Maybrit Illner diskutierte am Donnerstagabend (14. März) mit ihrer Runde über das Rentenpaket der Ampel-Regierung und die Frage, wie stabil die Rente ist. Wie viel können die Jungen stemmen, was haben sich die Alten verdient? Eine Liberale warnte an einer Stelle: "Das wird nicht finanzierbar sein", Arbeitsminister Hubertus Heil brachte der Umgang mit Rentnern auf die Palme – sprach aber auch klare Worte in Sachen Lebensarbeitszeit.
Die Babyboomer – die geburtenstärksten Jahrgänge – gehen bald in den Ruhestand. Was die Politik den Alten garantiert, müssen die Jungen mit höheren Rentenbeiträgen und Steuerzuschüssen stemmen. Die Ampel will das Rentensystem stabilisieren, unter anderem mit einem Generationenkapital, das am Aktienmarkt investiert wird. Eine gute Idee?
Das ist das Thema bei "Illner"
1962 kamen auf einen Rentner noch sechs Beitragszahler. 2050 werden es nur noch 1,3 sein. Wie soll das Rentensystem angesichts des demografischen Wandels funktionieren? Und was kann das Rentensystem stabilisieren?
Das sind die Gäste
Hubertus Heil (SPD): "Inzwischen wird über die Rentnerinnen und Rentner von heute geredet, als hätten sie nie gearbeitet. Die haben sich ihre Rente verdient", erinnerte der Bundesarbeitsminister. Wenn die Politik nicht handeln würde, würde ab 2027 das Rentenniveau "runtersacken" und die Beiträge steigen. Es ärgere ihn, wenn Generationen gegeneinander ausgespielt würden.- Franziska Brandmann (FDP): Die Vorsitzende der Jungen Liberalen meinte: "Ich finde das Paket so nicht verabschiedungswürdig. Da muss stark nachgebessert werden." Die Alten und die Jungen seien auf ein stabiles Rentensystem angewiesen. "Ein Zahler auf einen Rentner im Jahr 2050 – das ist ganz sicher nicht stabil und das wird auch nicht finanzierbar sein", warnte Brandmann.
- Verena Bentele: "Ich habe überhaupt kein Verständnis dafür zu sagen, die Alten kosten uns zu viel Geld", meinte die Referentin vom Sozialverband VdK. Sie habe aber auch kein Verständnis dafür, den Jungen zu sagen: "Ihr müsst gucken, wie ihr privat vorsorgen könnt." Viele Menschen hätten das Geld nicht dafür, bekämen keine Betriebsrenten oder würden nicht so viel verdienen, dass sie in Aktien investieren könnten.
- Monika Schnitzer: "Mit dem Generationenkapital ist nicht viel gewonnen", war sich die Wirtschaftsweise sicher. Es solle mit Schulden finanziert Geld am Aktienmarkt angelegt werden. "Das bringt hoffentlich eine schöne Rendite, davon muss man aber erstmal die Kreditzinsen zahlen", erinnerte sie. Am Ende bringe es höchstens einen halben Prozentpunkt weniger Beitragsanstieg. Es sei sinnvoll, den Rentenanstieg zu verlangsamen.
- Hermann-Josef Tenhagen: Der Chefredakteur von "Finanztip" sah die eigentlichen Stellschrauben mit dem Rentenpaket nicht angegangen. Stattdessen müsse man über die Erwerbsmöglichkeiten von Frauen und die Migration sprechen. "Bei der Lebensarbeitszeit haben sich die beiden Minister einen schlanken Fuß gemacht", befand er. Sie hätten nur gesagt, man müsse sie verlängern, aber nicht obligatorisch und nicht per Gesetz.
Das ist der Moment des Abends bei "Illner"
Heil erklärte: "Mir geht es darum, dass wir eine Tatsache aussprechen. Die gesetzliche Rente ist für die meisten Menschen die tragende Säule der Alterssicherung." Das sei die Realität der meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
"Das gesetzliche Renteneintrittsalter wird auf 67 steigen", kündigte er an. Menschen seien aber unterschiedlich. "Wenn sie mit 15, 16 in Arbeit kommen, wenn sie hart in Berufen arbeiten – als Pflegerin, als Schichtarbeiter, als Handwerker – dann werden sie niemals bis 69, 70, 71 arbeiten können." Eine stumpfe Erhöhung des gesetzlichen Renteneintrittsalters würde für viele Menschen eine Rentenkürzung bedeuten. "Weil die dann zwar früher in Rente gehen, aber Abschläge in Kauf nehmen", kritisierte er.
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Das ist das Rede-Duell des Abends
Wirtschaftsexpertin Schnitzer äußerte sich: "Jemand, der aktuell diese Rente mit 63, demnächst 64, in Anspruch nimmt, ist überdurchschnittlich gesund. Das sind nicht die Menschen, die gar nicht mehr arbeiten können. Die können noch!"
Heil war klar anderer Meinung: "In einer Pflegeeinrichtung, auch wenn sie gesund sind, mit 67, 68, 69 zu arbeiten ist sowas von lebensfremd." Man ignoriere die Realität, wenn man Menschen, die seit ihrem 15. oder 16. Lebensjahr arbeiten, sagen würde, dass sie bis 69 oder 70 arbeiten müssen.
Brandmann sagte: "Bei der Rente mit 63 gehen Menschen abschlagsfrei in Rente, die teilweise sehr viele Jahre in der kommunalen Verwaltung gearbeitet haben." Natürlich habe sie Respekt vor der Leistung, doch es gehe durch die abschlagsfreie Rente in diesem Alter viel Geld und Expertise am Arbeitsmarkt verloren.
So hat sich Maybrit Illner geschlagen
Witzige Einstiegsfrage zum Sendungsauftakt: "Warum klebt sich niemand am Ministerium von Hubertus Heil fest von den jungen Leuten?" Der folgende Tonfall der Sendung war dann doch eher trockener, aber nicht weniger spannend. An den entscheidenden Stellen hatte Illner die richtigen Zahlen parat: Als Heil aufzeigte, ohne ein Handeln der Politik würde das Rentenniveau absacken, hielt Illner ihm entgegen: "Die Beiträge würden auch steigen auf 21,3 Prozent und mit dieser Garantierente werden sie auf 22,7 Prozent steigen."
Das ist das Ergebnis bei "Illner"
Illner bezeichnete ihre Sendung zum Schluss als "instruktiv". Das war sie auch, hätte aber auch etwas mehr "konstruktiv" sein dürfen. Denn diskussionswürdige Ideen kamen zwar auf den Tisch – Selbstständige und Beamte in die gesetzliche Rente einzubeziehen oder die Rente an der Inflation und nicht am Lohnniveau zu messen beispielsweise –, wurden aber nicht weiter ausgeführt oder durchdekliniert.
Abseits der zahlenlastigen Schaubilder, die das Thema nun mal mit sich bringt, konstatierte Heil: "Wir haben immer noch Großkonzerne in diesem Land, die top-fitte Menschen mit 58, 59 nach Hause schicken. Das wird sich diese Gesellschaft nicht mehr leisten können!"
Verwendete Quellen
- ZDF: Sendung "Maybrit Illner" vom 14.03.2024
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