Der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Scheich Mohammed bin Sajid Al Nahjan, hat den vom FBI gesuchten Innenminister der Taliban in Abu Dhabi empfangen. Das gab der Sprecher der in Afghanistan herrschenden Islamisten am späten Dienstagabend auf X bekannt. Für Siradschuddin Hakkani ist es der erste öffentlich bekannte Auslandsbesuch seit der erneuten Machtübernahme der Taliban im August 2021. Die USA haben auf Hakkani ein Kopfgeld von bis zu zehn Millionen US-Dollar ausgesetzt.
Auch die staatliche Nachrichtenagentur der Vereinigten Arabischen Emirate WAM berichtete von dem Treffen am Dienstag. Al Nahjan und Hakkani haben demnach über Möglichkeiten gesprochen, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu verbessern. "Die Gespräche konzentrierten sich auf die Bereiche Wirtschaft und Entwicklung sowie auf die Unterstützung des Wiederaufbaus und der Entwicklung in Afghanistan", schreibt WAM. Nach Angaben der Taliban nahm auch der Chef des Taliban-Geheimdienstes, Abdul Hak Wasik, teil. Wasiq ist ein ehemaliger Guantánamo-Häftling.
Innenminister Hakkani ist gleichzeitig Kopf des Hakkani-Netzwerkes, das von den USA als Terrororganisation eingestuft wird. Das Netzwerk soll hinter zahlreichen blutigen Anschlägen gegen die ehemalige, von damals internationalen Truppen gestützte Republik stecken, bei denen auch US-Staatsbürger ums Leben kamen.
Die Emirate hatten neben Pakistan und Saudi-Arabien die erste Taliban-Regierung in den 1990er Jahren offiziell anerkannt. Derzeit verwaltet ein in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässiges Unternehmen die wichtigsten Flughäfen Afghanistans in den Städten Kabul, Balch und Kandahar. Auch in den VAE beheimatete Fluglinien fliegen Kabul an. Gleichzeitig nahmen die Emirate den ehemaligen afghanischen Präsidenten Ashraf Ghani, der im August 2021 im Zuge der Machtübernahme der Taliban aus Kabul floh, auf.
Bislang hat kein Land die Taliban-Regierung offiziell anerkannt. Westliche Staaten fordern für eine Anerkennung unter anderem die Einhaltung von Menschen- und dabei vor allem Frauenrechten in dem Land. Andere Staaten, vor allem Nachbarländer, haben sich für einen pragmatischeren Umgang mit den Islamisten ausgesprochen. In einigen Ländern wie China, Russland, Pakistan oder dem Iran haben etwa Botschafter der Taliban ihre Arbeit aufgenommen. Russland erwägt derzeit, die Taliban von seiner Terrorliste zu streichen. © dpa
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