Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz hat indirekt seine Bereitschaft für eine Kandidatur zum CDU-Vorsitz bestätigt. Er sei bereit, Verantwortung zu übernehmen, sagte Merz am Donnerstagabend bei einem Mittelstandsforum in Berlin.

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Auf die konkrete Nachfrage des Moderators, ob er für den Parteivorsitz und die Kanzlerkandidatur antrete, antwortete Merz aber nicht direkt. Der Vizepräsident des CDU-Wirtschaftsrates erklärte, er rechne mit einer Entscheidung über die Personalfragen wahrscheinlich bis zur Sommerpause.

Merz betonte zugleich: "Wir müssen wirklich sorgfältig abwägen, in welcher Kombination und Konstellation wir in die nächste Bundestagswahl gehen." Es gebe auch einen Tag danach: "Wir müssen dafür sorgen, dass die Union zusammenbleibt. Das ist nicht trivial." Jene, die zur Übernahme von Verantwortung bereit seien, müssten nun Zeit bekommen, über die künftige Aufstellung zu beraten. CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer habe Recht mit der Auffassung, dass Parteivorsitz und Kanzlerschaft in eine Hand gehörten.

Merz sagte, nach seiner Kandidatur für den Parteivorsitz im Jahr 2018 hätten es viele als komisch empfunden, wenn er nicht erneut darüber nachdenken würde. Man führe nun Gespräche miteinander und mit der Parteivorsitzenden. Er habe kommende Woche ein Gespräch mit Kramp-Karrenbauer, die den Anspruch darauf habe, "dass sie diesen Prozess führt". Alle Interessenten verbinde eines: "Wir wollen dafür sorgen, dass die Union aus diesem Parteitag, der jetzt notwendigerweise stattfindet, gestärkt hervorgeht. Ich will dazu meinen Beitrag leisten."

Merz hat noch keine Lust auf "Aktion Abendsonne"

Er sehe auch die Umfragen - diese seien aber auch nicht alles, sagte Merz vor dem Hintergrund von Umfragen, in denen er vorne liegt im Vergleich zu den anderen möglichen Kandidaten, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Gesundheitsminister Jens Spahn. In Umfragen liege die CDU bei 22 Prozent. Das sei furchtbar. Das Potenzial liege aber bei 35 plus x. Dieses Potenzial müsse man nun gemeinsam ausschöpfen. Er habe das Gefühl, einen Beitrag leisten zu können, dass es in Deutschland gut bleibe - und vielleicht ein wenig besser werde, sagt Merz da in seinem gewohnt nüchternen Ton. Eigentlich könne er sich in seinem Alter ja auch der "Aktion Abendsonne" hingeben, sagt der 64-Jährige. Doch dazu habe er keine Lust, macht Merz im selben Atemzug klar. Vor allem treibe ihn das Erstarken rechter Parteien um, sagt Merz und meint auch die AfD. "Wenn ich dazu etwas beitragen kann, dass dieses Gesindel wieder verschwindet, dann leiste ich diesen Beitrag", wütet er. Später bedauert er den Kraftausdruck.

Interessant sind noch ein paar andere Einlassungen von Merz. So sagt der Mann, der bei einem lange zurückliegenden CDU-Parteitag mit dem Vorschlag einer Steuererklärung, die auf einen Bierdeckel passe, nun: "Der Bierdeckel ist tot. Vergessen Sie den Bierdeckel." Er blicke nicht zurück, sondern nach vorne. (ash/dpa)

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