Neben Staaten wie Europa, Russland, den USA, China und Indien ringen neuerdings auch auch Privatunternehmen um die Macht im All. Bei "Markus Lanz" offenbarte Astrophysiker Harald Lesch, welche Risiken und wirtschaftlichen Begierden dahinterstecken - und warum dort oben "fast so etwas wie eine Diktatur" herrscht.
Das ist das Thema bei "Markus Lanz"
Seit Jahren investiert
Das sind die Gäste
- Matthias Maurer, Astronaut: "Auf die Erde zu schauen, das war fast wie eine Droge, nach der man süchtig wird."
Harald Lesch , Astrophysiker: "Ich finde es ehrlich gesagt ziemlich bestürzend, dass man im Weltall fast sowas hat wie eine Diktatur."- Andrea Rotter, Sicherheitsexpertin: "Generell kann man seit einigen Jahren wirklich ein Wettrennen um die Vorherrschaft im Weltall beobachten."
- Matthias Spott, Raumfahrtunternehmer: "Es braucht eine Regelung, damit wir kein Wildwest haben."
Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"
ZDF-Moderator
Sicherheitsexpertin Andrea Rotter fügte hinzu, dass neben der "Rohstoffextraktion" auch eine feste Forschungsstation auf dem Mond geplant sei, die beim Weiterflug zum Mars hilfreich sein könnte. "Generell kann man seit einigen Jahren wirklich ein Wettrennen um die Vorherrschaft im Weltall zwischen den Staaten beobachten und da ist der Mond eine wichtige Komponente", so Rotter. Beim Erdtrabanten gehe es laut der Sicherheitsexpertin mit Blick auf China, Russland, Amerika und Indien darum, "eine Art Vormachtstellung zu erlangen". Lanz stellte überrascht fest: "Das klingt wie Wilder Westen!" Raumfahrtunternehmer Matthias Spott stimmte zu: "Ein bisschen ist das leider auch so."
Der Unternehmer ergänzte, dass es zwar einen "Weltraumvertrag" gebe, "der schon in den 60er-Jahren geschlossen" wurde. Doch die völkerrechtliche Regelung von damals greife heute schon lange nicht mehr. "Tatsächlich sehen wir im Moment eher Wildwest und das macht auch mir als Unternehmer in diesem Umfeld durchaus Sorgen", gab Spott zu.
Das Rennen zum Mond sei laut Spott jedoch längst nicht nur "ein Rennen zwischen Staaten", sondern mittlerweile auch zwischen privaten Unternehmen. Daher plädierte Spott für mehr europäische Einsätze im All: "Es geht darum, jetzt dabei zu sein. Jetzt mitzumachen in diesem Spiel, um es nicht nur den Milliardären zu überlassen, oder den Autokraten - sondern ein wertebasiertes Wirtschaftssystem mitzubegleiten, mitzubestimmen, mitzugestalten."
Harald Lesch reagierte mit Blick auf Privatmänner wie Elon Musk, dem mittlerweile mehr als die Hälfte der im All vorhandenen aktiven Satelliten gehöre, sorgenvoll: "Wir kriegen sowas wie eine Diktatur. Das sind Einzelpersonen, die mit ihren eigenen Interessen auf einmal den Himmel über uns (...) zu den Zwecken und Zielen benutzen, die nur sie definieren." Dabei fühle er sich stets an den "James Bond"-Film "Moonraker" erinnert, in der ein Milliardär bis auf wenige Auserwählte die gesamte Menschheit vernichten will.
Matthias Maurer nickte: "Ja, leider ist der Weltraum nicht reglementiert oder reguliert." In dem Zusammenhang warnte Lesch auch vor den Folgen für die Natur, wenn einerseits immer mehr Weltraummüll und Satelliten produziert werden und wir so tun, "als könnten wir diese Naturgesetze (...) bis zum Limit pushen oder darüber hinausgehen."
Zum anderen sagte er mit Blick auf die Klimabilanz von Weltraumflügen: "Der Flug ins Weltall ist momentan mit den Treibstoffen, die verwendet werden, extrem klimaschädlich. Das ist ein deutlicher Unterschied pro Passagier, was den CO2-Ausstoß betrifft." Ein Massentourismus "würde einen ganz erheblichen Teil zur Klimaerwärmung beitragen".
Matthias Maurer gab abschließend zu bedenken: "Wenn wir uns einmal einen Tag vorstellen würden ohne Satelliten, dann würden wir unseren Alltag nicht mehr wiedererkennen."
So hat sich Markus Lanz geschlagen
Dem ZDF-Moderator gelang am Mittwochabend eine angeregte Debattenrunde, in der nicht nur über das Weltall und den Wettkampf einzelner Staaten sinniert, sondern auch über Einzelpersonen wie Elon Musk ausführlich gesprochen wurde. Lanz schaffte es zudem, die Diskussion immer wieder aufs Wesentliche zurückzubringen, wenn Astrophysiker Harald Lesch zu detailliert und komplex in die Materie einzusteigen drohte.
Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"
Der Wettkampf ums All ist allgegenwärtig. China droht den USA den Rang abzulaufen, was die erneute Landung auf dem Mond angeht. Immer mehr Staaten - und auch Privatmänner wie Elon Musk - nehmen sich das Weltall zum großen Ziel für Zukunftsgeschäfte.
Sicherheitsexpertin Andrea Rotter erklärte in dem Zusammenhang, dass wir alle mittlerweile "unglaublich abhängig" von diversen "satellitengestützten Diensten" wie dem Wetterbericht, Online-Banking oder einfacher Verkehrsnavigation seien. Dadurch sei der Weltraum laut Rotter auch "ein Mittel der Machtprojektion" geworden. Harald Lesch warnte daraufhin energisch: "Wir können doch solchen Leuten wie Musk oder anderen nicht überlassen, was über unseren Köpfen passiert!"
Und anstelle den Mars besiedeln zu wollen, plädierte der Astrophysiker dafür, lieber den "Erdplaneten zu reparieren bei den Schäden, die wir angerichtet haben", denn: "Meine Güte, was hat sich das Universum für eine Arbeit gemacht, ein Wahnsinn, wahrscheinlich den tollsten Planeten der Milchstraße zu schaffen, und den dürfen wir bewohnen." © 1&1 Mail & Media/teleschau
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.