.

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G7-Staaten begrüßen Inspektion des ukrainischen AKW Saporischschja

Die Gruppe der G7-Staaten hat indes die geplante Inspektion des besetzten ukrainischen Kernkraftwerks Saporischschja durch internationale Experten begrüßt und ihre Unterstützung angekündigt.

Die im Staatenbund der G7 für nukleare Sicherheit zuständigen Experten forderten, die IAEA-Mission müsse zeitnah und sicher Zugang zu der nuklearen Infrastruktur in der Ukraine bekommen und ohne Druck oder Einmischung arbeiten können. Dabei müsse unbedingt die ukrainische Souveränität respektiert werden. Zuvor hatte es unter anderem Streit darum gegeben, ob die Experten über russisch kontrolliertes Territorium oder ukrainisches Gebiet anreisen.

Zu den G7-Staaten, die die Inspektion sowohl technisch als auch finanziell unterstützen wollen, gehören neben Deutschland und den USA auch Großbritannien, Frankreich, Italien, Kanada und Japan.

"Wir bekräftigen, dass das Atomkraftwerk Saporischschja und die Energie, die es produziert, der Ukraine gehört und betonen, dass jegliche Versuche von Russland, das Kraftwerk vom ukrainischen Stromnetz zu nehmen, inakzeptabel sind", hieß es in der Mitteilung. Die russische Besatzung erhöhe das Risiko eines nuklearen Unfalls und gefährde die Bevölkerung der Ukraine, der Nachbarstaaten und der internationalen Gemeinschaft. (dpa/ank)

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